Motzki

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Datum: 03.10.2008 | VÖ: 18.09.2008 | Herausgeber: ARD Video | Kategorie: Serie

Heute jährt sich der Tag der Deutschen Einheit bereits zum 18. Mal. Was wäre passender, als an diesem Tag über die kürzlich auf DVD erschienene ARD-Serie "Motzki" zu sprechen. Die 13-teilige Serie lief bereits 1993, als die Wiedervereinigung noch nicht lange zurücklag und es diesbezüglich noch viele offene Fragen und Probleme gab. Aber auch fünfzehn Jahre später sind die gegenseitigen Vorurteile über Ost- und Westdeutsche immer noch gegenwärtig, so daß man sich die Serie auch heute noch anschauen kann und dabei nicht befürchten muss, dass man diese nicht mehr nachvollziehen kann.

Die Figur des ewig nörgelnden Frührentners Friedhelm Motzki stammt aus der Feder von Wolfgang Menge, der in den 70er Jahren mit dem "Ekel" Alfred Tetzlaff eine der populärsten Figuren der deutschen Fernsehgeschichte geschaffen hatte. Motzki sollte eine Art Neuauflage von Ekel Alfred darstellen. In seiner Straßenkleidung mit der Schlägermütze erinnert er optisch auch ein wenig an Heinz Becker, was aber vermutlich nicht beabsichtigt war. Es muss aber vorweg gesagt werden, dass Motzki weder an Ekel Alfred noch an Heinz Becker heranreicht.

Motzki lebt in einer Wohnung in (West-)Berlin und ist Witwer. Nachdem seine Frau gestorben ist, macht ihm seine aus dem Osten stammende Schwägerin Edith Rosenthal, die vor der Wende in einem Stasi-Kindergarten gearbeitet hat, den Haushalt. Da ist Streit und "rger vorprogrammiert, denn Motzki kann die Ostdeutschen, die er gerne als "Zonendödel" tituliert, nicht ausstehen. Seine abgrundtiefe Abneigung gegen die Bürger der ehemaligen DDR bildet schließlich die Grundlage der ganzen Serie. Er hat regelrechten Verfolgungswahn und vermutet hinter jeder Ecke einen Stasi-Spitzel. Natürlich lässt Motzki auch keine Gelegenheit aus, die Überlegenheit des BRD-Systems zu betonen. Dieses Überlegenheitsgefühl geht teilweise ins Abstruse, wenn er etwa mit seiner Schwägerin in den Supermarkt geht, um ihr zu erklären, was freie Marktwirtschaft ist. Ob die Ostdeutschen nicht mit Geld umgehen können und es nur darauf abgesehen haben, an das Geld aus dem Westen zu kommen oder ob sie einen gefährlichen Fahrstil haben, es wird wirklich kein Vorurteil ausgelassen. Manchmal sind es schon regelrechte Hasstiraden, die Motzki ablässt.

Es sind allerdings nicht nur die "Zonendödel", die Motzki verachtet. Auch seine Nachbarin, die "Körnerfresserin" Carmen Schneppel, muß sich immer wieder üble Beschimpfungen anhören. Überhaupt muss er sich mit wirklich jedem anlegen und Stunk machen, nur bei den jungen Damen aus der ehemaligen Sowjetunion im Etablissement von nebenan scheint er schwach zu werden. Zu allem Überfluss muß er auch noch Ediths ziemlich unterbelichtete Cousine Gisela Klipschitz aus Bonn ertragen.

Wer könnte sich ernsthaft so einen durch und durch unangenehmen Zeitgenossen zum Vorbild nehmen? Für den türkischen Gemüsehändler Gülüsan Ükzknürz ist Motzki tatsächlich eine Respektsperson und er betrachtet ihn als den idealen Deutschen, obwohl Motzki sich auch gegenüber Türken nicht gerade löblich äußert. Bei der Figur des Gülüsan werden natürlich auch alle Klischees über türkische Männer, die ihre Frauen unterdrücken, bedient.

Zusammenfassend betrachtet bietet die Serie "Motzki" Alltagsgeschichten, gespickt mit überzeichneten Charakteren sowie Klischees und Vorurteilen, die so überzogen sind, dass sie nur lächerlich wirken können. Wenn es auch vordergründig um das Ost-West-Verhältnis geht, bekommen auch andere Bevölkerungsgruppen ihr Fett weg. Fast zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung hat die Serie nach wie vor einen hohen Unterhaltungswert. (jh)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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