Prototype

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Datum: 31.05.2013 | VÖ: 12.06.2009 | Herausgeber: Activision | Kategorie: PlayStation 3

Alex Mercer hat sich was eingefangen, einen sehr lästigen Virus und einen aggressiven dazu. So aggressiv, dass er Alex' Erinnerungen ausgelöscht und seine DNA grundlegend verändert hat. Alex ist kein normaler Mensch mehr, sondern sehr viel mehr oder etwas Niedrigeres als ein Mensch, ganz wie man es betrachten mag.
Alex' Körper kann nun normale Menschen "fressen", d.h. ausnehmen, konsumieren und sie sich einverleiben. Bei diesem Prozess gehen auch die Erinnerungen des jeweils gefressenen Menschen in Alex über. Das hilft schon einmal, um der Suche nach den Ursachen für Alex' Zustand auf die Sprünge zu helfen, aber diese leicht eklige Fähigkeit ist nur die Spitze des Eisbergs des neuen Alex Mercer.
Alex kann seinen Körper durch reinen Willen in eine lebende Waffe verwandeln: messerscharfe Klauen, riesige Steinfäuste, ein Tentakelarm mit Klinge daran, eine gigantische Klinge als Arm? Das alles hat er nun drauf und zudem noch erweiterte Sinne, übermenschliche Stärke, Schnelligkeit, Körperpanzer und Gleitfähigkeit runden zusammen mit der Fähigkeit, Wände hinauf zu rennen das Gesamtbild ab.
Diese extremen Fähigkeiten hat Alex bitter nötig, denn außer den ahnungslosen Zivilisten New Yorks will ihm jeder ans Leder: auf der einen Seite das Militär, auf der anderen Seite eine Art ewig junge Bioseuchen-Königin, die nach und nach die Stadt infiziert und Zombiehorden ("Infizierte" genannt) produziert.

Nach und nach deckt Alex kleine Puzzleteile seiner Entstehungsgeschichte auf und kommt den Drahtziehern hinter seiner eigenen Infektion und der von New York auf die Schliche. Der Weg dorthin ist aber sehr steinig. Jede Mission ist geprägt von extremer Gewalt und einer hohen Frequenz der Angriffe auf Alex. Es kommt nicht selten vor, dass man sich von einigen Panzern und Kampfhubschraubern eingekesselt wiederfindet und schnell entscheiden muss, wie man den Kopf aus der Schlinge zieht.
Man kann das Spiel so verstehen: Alex ist der vielseitige Einzelkämpfer und ihm gegenüber gestellt finden sich zwei Parteien mit genormten Einheiten, die eher über Masse den Erfolg suchen. Materialschlacht ahoi.
Da Alex trotz seines neuen Zustands als lebende Waffe nicht unsterblich ist, muss er sich immer wieder heilen. Entweder vermeidet man Feindkontakt solange, bis die eigene Regeneration einsetzt oder man verschlingt Gegner und nimmt deren Lebensenergie auf. Mit fortschreitendem Spielverlauf muss man immer taktischer vorgehen, denn Alex kann nur eine Offensiv-Fähigkeit auf einmal aktivieren und umgeben von seinem Exopanzer ist er weniger mobil. Nimmt man mehr gegnerische Lebensenergie als eigentlich nötig auf, kommt man in den Bereich des Devastator-Aktionen. Dies sind flächendeckende Spezialmanöver, die ganz schnell für Ruhe rund um Alex sorgen können.

Zwischen den eigentlichen Missionen, die die Handlung vorantreiben, kann man sich frei in NY bewegen und entweder einfach nur so seine Fähigkeiten schulen, Zombie-Zentralen, sogenannte "Hives" oder Militärstützpunkte angreifen oder die verstreuten Herausforderungen abarbeiten: Parkourläufe auf Zeit, Ziel-Gleitfliegen, Zombie-Angriff usw. Andere Missionen außer die der Haupthandlung gibt es nicht, also ist der "freie Modus" einfach nur ein Bisschen Sandbox-Spaß für zwischendurch.

Bei all seinen Kampfaktionen, Missionen und Herausforderungen verdient sich Alex Entwicklungspunkte, mit denen er sich neue Fähigkeiten kaufen kann. So schaltet man neue Körperwaffen, Schutzmechanismen oder andere, bessere Funktionen des infizierten Alex frei.
Die vormals bereits angesprochenen Fähigkeit, Gegner aufzunehmen und ihre Erinnerungen zu erhalten, nutzt Alex nicht nur, um sein Gedächtnis um fremde Biographien zu erweitern, sondern auch, um das Wissen zu erlangen, wie man schweres Militärgerät bedient. Hat man sich als erstmal einen Panzerfahrer oder Helikopterpiloten einverleibt, kann man selbst ans Steuer und sich eine kleine Pause im Kampf gönnen, während man die Gegnerhorden mit schwerem Geschütz beharkt.

Das ganze um die Spielfigur gestrickte Szenario ist in sich sehr nett gemacht, denn es fühlt sich sehr gut an, inmitten einer völlig ausufernden Schlacht zu stehen und Panzer auseinander zu nehmen, Helikopter aus dem Himmel zu treten und Zombies zu zerfetzen.
Leider weist das Spiel auch einige Mängel und Frustpotentiale auf. Die Zielfunktion ist extrem eigenwillig und erlaubt kaum wirklich gezieltes Anvisieren von bspw. einem ganz bestimmten Helikopter, der über einer größeren Menge Soldaten schwebt. Aktiviert man nämlich die Ziel-Funktion, kann man mit Links-Rechts-Bewegungen des Analog-Sticks zwischen den Zielen wechseln. Leider kann man aber nicht nach oben gehen, sondern muss sich notgedrungen mit etlichen Seitbewegungen zum gewünschten Ziel "durchklicken".
Extrem störend ist auch, dass Alex, obwohl er ein Schild oder gar einen ganzen Körperpanzer erzeugen kann, keine Block-Funktion besitzt. Man wird immer getroffen. Nicht mal eine seichte Ohrfeige einer Seniorin könnte Alex blocken. Diese Tatsache stört besonders in der zweiten Hälfte des Spiels, wenn fast jeder Angriff stark genug ist, dass man weggeschleudert wird. So muss man sich notgedrungen mehr und mehr auf Guerilla-Taktiken verlagern.

Optisch sieht man dem Spiel sehr deutlich an, dass es schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Die verschiedenen Stadtteile New Yorks kann man schon unterscheiden, aber eher aufgrund der groben, allgemeinen Geometrie, weniger aufgrund markanter optischer Gebilde. Auf modernen Fernsehern sieht das Spiel sogar spürbar körnig aus.
Spielerisch schleicht sich schnell einen globale Eintönigkeit ein, die nur leicht durch gewisse Feinheiten aufgelockert wird. Relativ schnell kennt man alle Gegnertypen und nur ganz wenig Neues ergibt sich dann im Rest des Spiels.

In der Idee sehr nett und spaßig angelegt, in der Umsetzung dann nicht so aufgefeilt und klobig getaktet, kann man "Prototype" als den groben, ultra-blutigen (und deswegen indizierten) Cousin von "inFAMOUS" auffassen, der sich gern als Rampensau aufspielt und ein Effektgewitter beschwört, dann aber weniger Substanz bzw. Spieltiefe als "inFAMOUS" vorweisen kann. (mp)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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