Der Baader-Meinhof Komplex

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Datum: 27.09.2008 | VÖ: 25.09.2008 | Herausgeber: Constantin Film | Kategorie: Film

"Der Baader-Meinhof Komplex" erzählt die frühe Geschichte der RAF, deren Gründung und Aktivitäten in den 70er Jahren. Der Film, der unter der Regie von Uli Edel (Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, Der kleine Vampir) und der Produktion von Bernd Eichinger (Die unendliche Geschichte, Werner, Resident Evil, Fantastic Four) entstanden ist, beleuchtet zusätzlich auch die Ereignisse aus Sicht des BKA: Bruno Ganz (Der Untergang) spielt den Chef dieser Abteilung, Horst Herold.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass von Seiten der Darsteller einiges geboten wird. Die Darstellungen sind mindestens souverän (abgesehen von einigen wenigen winzigen Rollen), größtenteils gut und teilweise sehr stark. Insbesondere ist hier Moritz Bleibtreu (Lola rennt, Das Experiment, München) als Andreas Baader zu nennen, dazu später aber mehr.

Im Vorfeld wurde häufig kritisiert, dass der Film die Aktivisten der RAF als zu positiv und sympathisch darstellen würde " zum einen kann ich diese Kritik nicht nachvollziehen, da dies nicht der Fall ist. Zum anderen schließen die begangenen Taten, so negativ man sie auch beurteilen mag, nicht aus, dass ein Täter im privaten Bereich sympathisch und fürsorglich ist. Konkret gesprochen war mir während des Films nur Moritz Bleibtreu in seiner Rolle sympathisch: zum einen, weil er vor allem anfangs immer einen flotten Spruch und auch witzige Szenen parat hatte, zum anderen weil mich einfach die schauspielerische Leistung beeindruckte. Er spielt so überzeugend und radikal, dass es einfach nur eine Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Martina Gedeck (Elementarteilchen, Das Leben der Anderen) als Ulrike Meinhof brauchte bei mir etwas länger, kommt dann aber auch überzeugend rüber " das Problem bei ihr war vielleicht, dass der Umschwung von der sympathisierenden Journalistin zur radikalen Anführerin der Terrorgruppe im Film schnell vonstatten geht, da dieser generell viele Zeitsprünge aufzuweisen hat " anders lassen sich knapp 10 Jahre Geschichte auch nicht in einen 150 minütigen Film packen. Bruno Ganz hat mit seiner Darstellung des Adolf Hitler in "Der Untergang" weltweit die Kritiker überzeugen können. Auch in "Der Baader-Meinhof Komplex" spielt er den BKA-Chef Horst Herold mehr als gelungen. Weitere Darsteller sind unter anderem Johanna Wokalek, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Jan Josef Liefers, Heino Ferch, und viele andere hochkarätige deutsche Darsteller, von denen jeder einzelne überzeugen kann.

Uli Edel und Bernd Eichinger setzen in ihrem Machwerk auch auf Actionszenen. Es gibt sogar sehr viele davon, allesamt realistisch und nicht in einem übertriebenen Ausmaß umgesetzt. Eine Bombe zerstört hier auch schonmal "nur" einen Raum und zerstört nicht ein ganzes Stadtviertel, um es mal übertrieben auszudrücken. Die Charakterstudien der beteiligten Personen fallen zwar relativ knapp aus, trotzdem ist immer klar, wer wo steht und welche Meinung er vertritt. Durch die Zeitsprünge haben einige Personen auch nur eine kurze Verweildauer, verschwinden dann wieder so plötzlich wie sie erschienen sind. Hört sich sehr verwirrend an, ist es aber zu keinem Zeitpunkt: Der Film bleibt jederzeit übersichtlich, spannend und realistisch zugleich. Zum Thema Realismus lässt sich sagen, dass ich hier natürlich auf die Sorgfalt von Edel und Eichinger vertraue, da ich die Geschehnisse von damals nicht verfolgen konnte. Was ich aber beurteilen kann, ist die Art und Weise der Darstellung, und die ist sehr realistisch gelungen: Seien es Demonstrationen, bei denen es zu Ausschreitungen kommt oder die erwähnten Explosionen, Schusswechsel oder auch blutige Effekte. Alles wirkt wie aus einem Guss und eben nicht übertrieben, auch wenn der Fokus oft deutlich auf die Action gelegt wird " diese Szenen haben sich aber nunmal so abgespielt und sollten dann auch drastisch gezeigt werden, in einigen Szenen fließt dann auch mal ordentlich Blut.

"Der Baader-Meinhof Komplex" ist ein mehr als gelungener Film mit tollen Darstellern, die es schaffen, die Ereignisse von vor 30 Jahren möglichst realistisch und glaubwürdig zu transportieren. Dabei wird versucht, möglichst objektiv zu bleiben: einige generelle Ansichten der Täter können durchaus nachvollzogen werden, die Art und Weise der Umsetzung dagegen nicht. Auch die harte Umgangsform untereinander sowie Hetzereien innerhalb der RAF werden gezeigt, so dass hier in keinem Fall von einer zu positiven Darstellung gesprochen werden kann. Jeder, der sich für die deutsche Geschichte interessiert, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen. Wer ein Actionspektakel erwartet, wird enttäuscht, auch wenn die entsprechenden Szenen wie gesagt vorhanden sind " dazu sind der Film und die Umstände einfach zu komplex. Unbedingt ansehen! (bf)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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