Der Verdingbub

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Datum: 31.05.2013 | VÖ: 07.05.2013 | Herausgeber: Ascot Elite Home Entertainment | Kategorie: Film

Es gibt immer wieder Filme bei denen ich zögere, die dazugehörige Rezension zu schreiben. Das liegt ganz einfach daran, dass ich einen großen Respekt vor dem Stoff habe und schon vorher weiß, dass ich mit meinem Text diesem Werk und dem zugrundeliegenden Thema nicht gerecht werden kann. Trotzdem möchte ich nicht versäumen einige Zeilen über den Film "Der Verdingbub" zu schreiben. Im Untertitel ist zu lesen: "Verlorene Kinder - Versteigert und Verlost" sowie "Basierend auf 100.000 wahren Geschichten". Das heißt, dass der Film von Markus Imboden, der im Jahr 2011 in der Schweiz gedreht wurde, zwar als Geschichte fiktiv ist, das Grundthema aber äußerst real. Denn der Film handelt von den sogenannten "Verdingkinder", die in der Schweiz bis in die 70er Jahren des letzten Jahrhunderts (ich glaube gehört zu haben, dass der letzte bekannte Fall in den 1980er Jahren geschehen ist, was noch nicht so lange her ist) gequält wurden. Es handelt sich dabei um Waisen- oder auch Scheidungskinder, die als billige Arbeitskräfte von den Behörden verkauft wurden. Meist auf Bauernhöfen wurden sie dort ausgenutzt und nicht selten minderwertig behandelt. Es gab natürlich auch viele Fälle, bei denen diese Kinder gut behandelt wurden, es leben aber bis heute unzählige ehemalige Verdingkinder, die unter ihrem Schicksal leiden.

In der Verfilmung des Stoffes dreht es sich um den zwölfjährigen Knaben Max, der in den 50er Jahren auf den Bauernhof der Familie Bösinger verdingt wird. Dort kommt als weiteres Verdingkind die 15jährige Berteli hinzu. Die Bösingers sind ein verbittertes Ehepaar, das all ihre Wut und ihren Groll an den Kindern auslassen. Ihr Sohn Jakob kehrt von seinem Militärdienst zu seiner Familie zurück. Statt Anerkennung für seine Leistungen zu bekommen, wird er nieder gemacht und nicht viel besser behandelt als die Verdingkinder, was ihn sehr belastet und dafür sorgt, dass in ihm ungeheure Aggressionen aufkommen, die er bald an den beiden Jugendlichen auslässt... Die Situation eskaliert immer mehr. Nur die junge und engagiere Dorflehrerin Esther versucht den Kindern zu helfen. Doch das Fräulein wird von den Behörden nicht ernst genommen.

Die DVD-Veröffentlichung des Films zeigt den Hauptfilm mit einer Länge von knapp 103 Minuten in bester Bild- und Tonqualität. Neben den Dolby Digital Versionen 5.1 und 2.0 gibt es eine Audiodeskription für Blinde. Die Sprachauswahl beinhaltet die Sprachen Deutsch, Schweizer Deutsch, Französisch und Italienisch, als Untertitel kann man zwischen Deutsch, Englisch und Französisch wählen. Hinzu kommen zahlreiche Extras wie Schulmaterial, eine Featurette, ein Making Of, eine Kinovorschau des Films und weitere Trailer von anderen Filmen. Die DVD befindet sich in einer Hülle, die sich wiederum in einem dünnen Pappschuber befindet. Leider wurden Hülle und Pappschuber identisch bedruckt. Hinzu kommt ein Wendecover, das es ermöglicht, das große FSK-Logo auf die Innenseite der Hülle zu verfrachten. Durch das durchsichtige Plastik ist das FSK-Logo und auch der gesamte Restliche Aufdruck dann (genau wie die restliche Optik die man bereits auf dem Schuber und auf der Hülle zu sehen bekommt) dafür noch ein drittes Mal im Innenleben der Hülle sichtbar. Auf dem Pappschuber bleibt das FSK-Logo auf der Haupt-Titelseite weiterhin zu sehen. Ein Beiheft mit weiterführenden Informationen sucht man leider vergebens. Von diesen zwei Negativpunkten (fehlendes Beiheft / Wiederholungen in der Optik) einmal abgesehen gibt es bei dieser Veröffentlichung aber nichts zu meckern. Allein die vielen Sprachfassungen, die Funktion für Blinde und die vielen Untertitelvariationen sind sehr lobenswert und lassen kaum einen Wunsch offen.

Der Film selbst ist unglaublich eindringlich und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, was nur wenige Filme erreichen. Für diesen Streifen sollte man sich viel Zeit nehmen, damit man sich im vollen Umfang auf das Thema einlassen kann. Von diesem harten Schicksal abgesehen, ist der Film außerordentlich spannend und unterhaltsam. Die Schauspieler, die zum Teil sehr bekannt sind (Katja Riemann, Ursina Lardi) aber auch viele unbekannte Gesichter, spielen ihre Rollen sehr überzeugend und eindringlich.

Wer an historischen Stoffen interessiert ist und auch härtere Geschichten verkraften kann, dem kann man diesen Film nur ans Herz legen. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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