Paulas Geheimnis

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Datum: 29.09.2008 | VÖ: 09.10.2008 | Herausgeber: Universal | Kategorie: Film

Paula ist elf Jahre, vier Monate und neun Tage alt. Also fast zwölf. Sie wird langsam zu einer jungen Frau und beginnt sich abzuschotten. Von ihren Eltern und ihren Mitschülern. Sie findet die Kinder in ihrem Alter eigentlich nur kindisch. Paula zieht sich mit Hilfe ihres Tagebuchs in ihre eigene Welt zurück. Sie erfindet einen Prinzen, schreibt über ihr Tagebuch zu ihm und vertreibt sich die Zeit mit Tagträumereien. All ihre Träume, Wünsche und Gedanken schildert sie ihrem "Prinzen" in Form von Tagebucheinträgen. Niemand weiß etwas davon. Ihr Tagebuch und ihre Träume sind ihr großes Geheimnis.

Doch eines Tages geschieht das große Unglück. In einer U-Bahn wird der gesamte Inhalt ihres Rucksacks geklaut. Mit dabei: Ihr geliebtes Tagebuch. Für Paula bricht eine Welt zusammen. Ihr Schulfreund Tobi, der in Paula verliebt ist, hat beobachtet, wer Paulas Tagebuch geklaut hat. Durch Zufall entdeckt er weitere Spuren, die zu den Tätern führen. Er schlägt Paula vor, ihr bei der Tagebuch-Suche zu helfen. Dafür soll sie ihm Englischnachhilfe geben. Da die Sommerferien vor der Tür stehen, wird das bevorstehende Abenteuer erst noch gebremst. Sowohl Paula als auch Tobi sollen in den Urlaub fahren. Weil Tobi eine Nachprüfung in Englisch schreiben muss, um das Schuljahr zu bestehen, bleibt er zu Hause. Seine Eltern lassen am Ende auch seine Schwester zu Hause, weil sie nicht alleine mit den Eltern in den Urlaub fahren will. Paula, die allein in ein Feriencamp fahren soll, bleibt ebenfalls daheim und stattdessen schicken sie einfach Tobis Schwester in das Camp. Paula bleibt dafür bei Tobi, was ihr nicht sehr recht ist, denn sie findet den kräftigen Jungen eklig und faul. Da Paula aus einer eher wohlhabenden Familie kommt und Tobi aus einer einfachen, prallen zwei Welten aufeinander. Konflikte sind vorprogrammiert. Aber eine Zusammenarbeit lässt sich nicht umgehen. Im Verlauf des Filmes entdecken die beiden Jungdetektive, dass hinter den Taschendiebstählen eine organisierte Bande von Menschenhändlern steckt, die rumänische Kinder zu diesen Taten zwingen. Paula entwickelt zu Tobi Sympathie und am Ende ist ihr das Tagebuch kaum noch wichtig…

"Paulas Geheimnis" hat eine wunderschöne Grundgeschichte. Schon zu Beginn freut man sich als Zuschauer auf das bevorstehende Abenteuer. Inhaltliche und stilistische Parallelen zu Erich Kästner werden schon nach sehr kurzer Zeit deutlich, was nicht minder an der jüngsten Verfilmung von "Emil und die Detektive" liegt, der einfach auch aus der Zeit heraus ähnliche Züge zu diesen aufweist. Die schöne Geschichte wird ein wenig durch das übertriebene Einbringen von Klischees getrübt. Die Bösewichte sind schon auf den ersten Blick zu erkennen, die rumänischen Kinderdiebe lassen Assoziationen mit Worten wie "Zigeuner" aufkommen und auch die restlichen Figuren sind sehr klar und eindeutig einzuordnen. Wie in vielen anderen Kinderfilmen ähnlicher Couleur, sprechen und verhalten sich die Kinder in diesem Film auch sehr übertrieben für ihr Alter. Ob ein 100% authentischer Kinderfilm der Detektiv-Gattung dieselbe Wirkung hätte, ist eine andere Frage. Aus diesem Grund lässt man solche Dinge auch gerne einmal durch gehen. Schließlich geht es ja um den Spaß an der Geschichte und um die Aussage des Filmes. Und gerade die ist hier sehr ausgeprägt vorhanden. "Paulas Geheimnis" hat einen großen pädagogischen Wert. "Jeder Mensch hat Träume. Und das ist niemals blöd" kann man als Grundaussage des Filmes stehen lassen. Es dreht sich in diesem Film auch um Freundschaft, Ehrlichkeit, Engagement, Toleranz oder Soziale Unterschiede.

Das Schöne an diesem Film ist, dass nicht alle Klischees bis zum Ende durchgezogen werden. So freunden sich Paula und Tobi beispielsweise mit den beiden "Dieben" an und helfen ihnen sogar dabei, weg zu kommen von den Menschenhändlern. Außerdem ist die Wandlung von Paula innerhalb des Filmes auch absolut erwähnenswert. Paula wird im Verlauf des Films immer offener, verliert ihre Vorurteile und beginnt wieder Spaß am realen Leben zu haben. Am Ende findet sie ihren "Prinzen" dann auch wirklich, nur eben in der Realität. Es mag am Ende manchen fast ein wenig zu sehr ins Kitschige gehen, die Aussage macht das Ganze aber wieder wett. Bevor es dazu kommt, kriegt man aber erst einmal einen spannenden Film mit einem actionreichen Finale zu sehen.

Freunde von Kinderfilmen werden mit Paulas Geheimnis ihre wahre Freude haben. So ganz rund läuft der Film aber nicht, er ist aber allemal solide und absolut unterhaltsam inszeniert. Ein Highlight am Rande ist die Darstellung von Tobis Familie. Jürgen Vogel als Tobis Vater ist einfach herrlich!

Die DVD bietet neben dem Hauptfilm zahlreiche Extras in Form von einem Making Of, vielen Interviews, entfallenen Szenen und sogar Schulmaterial. Der Film und die DVD werden übrigens von einem sehr schönen Soundtrack untermalt.

"Paulas Geheimnis" ist ein toller Kinder- bzw. Familienfilm, den man absolut empfehlen kann. Man fühlt sich die kompletten 90 Minuten gut unterhalten. Längen sind keine vorhanden, dafür bleibt am Ende ein fader Beigeschmack. Man fühlt sich zu sehr an andere Filme erinnert, außerdem sind zu viele standardisiere Klischees und Stilmittel mit eingeflochten in das Geschehen. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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