Disco

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Datum: 26.06.2009 | VÖ: 26.06.2009 | Herausgeber: Koch Media GmbH | Kategorie: Film

Didier Graindorge ist über 40 und der typische Loser: in Le Havre im "Hotel Mama" wohnend, arbeitslos, geschieden, Ex-Frau Bridget lebt mit dem gemeinsamen Sohn Brian in England. Was Didier anfasst, geht meist schief. Seine Glanzzeit ist rund ein Vierteljahrhundert her, als er noch als Discotänzer "Didier Travolta" bekannt war und zusammen mit seinen Freunden Neuneuil und Walter als "Bee Kings" die Tanzflächen der Discos unsicher machte. Didier lebt irgendwie immer noch in dieser Zeit, während Walter als Dockarbeiter im Hafen arbeitet und Pantoffelheld Neuneuil Fachverkäufer in einem Elektronikmarkt ist und sich auf die Prüfung als Abteilungsleiter vorbereitet, um seiner Frau ein besseres Leben zu bieten.

Als Papa Jackson, gemeinsam mit der "Baronin" Besitzer des Clubs "Gin Fizz", einen nostalgischen Disco-Tanzwettbewerb organisiert, will Didier es wieder wissen. Immerhin winkt als 1. Preis eine Reise nach Australien für zwei Personen - und die möchte Didier für seinen Sohn Brian gewinnen, denn seine Ex-Frau lässt ihn nicht zu seinem Vater reisen, weil sie glaubt, dass Didier Brian keine richtigen Ferien bieten kann. Didier schafft es tatsächlich, dass sich Walter und Neuneuil noch einmal bereit erklären, an dem Wettbewerb teilzunehmen.

Didier weiß, dass sie als Tänzer doch erheblich aus der Übung sind und engagiert als Choreographin die Tanzlehrerin France, die eigentlich klassisches Ballett unterrichtet und aus einer großbürgerlichen Familie stammt. Während Papa Jackson Didier weiter ermuntert, findet Didiers übriges Umfeld seine erneute Disco-Manie einfach lächerlich, insbesondere Guillaume, Frances verheirateter Bruder, bei dem sie noch wohnt. Damit sie endlich auszieht, versucht er schon länger erfolglos, sie mit einer guten Partie zu verkuppeln. France findet Didiers Disco-Welt witzig und lässt sich mehr und mehr auf Didier und seiner Disco-Welt ein. Didier selbst verliebt sich bis über beide Ohren in France. Als Didier schließlich ohne Frances' Wissen bei ihren Eltern auftaucht, schießt er weit über das Ziel hinaus, denn France ist über Didiers Alleingang extrem verärgert. Zum richtigen Eklat kommt es jedoch erst, als Didier auf Frances Geburtstag zufällig Guillaumes abfällige Reden über ihn hört. Für die "Bee Kings" scheint es endgültig das Aus zu sein...

Der Film ist glücklicherweise kein Film, der einfach nur das Disco-Fieber aus den 70ern widerspiegelt und allenfalls ein Remake eines Disco-Tanzfilms ist, sondern verlegt den Disco-Gedanken in die heutige Zeit. Der Disco-Tanzwettbewerb soll ein witziges nostalgisches Event sein, doch Didier sieht darin wesentlich mehr, denn zum Einen lebt quasi seine Vergangenheit wieder auf, in der er sich als Jugendlicher so wohl gefühlt hat. Andererseits hat er damit die Chance, bei seiner Ex-Frau, seinem Sohn und auch seinem sozialen Umfeld zu punkten. Der Reiz liegt in den Gegensätzlichkeiten: die vergangene Disco-"ra und die heutige Zeit, Didiers Arbeitermilieu und Frances Upperclass. Die Darsteller agieren wirklich hervorragend und zeigen viel Spielfreude. Franck Dubosc als Didier nimmt man die weltfremde Naivität und Disco-Begeisterung ohne weiteres ab, derweil Emmanuelle Béart die Tanzlehrerin France mit sehr viel Gefühl darstellt. Gérard Depardieu als Clubbesitzer Papa Jackscon ist zwar eher in einer Nebenrolle zu sehen, aber das Filmbild ist kaum ausreichend für seine immense Präsenz.

Regisseur Fabien Onteniente hat hier nicht nur ein gutes Händchen bei der Auswahl der Darsteller bewiesen, sondern mit diesem Film auch eine Hommage an die Disco-"ra der 70er Jahre mit Schlaghosen und Plateauschuhen geschaffen. Der Film ist zwar kein unbedingtes Muss, doch wer die 70er als Jugendlicher in den Discos erlebt hat, wird hier wieder an seine Jugend erinnert. Bei der Musik von Boney M., The Weather Girls, The Jacksons, Earth, Wind & Fire, Sylvester, Gloria Gaynor, Donna Summer, Bee Gees, Tina Charles, Carl Douglas und vielen anderen möchte man fast wieder mittanzen. Die 98 Minuten Laufzeit sind für Disco-Fans daher durchaus sehenswert. (Übrigens: Der "disco"-Schriftzug im Gin Fizz scheint der damaligen TV-"Disco" mit Ilja Richter entnommen zu sein. Wohl eher Zufall, aber für deutsche Zuschauer ein witziges Schmankerl.)

Die DVD enthält den Film im 16:9-Format mit deutschem und französischem Ton, deutsche Untertitel sind in beiden Sprachfassungen wählbar. Als Extras sind nicht nur der Originaltrailer und der deutsche Trailer enthalten, sondern auch ein sehr ausführliches 'Making of' von knapp 47 Minuten Länge (OmU). Die Schärfe ist durchgehend sehr gut, die Farben sind klar und kräftig. Der Ton (DD 5.1) ist klar und deutlich verständlich, sowohl im französischen als auch im deutschen. Das Wendecover kann mit oder ohne "FSK:0"-Aufdruck verwendet werden. (gh)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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