Dieter Nuhr ist jemand, der in der derzeitigen deutschen Comedyszene nicht mehr wegzudenken ist. Der studierte Kunstpädagoge versuchte sich bereits im Jahre 1987 als Kabarettist und ging 1994 zum ersten Mal solo auf Tour. 2003 erhielt er für seine Live-Tour sogar den deutschen Comedypreis. Nach den mehr als erfolgreichen Programmen "Nuhr vom Feinsten" und "Ich bin's Nuhr" veröffentlichte er nun sein neuestes Programm, welches den Titel "Nuhr die Wahrheit" trägt.

Im März 2009 wurde der Auftritt im Schauspielhaus Hamburg aufgenommen. Eine wohl ideale Location für einen Comedyauftritt: Während vor der Bühne zahlreiche Zuschauer Platz gefunden haben, sitzen weitere Gäste auf den Rängen, die unter der rustikalen Fassade des Saales bestens zur Geltung kommen und dem Raum einen eigenen Flair verleihen.

Das Programm selbst hat eine Laufzeit von 104 Minuten und durchkämpft zahlreiche Themen, die sowohl klassisch, aktuell als auch zeitlos sind. So beginnt Nuhr zunächst mit einem aktuellen Part. Neben der Insolvenz des Automobilherstellers Opel befasst er sich mit der Finanzkrise und weiteren markant-prekären Problemen des derzeitigen Zeitgeschehens. Um einen Zusammenhang zum Titel des Programms herzustellen, geht er danach auf die "Wahrheit" ein und erläutert die nähere Bedeutung dieses Wortes in unserer Gesellschaft. Weiterhin schneidet Nuhr die von Mario Barth mehr als ausgelutschten Unterschiede zwischen Mann und Frauen an. Dies greift er jedoch unter einem gewissen Aspekt des zynischen Kabaretts auf, sodass es nicht zu überzogen wirkt, wie es bei seinen Kollegen aus der Komiker-Szene oftmals der Fall ist. Auch das Thema Religion wird schnell zum Gesprächsmittelpunkt Nuhrs.

Das Bild ist im angenehmen 16:9-Format und von guter Qualität. Der Sound liegt dem Zuschauer leider nur in einer Zweikanalfassung vor. Die Extras machen sich mit einer Spieldauer von 38 Minuten auf dem Silberling bemerkbar. So erwarten den Zuschauer neben dem Hauptprogramm eine Zugabe, eine kleine Dreingabe und eine Hafenrundfahrt, bei der Dieter Nuhr den Hafen Hamburgs unsicher macht.

Im Großen und Ganzen weiß es Nuhr, einen gewissen Mittelweg aus Kabarett und Komik zu finden, der ihn zielgruppenübergreifend interessant macht. So spricht er mit dem leicht überheblich angehauchten New-Age-Comedy-Stil das jüngere Publikum an und kontert dies mit einem Hauch Kabarett im nächsten Moment wieder aus, mit dem die intellektuell-gehobenen Zuschauer nicht zu unterfordern. Dieter Nuhr ist einer der wenigen erfolgreichen Personen, die das gute alte Kabarett nicht vergessen bzw. vernachlässigt haben. Bleibt nu(h)r zu hoffen, dass dies nicht das letzte Programm von Dieter Nuhr sein wird. (dl)

Wertung: (9 von 10 Punkten)