Die Höhle der vergessenen Träume

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Datum: 29.04.2013 | VÖ: 13.03.2012 | Herausgeber: Ascot Elite | Kategorie: Dokumentation

Werner Herzog gehört für meinen Geschmack zu den wichtigsten Regisseuren der letzten fünfzig Jahre. Er hat einen wichtigen Teil dazu beigetragen, den deutschen Film wieder für ein internationales Publikum interessant zu machen. Ich selbst liebe seine frühen Werke aus den 70er Jahren, finde es aber gleichzeitig sehr schade, die neueren Filme, die oftmals leider in den U.S.A. produziert werden, nicht zu kennen. Vor wenigen Jahren war Herzog dann zu Gast bei Harald Schmidt und ich freute mich sehr auf seinen Auftritt, da er meiner Meinung nach viel zu wenig Präsenz im deutschen Fernsehen hat. Im Rahmen dieser Sendung machte er Werbung für seinen neuen Dokumentarfilm "Die Höhle der vergessenen Träume". Die Thematik faszinierte mich so sehr, dass ich mir den Film im Kino angeschaut habe.

Herzog ist es gelungen, die Drehgenehmigung für die Chauvet-Höhle in Frankreich zu bekommen. Im Jahr 1994 wurde sie von Forschern entdeckt. Es handelte sich dabei um eine geschichtliche Sensation, denn in dieser Höhle befinden sich Höhlenmalereien, die nicht nur eine hohe künstlerische Qualität besitzen, sondern dazu noch über 30.000 Jahre alt sind. Sie zählen somit zu einen der ältesten bekannten Höhlenmalereien der Menschheitsgeschichte.

Das Team um Werner Herzog ermöglicht dem Zuschauer, diese Höhlenmalereien im Rahmen des Dokumentarfilmes betrachten zu können. Herzog übernimmt dabei selbst die Rolle des Sprechers. Das ist sehr erfreulich, denn Herzog ist ein wunderbarer Erzähler, der es schafft, sein Publikum mit seinen Worten und Formulierungen zu fesseln. Ich selbst liebe seine Audiokommentare und könnte Herzog stundenlang zuhören. Er schafft es, das Publikum die Begeisterung, die er selbst besitzt, für diese Höhle zu vermitteln. Dass beispielsweise bestimmte Höhlenmalereien von einer Person begonnen wurden und 5000 Jahre später von einer anderen Person vollendet wurden, ist für moderne Menschen kaum vorstellbar. Diese und weitere Geschichten zu dieser Höhle zeigen dem Zuschauer auf, dass wir im Grunde fast nichts über die Menschheitsgeschichte wissen. Herzog spricht im Rahmen der Dokumentation mit vielen Wissenschaftlern und anderen interessanten Menschen, die zu dieser Höhle und zu den Forschungen viel sagen können. Neben den Malereien findet man darin auch Fußspuren, alte Knochen und Ruß von Fackeln, die vor tausenden von Jahren dort verwendet wurden. Dadurch, dass die Höhle über 20.000 Jahre lang verschüttet war, fungiert sie wie eine Zeitkapsel. Alles, was man dort finden kann, sieht so aus, als hätte man es erst wenige Jahre vorher so hinterlassen.

Wer Werner Herzog kennt, weiß, dass er bei einem solchen Thema nicht nur informiert, sondern auch die Phantasie anregen möchte. Und so wird die Dokumentation durch eine sehr ruhige Stimmung getragen, die durch die schon fast meditative Musik für eine Art Schwebezustand sorgt. Herzog selbst trägt durch entsprechende Beschreibungen, Gedankenspiele und Metaphern dazu bei. Ein Beispiel: "Diese Bilder sind Erinnerungen an lang vergessene Träume. Sind es ihr Herzschlag oder unserer?". Am Ende des Films übertreibt Herzog dann ein wenig mit seinen Metaphern. Und genau das ist ein Punkt, den man als Kritikpunkt ansehen kann. Wer Herzogs Handschrift nicht mag, könnte mit diesen Film seine Probleme haben. Für mich ist er an einigen Stellen auch etwas zu langatmig geworden, wenn man lange Zeit nur die Höhlenmalereien mit entsprechender Musik unterlegt zu sehen bekommt. Unterm Strich hat mir der Dokumentarfilm sehr gefallen. Gerade das Thema, also die Chauvet-Höhle ist unglaublich spannend und sollte so vielen Menschen wie möglich zugänglich gemacht werden.

Die DVD selbst präsentiert den Film in einer hervorragenden Bild- und Tonqualität. Im Kino lief der Film als 3D-Film, was in manchen Sequenzen sehr gut zur Geltung kommt. Eine Blu-ray mit diesen 3D-Effekten wird ebenfalls angeboten. Die DVD-Version besitzt natürlich nur die einfache Filmfassung. Aber auch die ist absolut sehenswert. Auf der DVD selbst bekommt man zu Beginn erst einmal einige Zwangsvorschaufilme zu sehen, was für mich sehr nervend ist, schließlich zahlt man für so ein Produkt Geld und dann möchte man nur das sehen, was man auch bezahlt hat. Die Vorschaufilme kann man in einer extra Trailerrubrik anbieten, die man nach Bedarf anwählen können sollte. Als Extras gibt es ein "Making Of", diverse Trailer und einen "Movie-Guide". Die Sprachauswahl umfasst die deutsche und englische Sprache, Untertitel sind nur in deutsch auswählbar. Der Hauptfilm hat eine Länge von knapp 86 Minuten.

Die DVD befindet sich in einer Plastikhülle, die in einem dünnen Pappschuber aufbewahrt wird. Leider ist der Druck des Einlegeblattes und des Pappschubers gleich, sodass es keinen optischen Mehrwert gibt. Das Einlegeblatt ist als Wendecover vorhanden, was es ermöglicht, das FSK-Logo nach Innen der Hülle verfrachten zu können. Auf dem Schuber bleibt das Logo jedoch erhalten und da die Hülle durchsichtig ist, bekommt man das Logo und genau die gleiche Gestaltung die man schon auf dem Schuber und auf der Hülle zu sehen bekommt auch noch einmal Innen zu Gesicht, also bereits zum 3. Mal. Besonders erfreulich ist dafür, dass die DVD mit einem kleinen Beiheftchen ausgestattet ist, das ganz ohne Werbung weitere Informationen zum Hauptfilm zusammenfasst.

Wer sich für die Chauvet-Höhle und für Archäologie interessiert, sollte sich diese Dokumentation auf jeden Fall ansehen. Auch Werner-Herzog-Freunde kommen hier auf ihre Kosten. Man sollte jedoch die Handschrift dieses Regisseurs mögen. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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