In "Hannas Entscheidung" spielt Christine Neubauer die Strohwitwe Hanna Forster, die zu Zeiten des zweiten Weltkriegs um ihre Existenz und das Fortbestehen der familieneigenen Schreinerei. Ihr Mann Karl Forster (Edgar Selge), der sieben Jahre in russischer Gefangenschaft verbracht hatte, kehrt eines Tages zurück in die Heimat. Die anfängliche Freude über die Rückkehr des Hausherren weicht recht schnell der Erkenntnis, dass nichts mehr so ist, wie es vor seinem Einzug in den Krieg war. Karl, traumatisiert von den Schrecken der Gefangenschaft, wird mit dem neuen Selbstbewusstsein seiner Frau konfrontiert. Es entsteht der unangenehme Konflikt zwischen der Emanzipation seiner Frau und den Rollengefügen in seinem Kopf, von denen er nicht lassen kann.

"Hannas Entscheidung" behandelt ein Thema, das nicht nur Mitte des letzten Jahrhunderts Brisanz beinhaltet. Auch heute noch ist das Thema "Emanzipation und Loslösen von alten Rollengedanken" aktuell und Gegenstand von Diskussionen. Insofern fällt es leicht, einen Zugang zur Filmthematik zu finden und sich voll auf die Geschichte rund um die Familie Forster und deren Drama einzulassen. Arragment und Schauspiel sind durchaus überzeugend und packend, und die Thematik sicherlich ein Aufhänger.

Dennoch vermag "Hannas Entscheidung" nicht durch bedingungslose Authentizität glänzen. Das mag auch an einigen Längen im Film liegen, die trotz der Standardlaufzeit von 90 Minuten aufkommen. Christine Neubauer erscheint manchmal etwas zu verkrampft, und man vermisst das Leichte ihres Spiels. Durchaus glaubwürdig und stimmungstreibend steht ihr Edgar Selge zur Seite, dessen Rolle man mehr Tiefe abgewinnen kann als der Ehefrau im Konflikt der Emanzipation.

Um dem Film mehr Würze zu verleihen, wäre vielleicht eine Mini-Doku zum Thema in den Extras sinnvoll gewesen. Leider bietet die DVD keinerlei Boni, was wirklich Schade ist. Immerhin kommt das Familiendrama in ausgezeichneter Bild- und Tonqualität daher, wodurch einem entspannten TV-Filmabend eigentlich gewährleistet sein sollte. Wer also ein Drama sucht, welches sich trotz einiger Schwächen doch als aktueller und ansehnlicher Film präsentiert, der kann sich "Hannas Entscheidung" getrost zulegen. (np)

Wertung: (5 von 10 Punkten)