Marvel Graphic Novel - Avengers von Bendis und Dell'Otto

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 18.06.2013 | VÖ: 16.04.2013 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

Simon Williams alias Wonder Man mag nicht jedem bekannt sein. Zuerst sei gesagt: er hat nichts mit der berühmten Amazone Wonder Woman zu tun. Wonder Man ist ein Held aus dem Marvel-Universum und war in dieser Funktion immer wieder mal Mitgliede der Avengers, dem inzwischen wohlbekannten Team der mächtigsten Helden. Eine Zeit lang kämpfte Simon auch mal in einer Westküsten-Variante der Avengers, die sich in Los Angeles stationiert hatten. Lange Zeit war der durch Ionenenergie superstarke und unverwundbare Wonder Man ein sonniges Gemüt und ein wunderbarer Kamerad für die anderen Avengers, doch seine Einstellung dem größten Marvel-Superheldenteam gegenüber hat sich drastisch gewandelt. In seinen Augen richten die Avengers mehr Schaden an als sie wirklich verhindern. Simon ist der Auffassung, dass die Avengers inkonsequent, gewissenlos und hochmütig sind und dadurch immer wieder fatal dort versagen, wo sie hätten ein für allemal ein Problem beseitigen müssen.
Simon hat oft versucht, seine Kritik bei den Avengers anzubringen und sie gewarnt, dass sie sich besser auflösen sollten, statt die Zahl der Verfehlungen weiter zu erhöhen. Gehör fand er damit keines und so ist das sprichtwörtliche Maß nun endlich voll. Simon beschließt, aktiv zu werden. Zusammen mit einer Gruppe mächtiger Superwesen (u.a. D-Man, Atlas, Ethan Edward) greift er das Rächer-Anwesen in New York direkt an und wendet sich dann dem Rächer-Turm in Manhattan zu.
Simon ist gewillt, nicht nur die Rächer hart zu treffen, sondern auch die Öffentlichkeit über die Verlogenheit der Avengers wachzurütteln. Er will allen vor Augen führen, was für eine zwielichtige und selbstgerechte Enklave die Avengers sind, die nach eigenen Regeln handeln und sich dabei scheinbar an eigenen Definitionen von Verantwortung und Gerechtigkeit orientieren.

Die als "Graphic Novel" betitelte Kombination aus zwei US-Annuals kommt im edlen Hardcover und typischen Skizzen-Anhang daher. Letzteres hebt den Umfang leicht auf 84 Seiten an, dennoch kommt einem die Geschichte recht komprimiert erzählt vor. Autor Bendis präsentiert eine sehr interessante Idee, doch man wünscht sich, dass er mehr Zeit zum Ausformulieren und Aufbauen gehabt hätte - oder dass Panini vergangene Szenen rund um Wonder Mans Kritik am Avengers-Konzept als Exposition integriert hätte.
Optisch weiß Zeichner Dell'Otto wie immer zu überzeugen und kann dank Wonder Man seine Stärke bei leuchtenden Strahlungen und glühender Energie einmal mehr ausspielen.
Die Verarbeitung als Hardcover sorgt zwar für einen edlen Gesamteindruck, doch die Falz in der Mitte ist so straff, dass man sich nicht traut, das Comics ganz aufzudrücken und dadurch immer ein kleines Bisschen was verpasst. In den USA erschienen die Annuals offensichtlich als flexible Hefte, denn immer wieder erstrecken sich Zeichnungen über die Falz hinzweg und bekommen dadurch einen unschönen Knick nach innen.
Das Format und die recht kompakte Erzählweise sind die größten Kritikpunkte an dieser "Graphic Novel".

Der Aspekt, dass einer der Helden derart extreme Zweifel am Konzept der Superheldengruppe entwickelt, ist mal wieder eine der sehr schlauen Ideen von Bendis, mit denen er und die anderen Autoren das Marvel-Universum so reich an Schattierungen machen. Wer weiß, was sich basierend auf Wonder Mans Erstschlag noch rund um die Avengers entwickeln mag.
Fans von Dell'Otto sollten hier auf jeden Fall zugreifen. Comic-Freunde an sich können auch mal einen Blick riskieren, denn wie man Bendis kennt, wird dies hier nicht bloß eine unbedeutende Randgeschichte gewesen sein. (mp)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.