Das Millionenspiel + Smog

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Datum: 25.04.2009 | VÖ: 03.04.2009 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Film

Der Autor und Journalist Wolfgang Menge wurde vor kurzem 85 Jahre alt. Dieser runde Geburtstag bzw. dieses stolze Alter ist natürlich ein Grund zum Feiern und auch die perfekte Möglichkeit, noch einmal auf die Werke von Wolfgang Menge zurückzublicken. Dabei muss man aber auch sagen, dass den meisten Leuten gar nicht bekannt ist, für welche Drehbücher Menge alles verantwortlich ist. Namen wie "Motzki", "Ein Herz und eine Seele", "Stahlnetz" oder "Das Millionenspiel" dürfte jeder kennen und keine weiteren Fragen mehr aufkommen lassen. Diesen Geburtstag hat man zum Anlass genommen, einige von Menges Werken auf DVD zu veröffentlichen. Einerseits war das die erste Komplett-Edition der Kult-Serie "Ein Herz und eine Seele", andererseits eine DVD-Box mit den TV-Filmen "Das Millionenspiel" und "Smog". Bei diesen beiden Filmen handelt es sich um wertvolle Zeitdokumente, die auch heute nichts an ihrer Brisanz verloren haben.

"Das Millionenspiel" aus dem Jahr 1969 erzählt von der gleichnamigen Fernsehshow des Privatsenders TETV, in der ein Kandidat von Auftragskillern eine ganze Woche lang gejagt wird. Schaffen es die Killer, den Mann zu töten, bekommen sie 120.000 DM gezahlt. Überlebt der Kandidat, bekommt dieser am Ende der Show eine Millionen DM als Siegesprämie überreicht. Als Zuschauer des Filmes bekommt man zwar auch Sachen zu sehen, die sich hinter den Kulissen der Show abspielen, doch in erster Linie wirkt es so, als würde die Show gerade im Fernsehen laufen. Da das Ganze aber Science-Fiction ist, die Show also einige Jahre in der Zukunft spielen soll, hat man sich Gedanken gemacht, wie sich die Fernsehlandschaft weiterentwickeln könnte. So wurde mit TETV für die Geschichte ein privater Fernsehsender erfunden, wobei man beachten muss, dass es private Fernsehsender in der Bundesrepublik erst fünfzehn Jahre später gab. Die Werbung, die man zu sehen bekommt, wird nicht in Blöcken gezeigt, sondern ohne Vorwarnung als einzelner Spot einfach mitten im Geschehen abgespielt, so wie es seit einigen Jahren wirklich der Fall ist. Die Show selbst erinnert stark an die Reality-Show-Formate, die es seit der Jahrtausendwende auch zu Genüge im Fernsehen zu sehen gibt. Nur hier ist man schon einen Schritt weiter gegangen, denn der Kandidat Bernhard Lotz spielt um sein Leben. Im Film bekommt man auch zu hören, dass zu diesem Zwecke extra ein Gesetz geändert wurde, um diese Art von Spielshow umsetzen zu können. Sehr erschreckend ist es, mit welcher Routine, Selbstverständlichkeit und geheuchelter Gefühlsduselei Dieter Thomas Heck als Moderator Thilo Uhlenhorst durch die Sendung führt. In Interviews mit Zuschauern, aber auch in einer Gesprächsrunde eines öffentlich-rechtlichen Senders, die kurz durch einen Bildschirm hinter den Studiokulissen zu sehen ist, bekommt man gezeigt, dass "Das Millionenspiel" zwar umstritten ist, es aber trotzdem erschreckend viele Menschen gibt, die dieses Format befürworten. Wie nahe an der Realität dieser Film ist, zeigen Reaktionen, die es tatsächlich nach der Ausstrahlung dieses Fernsehfilms im Jahr 1970 gab. Denn zahlreiche Zuschauer haben geglaubt, dass diese Show wirklich existiert und einige haben sich sogar als Kandidaten beim WDR beworben. Die Tatsache, dass wir mit unserer heutigen Fernsehlandschaft schon sehr nahe an dem Wahnsinn, den dieser Film aufzeigt, heran kommen und ihn in mancher Hinsicht schon weit überschritten haben, macht "Das Millionenspiel" aktueller und brisanter den je. Den Abstand, den dieser Film aufgrund seines Alters hat, lässt den Zuschauer viel einfacher die menschenverachtende Entwicklung verstehen, die heute schon als selbstverständlich über die Mattscheiben läuft.

Der Film "Smog" ist ähnlich wie "Das Millionenspiel" aufgebaut. Auch dieser Film ist mit fiktiven Nachrichtenbeiträgen und Straßen-Interviews gefüllt, die den Zuschauer die Realitätsbezogenheit der Geschichte vor Augen halten sollen. "Smog" ist ein Öko-Drama von 1973, das davon handelt, dass im Ruhrgebiet eine gefährliche Smog-Wetterlage festgestellt wurde. Die Unruhe im gesamten Ruhrgebiet ist groß, obwohl viele die Lage nicht ernst nehmen. Trotz des Anbruchs einer großen Umweltkatastrophe geht alles wie gewohnt weiter. Erst als sich die heikle Wetterlage ein weiteres Mal verschlechtert und die Krankheitsfälle sich häufen, wird der Smog-Alarm ausgerufen. Das Autofahren wird untersagt und man versucht, das Problem unter Kontrolle zu bringen. Doch es dauert nicht lange, bis es auch Tote gibt. Wie bei "Das Millionenspiel" greift Wolfgang Menge auch hier wieder ein heikles und auch heute noch aktuelles Thema auf. Durch die großartige Regiearbeit von Wolfgang Petersen baut der Film eine sehr bedrückende und realitätsnahe Stimmung auf.

Der Grund, die eben erwähnten Filme in einer gemeinsamen DVD-Box zu veröffentlichen, liegt wohl darin, dass sie gewisse Parallelen haben. Verantwortlich für diese Veröffentlichung ist die Firma "Studio Hamburg", die sich sichtlich Mühe gegeben hat, diese Filme durch eine ansprechende Aufarbeitung entsprechend zu würdigen. Jeder der zwei Filme ist in einem individuell gestalteten Digipack aufbewahrt, die mit einem hochwertigen und ansprechenden Artwork überzeugen können. Schon die Verpackung macht Lust auf die einzelnen Filme. Ein reichlich bebildertes Beiheft beinhaltet neben Inhaltsangaben, Stablisten und mehreren Zitaten auch ein Vorwort von Jörg Pleva, dem Hauptdarsteller von "Das Millionenspiel".
Insgesamt findet man drei DVDs in dieser Box. Die dritte DVD beinhaltet weiterführendes Bonusmaterial. Es handelt sich bei diesen Extras um ein ausführliches Interview mit Wolfgang Menge, sowie ein Portrait über ihn. Als besonderes Schmankerl gibt es noch einen sehr unterhaltsamen und informativen Audiokommentar mit Jörg Pleva auf der DVD zu "Das Millionenspiel". Die Bild- und Tonqualität der Filme ist absolut in Ordnung.

Das Einzige, was man bei dieser Veröffentlichung bemängeln könnte, sind gewisse dramaturgische Schwächen sowie ein paar logische bzw. inhaltliche Fehler in den Filmen. Das Bonusmaterial hätte man mit weiteren Interviews, z.B. mit Dieter Hallervorden, der in "Das Millionenspiel" den Kopf der Auftragskiller-Bande spielt, weiter aufwerten können. Unterm Strich kann man mit dem Gebotenen aber sehr zufrieden sein. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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