Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand (DVD + Buch)

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Datum: 10.05.2009 | VÖ: 14.05.2009 | Herausgeber: Film 101 | Kategorie: Film

Neben Karl Ritter und Veit Harlan ist Wolfgang Liebeneiner ohne Frage einer der umstrittensten deutschen Regisseure. Das rührt daher, dass sowohl die beiden zuerst genannten als auch Liebeneiner im nationalsozialistischen Deutschland führende Regisseure waren und gerade deshalb einige Propagandafilme auf dem Kerbholz haben. Diese wurden damals zum Teil eng in Zusammenarbeit mit den damaligen Machthabern inszeniert. Allen voran ist da natürlich der Propagandaminister Joseph Goebbels zu nennen, der selbst ein bekennender Filmliebhaber war und sich aus diesem Grund sehr für die Filmwirtschaft einsetzte und sich oft höchstpersönlich um die Realisierung der eben genannten Propagandafilme gekümmert hat.
Auch Liebeneiner hat mit seinen Filmen einen Teil zu dieser politischen Meinungsbildung beigetragen. Neben seinen zwei "Bismarck"-Filmen wurde vor allem sein Projekt "Ich klage an" aus dem Jahr 1941, das als Plädoyer für Euthanasie inszeniert wurde, zu seinem späteren Verhängnis. Dieser Film, der den damaligen Machthabern zu dieser Zeit wunderbar mit ins Programm passte, sorgte dafür, dass Liebeneiner sich nach '45 immer wieder Vorwürfe anhören musste, eine Teilschuld an den Missständen im dritten Reich zu tragen. Anders als viele seiner Kollegen konnte er aber bereits ab Herbst '47 seine Arbeit als Regisseur wieder ausüben. Bis in die 80er Jahre hinein war Wolfgang Liebeneiner noch als Spielleiter in zahlreichen Filmen tätig und konnte mit Werken wie "1. April 2000" (1952), "Die Trapp-Familie" (1956), "Sebastian Kneipp" (1958) oder mit dem Lustspiel "Schwejks Flegeljahre" (1963) große Erfolge feiern. Auffallend dabei ist, dass er immer wieder historische Stoffe aufgegriffen hat.

Einer davon ist die Literaturverfilmung von Johann Wolfgang von Goethes "Götz von Berlichingen", den Liebeneiner als "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" in die Kinos brachte. Dabei hat er nicht nur Regie geführt, sondern auch die Buchvorlage selbst bearbeitet. Für dieses Projekt konnte er Schauspieler wie Raimund Harmstorf (als Götz von Berlichingen), Sky Dumont, Klausjürgen Wussow, Adrian Hoven, Hans Holt, Herbert Fux oder Karl Lieffen gewinnen. Auch der restliche Stab wurde mit erfahrenen und routinierten Leuten wie Ernst W. Kalinke (Kamera), Fritz Baader (Kamera), Ernst Brandner (Musik) oder Franz Achter (Produktionsleitung) sehr gut besetzt. Für die Action-Regie hat man sogar den Winnetou-Regisseur Harald Reinl verpflichten können.

Diese Mischung an großartigen Leuten hat dafür gesorgt, dass das handwerkliche Können der jeweiligen Beteiligten sich merklich auf die Qualität des Filmes ausgewirkt hat. Gerade die Kampfszenen finde ich sehr gut gelungen, auch wenn ich die Masse an Truppeneinheiten zum Teil etwas knapp finde. Die Frage ist hierbei, ob die Gründe dafür historische Tatsachen oder mangelndes Budget sind. Ansonsten gibt es auf dem ersten Blick wenig zu bemängeln. Die Schauplätze sind super, die schauspielerischen Leistungen sehr gut und das richtige Flair vermittelt der Film ebenfalls. Lediglich Kleinigkeiten, die sowohl auf die Ungenauigkeit der Schauspieler als auch auf die Regisseure zurück zu führen sind, stören an manchen Stellen. Das beste Beispiel ist wohl die Gerichtsszene, in welcher Götz von Berlichingen sich gegen eine große Gruppe von Männern zur Wehr setzen möchte. Da die Männer den Mann mit der eisernen Hand fürchten, greifen sie nicht gleich an. Als jedoch der erste los legt, bleiben alle anderen um Berlichingen herum stehen als würden sie auf ihren Einsatz warten. Nachdem Götz den ersten niedergeschlagen hat, denkt der Rest gar nicht daran, anzugreifen oder sich zurück zu ziehen. Statt dessen halten sie wie Schaufensterpuppen ihre Schwerter nach vorne in die Luft und warten nur darauf, dass Berlichingen ihnen diese aus der Hand schlägt.

Vom handwerklichen Können einmal ganz abgesehen gibt es einen anderen nicht irrelevanten Punkt, den man bei diesem Film ansprechen muss: Wie es bei vielen historischen Stoffen, die auf einer literarischen Grundlage basieren, der Fall ist, ist auch die Geschichte und die filmische Inszenierung zu "Götz von Berlichingen" sehr trocken. Man sieht dem Film an, dass Liebeneiner seinen Fokus weniger auf die Unterhaltung, sondern vielmehr auf den historischen und literarischen Aspekt gelegt hat. Freunde von solchen Stoffen werden bei "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" voll auf ihre Kosten kommen. Alle anderen sollten sich dies vor dem Kauf vor Augen halten.

Bei der DVD-Umsetzung des Filmes hat man sich sichtlich Mühe gegeben. Zusätzlich zur eigentlichen DVD findet man in einer Box, die leider aus sehr dünnem Karton hergestellt wurde, einen Nachdruck einer Originalausgabe des Buches "Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen, Zugenannt mit der Eisernen Hand" aus dem Jahr 1910. Diese exklusive Neuauflage beinhaltet zahlreiche Illustrationen und wertet die DVD-Box wesentlich auf, auch wenn das Buch, genau wie die Box selbst, sehr einfach produziert wurde.
Die DVD selbst beinhaltet neben dem Hauptfilm lediglich eine kurze Biographie über Götz von Berlichingen sowie eine Rubrik mit Werbung in eigener Sache. Dort findet man neben Informationen zur Firma "Film 101" auch einige DVD-Trailer aus dem Programm. Auch auf der Rückseite des Inlays, das man durch die durchsichtige Hülle sehen kann, wenn man diese offen hat, kann man Werbung der Produktionsfirma finden. Ein Beiheft mit weiteren Informationen ist leider nicht vorhanden, dafür ein einseitig bedrucktes Beiblatt, das noch einmal die wichtigen Filminformationen kompakt zusammenfasst. Das Artwork der Box ist sehr einfach, aber auch in vollem Umfang ansprechend gestaltet.

Unterm Strich fällt die Bewertung dieser Box positiv aus. Mit der DVD-Veröffentlichung von "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" hat man einer Filmrarität dazu verholfen, von einem breiten Publikum noch einmal wahr genommen werden zu können. Mit dem zusätzlichen Buch haben die Macher ein passendes und interessantes Extra gefunden, jedoch hätte ein ausführliches Beiheft, sowie Interviews, Pressematerial oder sonstige passende Archivaufnahmen, das auch als Bonusmaterial Platz auf der DVD gefunden hätte, das ganze wunderbar abgerundet. So bleibt die "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand"-Box nur ein halber Spaß, es sei denn man mag literaturgetreue, historische Stoffe. Der Käufer kriegt hier in jedem Falle etwas geboten, doch da hätte noch viel mehr drin sein können. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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