Der kleine Lord

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 09.07.2012 | VÖ: 15.06.2012 | Herausgeber: Pidax | Kategorie: Film

"Der kleine Lord" von Frances Hodgson Burnett gehört zu den bekanntesten Klassikern der Kinderliteratur und wurde bereits mehrfach verfilmt. Die vorliegende deutsche Variante in Schwarz-Weiß wurde erstmals an Weihnachten 1962 ausgestrahlt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Versionen spielt die Handlung hier nicht in der Vergangenheit, sondern wurde im Produktionsjahr in der Gegenwart angesiedelt. Das lässt das Gerede von englischen Lords freilich etwas seltsam wirken, dürften doch zu dieser Zeit ganz andere Themen die amerikanischen Medien beherrscht haben. Der britische Adel ist aber natürlich für die Handlung unabdingbar, schließlich geht es in "Der kleine Lord" darum, dass Cedric, der in einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist, plötzlich erfährt, dass er der rechtmäßige Erbe eines englischen Earls ist, eines mürrischen alten Mannes, der verlangt, dass der Junge zu ihm zieht. Seine Mutter, gegen die der werte Herr wie gegen alles Amerikanische massive Vorbehalte hat, darf freilich nur in einer Villa in der Nähe wohnen. Obwohl sie den Gedanken, nicht immer bei ihrem Jungen sein zu dürfen, kaum ertragen kann, willigt sie in die Bedingungen ihres Schwiegervaters ein, da sie Cedric nicht im Weg stehen möchte " immerhin bietet sich ihm eine rosige Zukunft, und dafür ist sie gerne bereit, Opfer zu bringen. Davon, dass sein Großvater ihn nicht gerate herzlich aufnimmt, lässt sich der Junge nicht irritieren, und so gelingt es ihm zunehmend, das Herz des alten Mannes zu gewinnen. Doch dann taucht eine Frau auf, die behauptet, ihr Sohn sei der rechtmäßige Erbe.

Dass die Handlung nicht so recht ins Umfeld der 1960er Jahre passen möchte, ist leider nicht die einzige Schwäche des Films, er weist auch einige Längen auf. Gerade die Passage, die vor der Abreise in den Vereinigten Staaten spielt, ist unnötig ausführlich geraten, denn letztendlich wird es doch erst interessant, wenn Cedric auf seinen Großvater trifft. Die Leistung der Schauspieler ist durchaus ordentlich, allerdings an manchen Stellen etwas zu theatralisch, insbesondere die des "kleinen Lord". An manchen Stellen agieren die Beteiligten, als befänden sie sich auf einer Theaterbühne und nicht vor einer Fernsehkamera. Insgesamt ist dies zwar nicht störend, fällt aber an vereinzelten Stellen negativ auf. Zudem ist der kleine Cedric zwar durchaus nett und freundlich, dennoch scheint die Chemie zwischen ihm und seinem Großvater nicht so sehr zu stimmen, dass die Wandlung des alten Griesgrams wirklich glaubwürdig wäre. Mit dem Charme der britischen Verfilmung aus dem Jahr 1980, die hierzulande meist zur Weihnachtszeit ausgestrahlt wird, kann die deutsche Version leider nicht mithalten. Das bedeutet nicht, dass "Der kleine Lord" ein schlechter Film wäre, das ist er sicherlich nicht, aber auch nicht mehr als guter Durchschnitt und daher vor allem für Nostalgiker und Sammler zu empfehlen, handelt es sich doch um die erste deutsche Umsetzung des Stoffes.

Die Bild- und Tonqualität ist dafür, dass es sich um einen Film aus den 1960er Jahren handelt, ordentlich. Extras sind keine vorhanden, daraus kann man dem Herausgeber aber kaum einen Vorwurf machen, denn diese sind zu derart alten Produktionen meist nur schwer aufzutreiben. Letztendlich dürfte die DVD ohnehin vor allem für jene interessant sein, die den Film bereits im Fernsehen gesehen und lange auf seine Veröffentlichung gewartet haben, denn für Liebhaber der Geschichte um den "kleinen Lord" gibt es bessere Umsetzungen. (ck)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.