The Fear - Season 1

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Datum: 13.03.2014 | VÖ: 25.02.2014 | Herausgeber: Polyband/WVG | Kategorie: Serie

Die Mini-Serie "The Fear" wurde im Jahr 2013 mit zwei der renommierten Bafta-Awards ausgezeichnet. Und dies nicht unbegründet, denn was hier 200 Minuten lang geboten wird, ist atemberaubend gut gespieltes Drama in vier Episoden vom Feinsten, wovon man sich jetzt dank Veröffentlichung auf DVD überzeugen kann:

Der berühmt-berüchtigte Gangsterboss Richie Beckett (Peter Mullan) hat sich zwar zur Ruhe gesetzt, aber nach wie vor einen immensen Einfluss auf seine Nachbarn und die kriminellen Kreise in Brighton. Sein gesponsertes Bauprojekt am Pier und die Ausflüge durch seinen Fahrer sind da nur netter Zeitvertreib. Wenn es um illegale Machenschaften steht, hat Beckett immer noch ein gewaltiges Wörtchen mitzureden. Von Selbstbewusstsein kann jedoch nicht die Rede sein, denn Becketts Fassade des weisen, alten, gleichzeitig doch zu fürchtenden Mafia-Oberhaupts bröckelt gewaltig. Er muss es mit einem übermächtigen Dämon aufnehmen: seiner fortschreitenden Demenz.

Als Zuschauer ist man zwiegespalten - und gerad das macht den Reiz der vierteiligen Mini-Serie aus. Mullans Spiel ist eindringlich. Mitzuerleben, wie er zum Beispiel von einer bisher nicht gekannten Brutalität dazu getrieben wird, einen Radfahrer, der sich an sein Auto abstützt, fast zu Tode zu schlagen und sich wenige Zeit später an nichts mehr erinnern kann, zerreißt einem einerseits das Herz, lässt einem andererseits jedoch auch denken "Das geschieht dir recht, du Schwein". Kann man - darf man - Sympathien und Mitgefühl aufbringen für einen Mann, der jenseits von Ethik und Recht gehandelt hat und immer noch handelt? Ganz bewusst wird darauf verzichtet, klar Partei zu ergreifen und die moralische Keule zu schwingen. Beckett ist eine arme Sau, der es immer weniger gelingt, seinen Status als Oberschurken aufrecht zu erhalten. Eine unglaubliche Fallhöhe, ein wahnsinniger Absturz ins scheinbar Bodenlose, der zu guter Letzt nicht mehr vor der Umwelt versteckt werden kann.

Zu den Highlights gehören die Szenen mit seiner Ehefrau (eindringlich im Spiel: Anastasia Hille), wenn Beckett nur noch den Wunsch äußert, von ihr in den Arm genommen zu werden und mit ihr "kuscheln" will: Gesichtsverlust auf ganzer Ebene, Dekonstruktion eines über Jahre mit viel Schweiß und noch mehr Blut aufgebautem Gangster-Mythos. Schwer zu ertragen und genau deshalb so genial. Um jede schauspielerische Nuance richtig genießen zu können, sollte man, falls möglich, unbedingt die englische Tonspur einstellen. Wenngleich die deutsche Synchronisation wie nicht anders erwartet gut ausgefallen ist - die volle Tragik und Authentizität kommt erst im Original zur Geltung.

Mit "The Fear" wird eine Serie geboten, bei der die Handlung fast zur Nebensache verkommt. Es ist Beckets Zerfall, der das Herzstück bildet. Sehr interessant wäre ein Interview mit Mullan zu seiner Rolle gewesen, allerdings kommt die DVD-Veröffentlichung ohne Bonusmaterial daher. Dennoch: absolut empfehlenswert. (bv)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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