Serdar Somuncu: Zwischen den Gleisen

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Datum: 22.04.2012 | VÖ: 14.03.2012 | Herausgeber: WortArt | Kategorie: Roman

Serdar Somuncus neuester Roman "Zwischen den Gleisen" thematisiert die (Liebes-)Geschichte zweier RAF-Terroristen in Deutschland. Dabei wird die Odyssee der beiden Protagonisten über einen Zeitraum von fünf Jahren geschildert: jede Sekunde der Angst vor der Enttarnung, jeder Moment der Flucht und der Panik, jeder taktische Gedankengang, der das eigene Überleben und das Überleben der Sache selbst sichern soll. Und es thematisiert die Liebe zweier Menschen, die neben ihren Gefühlen zueinander auch die selbe Ideologie teilen. Dies jeweils mit verschiedenen Stärken und Schwächen. Die Art, wie sich die Protagonisten gegenseitig ergänzen, ist ein wichtiger Unterton des Romans.

Die beiden Hauptfiguren Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld waren tatsächlich existente Personen der RAF, die Umstände von Grams Ableben sind bekannt, ebenso wie sein Verhältnis zu der festgenommenen Birgit Hogefeld.

Dennoch ist Somuncus Roman keine authentische Erzählung oder gar eine Biografie des Terroristenpärchens. Vielmehr lehnt sich die Geschichte an wahre Ereignisse an, wird jedoch ausgeschmückt, ausgeweitet und zur Fiktion. Somuncu fühlte sich inspiriert von der Idee einer Liebesgeschichte in einem ideologisch gespaltenen Deutschland. Und verfasste einen Roman, der die Geschichte von Grams und Hogefeld so erzählt, wie sie vielleicht tatsächlich hätte sein können.

Somuncus Sprache ist unverblümt und direkt. Er schafft Stimmung und Dynamik auf wenigen Seiten, zieht mit seinem unaufdringlichen Stil den Leser in den Bann dieser ungewöhnlichen Geschichte. Dabei ist sowohl die Idee des Plots mehr als nur interessant, und auch seine Umsetzung. Mitunter fragt sich der Leser worauf es eigentlich wirklich ankommt bei diesem Roman: steht der Kampf einer Ideologie gegen den Rest der Bevölkerung im Vordergrund, oder doch diese Liebesbeziehung, die von Anfang an kein Happy End vermuten lässt.

Dennoch (oder gerade deshalb): "Zwischen den Gleisen" ist ein sehr lesenswertes Buch, stilistisch einwandfrei, mit wenigen Schwächen in der B-Note des "roten Fadens des Plots". Doch das ist nicht wirklich störend. Wer also einen recht kurzweiligen Roman lesen möchte, in dem die deutsche Vergangenheit kritisch hinterleuchtet wird, in Kombination mit einer dramatischen Liebesgeschichte, der wird hier sicherlich keinen Fehlkauf machen. (np)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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