Liebesbriefe aus dem Engadin (Luis Trenker Edition)

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Datum: 08.04.2012 | VÖ: 27.04.2010 | Herausgeber: Film 101 | Kategorie: Film

Die 1937/38 in der Regie von Luis Trenker und Werner Klingler entstandenen "Liebesbriefe aus dem Engadin" betiteln eine seichte Liebeskomödie im Wintersportmilieu, die vor allem durch die von Trenker gewohnten eindrucksvollen Naturaufnahmen interessieren kann.

Trenker selbst spielt den Skilehrer Toni Anewanter, ein ständig fluchendes Urviech, in dessen Namen der ortsansässige Atelier (Otto Wernicke) zu Dutzenden Liebesbriefe an die wohlhabenden Damen Europas verschickt, um auf diese Weise Besucherinnen und Kapital in den Skiort zu locken. Auf diesen Trick fällt auch die schwerreiche Britin Constance Farrington herein (Charlott Daudert), die soeben die Hochzeit mit einem Lord aufgekündigt hat, als sie erfuhr, dass der sich von der ehelichen Verbindung nur eine Spritze von ihrem Kapital erhoffte. In Begleitung der Schwester des Lords, Dorothy (Carla Rust), reist sie ins Engadin, um den markanten Skilehrer zu treffen, der ihr per Brief Liebesgrüße zukommen ließ. Verfolgt wird sie von dem Kammerdiener Jack, der ihr im Auftrag des Lords nachreist und ein Anbandeln zwischen ihr und dem Skilehrer auf jeden Fall verhindern soll, da sich der Lord Hoffnungen macht, Constance auf diese Weise zurückzugewinnen. Dies ist die Ausgangslage für allerlei turbulente Verwicklungen, denn Skilehrer Toni kann sich gar nicht erklären, warum die ganzen weitgereisten Damen ihn umschwärmen und sich ernstliche Hoffnungen zu machen scheinen…

Leider wird die weitere Handlung dieser durchaus verzwickten Ausgangslage nicht gerecht, sondern konzentriert sich sehr schnell auf die Romanze zwischen Toni und Dorothy, wobei auch nicht ganz klar wird, warum Toni Dorothy nun für etwas Besonderes hält und was sie genau von den zahlreichen anderen Damen unterscheidet, die ihm Avancen machen. Tatsächlich verhält sie sich ziemlich ungebührlich und wirft gar Tonis Erinnerungsbuch von einem Berggipfel. Man hätte es ihm nicht verdenken können, wenn er sie gleich hinterher geworfen hätte. Die Rolle als "Frauenfeind" spielt Trenker so souverän, dass er auch heute noch die Lacher im Publikum auf seiner Seite hat, wenn er gegenüber der holden Damenwelt in allerlei wüste Schimpftiraden ausbricht. Bedauerlich ist dagegen, dass die anderen Handlungsstränge " die Beziehung zwischen dem Lord und Dorothy bzw. Dorothy und dem Kammerdiener " in den Anfängen steckenbleiben und nicht weiter verfolgt werden; auch fragt man sich, was eigentlich der rachsüchtige italienische Tollpatsch (Umberto Sacripante) in der Handlung zu suchen hat, denn seine Funktion wird nie erklärt. Man merkt also, dass die romantischen Verwicklungen vor allem ein Vorwand sind, um im Finale eine großartige Verfolgungsjagd auf Skiern zu inszenieren, in der Toni den Zug jagt, in dem die Geliebte sitzt, und der Rest des Dorfes Toni, der als Heiratsschwindler verhaftet werden soll. Diese von Walter Riml und Hans Ertl gedrehte Verfolgungsjagd ist technisch brillant gemacht und tröstet etwas über die unbefriedigend aufgelöste Handlung hinweg.
Die DVD von Film 101 enthält den Hauptfilm in sehr guter Qualität sowie eine italienisch untertitelte Fassung, die anscheinend von einer VHS gezogen wurde und ein entsprechend schlechtes Bild aufweist. Extras gibt es keine. Trenker-Fans können bedenkenlos zugreifen. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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