Die Tochter des Samurai

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Datum: 04.11.2012 | VÖ: 01.03.2006 | Herausgeber: Film 101 | Kategorie: Film

"Die Tochter des Samurai" ist eine aus dem Jahr 1937 stammende Koproduktion der deutschen Produktionsfirma Terra und der japanischen "Film Towa Shoji G.K.". Regie führte der durch seine Bergfilme mit Luis Trenker und Leni Riefenstahl berühmt gewordene Regisseur Arnold Fanck. Die Hauptrollen wurden fast sämtlich von Japanern verkörpert, wie auch der komplette Film in Japan spielt und dort gedreht wurde.

"Die Tochter des Samurai" erzählt die Geschichte des Japaners Tenno, der nach acht Studienjahren in Europa in seine Heimat zurückkehrt und seine deutsche Freundin mitbringt, die Journalistin Gerda (Ruth Eweler). In Japan angekommen, holt ihn auch sein Schicksal wieder ein, denn er ist von Kindheit an dazu bestimmt, Mitsuko, die Tochter seines Adoptiv-Vaters, eines Samurai, zu heiraten. Als Tenno sich weigert, dieser Verpflichtung nachzukommen, spitzt sich die Situation so sehr zu, dass Mitsuko ihrem Leben ein Ende setzen will.

Der DVD-Backcover warnt den Zuschauer bereits: "Kleine Passagen wurden im japanischen Original belassen und nicht synchronisiert." " Dies ist allerdings eine übermäßige Verharmlosung der Tatsache, dass rund die Hälfte des Films japanisch gesprochen ist. Und diese Hälfte wird ohne Verständnishilfe " sprich: Untertitel " dargeboten. Dem Zuschauer wird so zum einen eine erhöhte Aufmerksamkeit abverlangt, zum anderen wird es erschwert, den Gefühlen der Hauptfiguren zu folgen. Und das ist schade, denn "Die Tochter des Samurai" ist ein äußerst sehenswerter Film, der sich wohltuend von den zahlreichen seichten Musikfilmen und Komödien der 30er Jahre abhebt.
Zunächst bietet Fancks Werk ausgezeichnete Landschaftsaufnahmen und exzellente Kameraführung von Richard Angst und Walter Riml. An exotischen Motiven werden u.a. ein Sumo-Ringkampf, der Besuch eines Tempels, ein traditionelles japanisches Konzert und zahlreiche weitere Einblicke sowohl in die traditionelle als auch in die moderne Lebenswelt Japans geboten: Altertümliche Tempel und Rituale stehen neben den Neonlichtreklamen der Großstädte. Es ergibt sich ein faszinierendes Panorama des Japans der 30er Jahre, das allerdings stark politisch gedeutet wird, d.h. der Film wirkt zumindest in Teilen als Propaganda für das politische Bündnis zwischen den Achsenmächten Japan und Deutschland. Inwieweit dabei die deutsche Sichtweise dominiert, ist schwer zu sagen " diese Frage kann wohl nur ein Spezialist für die damalige japanische Kultur beantworten. Einige Dialogpassagen sind sehr stark von politischen Gesichtspunkten dominiert, besonders deutlich die Ansprache des SamuraI an Gerda, in der er Deutschland Japans Bündnistreue zusichert. Dabei fallen die Worte: "Es wehrt ein gefährlicher Sturm über die Erde. Für euch kommt er von Osten, für uns bläst er von Westen." Auch der Exkurs über die Aufbauarbeit der Japaner in der besetzten Mandschurei muss klar als Propaganda gesehen werden.

Demgegenüber kommt die Handlungsführung zum Teil zu kurz, so verschwindet das europäische Element (Gerda) zwischenzeitlich für 20 Minuten aus der Handlung, und auch der Konflikt zwischen Gerda und Mitsuko bzw. zwischen Gerda und Tenno kommt nie in der Weise zustande, wie man das von einem westlichen Drama eigentlich erwarten würde. Im Gegenteil gibt Gerda ihren Freund viel zu schnell auf und nimmt so bereitwillig Partei für Tennos Familie, dass man fast den Eindruck hat, sie wolle ihren Liebhaber loswerden. Der Konflikt Individualität kontra Gemeinschaft, der am Anfang in deutlichen Worten aufgezeigt wird, wird ebenfalls später nicht mehr aufgegriffen. Letztlich muss aber immer berücksichtigt bleiben, dass dieser Eindruck durch die deutsch gesprochenen Filmteile entsteht. Dass der Film 1937 tatsächlich ohne Untertitel in den deutschen Kinos gezeigt worden sein soll, kann man sich schwer vorstellen.

Fazit: Optionale deutsche Untertitel wären bei diesem Film ein Muss gewesen. Das darauf verzichtet wurde, ist dem Genuss leider sehr abträglich. Die Bildqualität ist in Ordnung, der Ton, obwohl entrauscht, nicht immer gut verständlich " dieses Problem tritt vor allem bei den deutschsprechenden Japanern auf. Das DVD-Cover ist ansprechend gestaltet, wobei der rückseitige, sehr knappe Text zu Recht den dokumentarischen Wert des Films betont.

Wer sich für die japanische Kultur und Geschichte begeistert, sollte dieses Kulturdokument auf DVD erwerben, aber nur der, der darüber hinaus noch Kenntnisse der japanischen Sprache hat, wird den Film auch voll und ganz genießen können. Nur das große Manko der Ausstattung " fehlende Untertitel " zwingt dazu, die DVD nur mit sieben Punkten zu bewerten. Der Film für sich genommen hätte sicherlich acht Punkte verdient. (df)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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