The Story of Beat-Club: 1965-1968

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Datum: 30.06.2012 | VÖ: 13.03.2009 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Musik

Musik ist heute im Fernsehen in vielen Spartenkanälen rund um die Uhr zu empfangen. Nicht so in den 1960er Jahren. Bunte Unterhaltungsprogramme, mit Beiträgen von Volksmusik, Schlager, Oper, Operette und Musical waren die Regel, ebenso Liveübertragungen von Theateraufführungen und Dokumentationen. Fernsehen sorgte für Unterhaltung mit Bildungsanspruch für breite Bevölkerungsgruppen. Englisch war im alltäglichen Sprachgebrauch noch nicht so verankert wie heute. Die Kriegs und Nachkriegsgenerationen hatten hier Nachholbedarf. Dabei gab es noch relevante Unterschiede zwischen Ost und West. Während die Jugendlichen in der Bundesrepublik sich hauptsächlich mit den alten Wertvorstellungen ihrer Eltern auseinanderzusetzen hatten, gab es in der DDR noch eine Reihe politisch motivierter Einschränkungen, bis hin zu staatlich verordneter Verbote. So zog der "Beat- Club" die Jugendlichen in Ost und West gleichermaßen magisch an, nur dass die einen gar nicht sehen durften, was sie dann oftmals heimlich doch sahen.

Heute ist man schnell geneigt, mit Begriffen der Superlative um sich zu werfen. Überall sieht man heute XXXL oder Super-Werbung, mit teilweise unmöglichen Wortschöpfungen, getreu dem Motto: "Je blöder, desto besser". Da bleibt die eigene Sprache eben auch mal kurz auf der Strecke. Aber da werden sie eben geholfen, die deutsche Sprache ja nicht richtig lernen zu können.

Die hier vorgestellte DVD-Box "Beat-Club" Volume 1 ist die erste von 3 Boxen, die vom Studio Hamburg veröffentlicht wurden. Sie stellt, wie die gesamte Serie, ein echtes Highlight dar. Der Sender "Radio Bremen" startete in den 60er Jahren ein Experiment, und sendete Michael Leckebusch sei Dank, nahezu monatlich etwa 30 Minuten (!) für die Kids der Beatgeneration. Inzwischen gehört diese "ra zu den wohl kreativsten und innovativsten künstlerischen Entwicklungen der Nachkriegszeit. Volume 1 befasst sich mit den zu Kult gewordenen Sendungen des Zeitraums von 1965-1968. Am 25.9.1965 eröffneten Uschi Nerke und Gerd Ausgustin die 1. Beat-Club Sendung. Damit hatte das Phänomen Beat seinen Sendeplatz im Deutschen Fernsehen erobert. Ungeduldig warteten nicht nur die Jugendlichen auf die nächste Sendung. Zahlreiche Zuschauerpost belegt das große Interesse aber auch so manche skurrile Beschwerde. Anfangs holte man noch viele unbekannte Bands und Künstler auf die Fernsehbühne. Sie spielten häufig Songs nach und brachten somit beliebte Stücke auf die Bühne und die Tanzfläche. Damals wurde im Fernsehen noch Live gespielt. Erst mit zunehmenden technischen Aufwand wurde nach und nach auf Halb bzw. Vollplayback umgestellt. Schade, denn dadurch wurden und werden bis heute viele Künstler zu Papageien ihrer eigenen Hits. Für die damalige Jungend war das aber unerheblich, konnte man die Idole doch endlich auch mal (fern)-sehen. Aktuelle Hitparaden zu verkünden war üblich. Auffällig auch die stilistische Vielfalt in den Sendungen. Singer Songwriter, Schlagerstars und Folkmusiker fanden ihren Platz, genau wie Country, Soul oder Beat Interpreten. Die musikalische Stilistik der 60er Jahre war enorm breit gefächert. Erste Video-Filmeinspielungen halfen nicht verfügbare Künstler zu präsentieren. Die "Beat-Club Sendungen wurden später in zahlreichen Ländern direkt übertragen. Diese halben Stunden Beatmusik gingen immer viel zu schnell vorbei. Nachdem Uschi Nerke zahlreiche Sendungen alleine moderierte, kam der quirlige und mitunter etwas zu albern wirkende Dave Lee Travis ab der 18. Sendung (11.3.1969) als Co-moderator hinzu und die Sendung teilweise englisch moderiert. Noch vieles ließe sich hier anmerken. Manches kann man dankenswerter Weise im Booklet nachlesen. Bleibt die Feststellung, dass die Beat-"ra insgesamt und besonders in diesem Zeitabschnitt kulturhistorische Bedeutung erlangte. Wer Lust hat, alte Bekannte oder zum Teil Vergessene Künstler wieder zu sehen oder aus Interesse kennenzulernen, der sollte sich diese Zusammenstellung nicht entgehen lassen. Schwarz-Weiß Aufnahmen sind üblich. Das war halt Standard. Schade ist nur, dass eine Reihe von Sendungen aus rechtlichen Gründen gekürzt werden mussten.

Die Box ist übersichtlich gestaltet. Sie ist stabil ansprechend gestaltet. Alle Sendungen sind chronologisch aufgelistet. Es ist kinderleicht, den gesuchten Act herauszusuchen. Das Booklet enthält eine Vielzahl an interessanten Begebenheiten und Informationen zu einzelnen Sendungen. Ein dickes Lob an die Produzenten und Gestalter.
Bild und Ton sind digital restauriert und im damals im üblichen Fernsehstandard Tonverfahren Mono vorhanden. Auf 8 DVDs sind die ersten 35 Sendungen mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 1068 Minuten vorhanden.

Fazit. Lust auf Bands, wie The Who, The Kinks, Cream, The Small Faces, The Lords, The Rattles, Jimi Hendrix, Dave Dee oder The Bee Gees bekommen? Hier ist ein tolles Zeitdokument in hervorragender Qualität entstanden. (al)

Wertung: 10 von 10 Punkten (10 von 10 Punkten)

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