Die deutsche Kabarettisten-Szene scheint unendlich groß zu sein. Immer wieder stößt man auf neue Künstler, die Möglichkeiten, sich als Künstler mitzuteilen, scheinen schier unbegrenzt zu sein. Nachdem unzählige Fernsehsender immer wieder die Thematik Komik und Kabarett aufgreifen, macht das Internet mittlerweile endgültig alles möglich.

Einer von diesen unzähligen Kabarettisten ist Bodo Wartke. Ihn kannte ich bisher noch gar nicht. Und das ist schon fast schade, denn Wartke ist schon seit den 90er Jahren aktiv, hat zahlreiche Preise abgeräumt und auch dem Fernsehpublikum ist er nicht mehr fremd. Das, was Wartke darbietet, kann man im Großen und Ganzen als Klavierkabarett zusammenfassen. Ganz in der Tradition von Musikern wie Otto Reutter spielt er am Klavier unterhaltsame und witzige Lieder, die nicht selten auf das Alltagsleben eingehen. So ist es auch wieder in seinem aktuellen Programm "Noah war ein Archetyp". In seinen Liedern beklagt er sich zum Beispiel über den Dauerregen, besingt die Problematik der modernen Computerwelt oder zieht über die US-amerikanische Kultur her. Hin und wieder trägt er auch witzige Gedichte vor oder überbrückt seine Lieder mit lustigen Geschichten und Kommentaren.

Sein aktuelles Programm bietet ein durchaus abwechslungsreiches Reportaire, das kaum einen Wunsch offen lässt. Für meinen Geschmack kommen lediglich die ruhigen Lieder etwas zu oft vor, was für ein paar kleine Längen sorgt. Ansonsten macht die Live-Darbietung von Bodo Wartke ungeheuren Spaß. Die absoluten Höhepunkte sind die beiden Teile seiner König Ödipus Geschichte, die er ganz allein und sehr unterhaltsam auf der Bühne in Reimform darstellt. Das bringt eine Menge Abwechslung und noch eine Extraportion Kultur mit ins Programm und hat das Potential, einen ähnlichen Kultstatus zu bekommen wie die Playmobil-Geschichten, die Harald Schmidt in seinen Sendungen immer wieder gerne mit einbaut. Von diesem Highlight mal abgesehen gehören die Stücke "Guten Abend", "Die Grätchenfrage" und "Archeologie" zu meinen ganz klaren Favoriten. Das Titellied ("Guten Abend") hat sich bei mir sogar zu einem richtigen Ohrwurm entwickelt.

Nachdem "Noah war ein Archetyp" im Jahr 2007 auf CD erschienen ist, hat man im Mai diesen Jahres den Live-Mitschnitt für die DVD-Veröffentlichung vorgenommen. Diese ist im Oktober erschienen und hat mich wirklich vom Hocker gehauen. Die Doppel-DVD beinhaltet neben dem kompletten Bühnenprogramm mit einer Dauer von 150 Minuten zahlreiches Bonusmaterial in Form von entfallenen Szenen aus dem Konzert, einem ausführlichen Interview, einem Musikvideo und einigen anderen ergänzenden Videos. Auch ein Audiokommentar des Bühnenregisseurs Sven Schütze hat den Weg auf den Silberling gefunden, sogar an Untertitel hat man gedacht.

Das DVD-Vergnügen wird durch ein großartiges Artwork abgerundet, das sich vor allem auch im Menü der DVDs bemerkbar macht. Das dicke Beiheft, in dem neben Bildern und Hintergrundinformationen auch sämtliche Liedtexte des aktuellen Programms abgedruckt sind, macht auch meinen letzten potentiellen Kritikpunkt zunichte.

Einzig das Bühnenprogramm, das in meinen Augen noch nicht hundertprozentig ausgereift wirkt, verhindert die volle Punktzahl, die in Verbindung mit dieser Kritik vergeben wird. Ein paar Längen sind noch zu merken und manchmal fehlt es noch an Würze bei der Darbietung des noch sehr jungen Künstlers Bodo Wartke. Manche Witze zünden noch nicht so richtig, andere dagegen werden ausgeschlachtet, bis sie nicht mehr witzig sind ("Worauf ich bei Frauen am meisten achte"). Das war es aber auch schon an Kritik.

"Noah war ein Archetyp" kann ich uneingeschränkt allen Kabarett-Freunden empfehlen. Noch ist Wartke als Geheimtipp einzustufen. Geht er seinen Weg so weiter, dauert es nicht lange und er ist eine der festen Größen der deutschen Kabarett-Szene. Meine Daumen gehen ganz klar nach oben. (sk)

Wertung: (8 von 10 Punkten)