Die geheimen Flugprojekte des Dritten Reiches

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Datum: 05.03.2012 | VÖ: 09.02.2012 | Herausgeber: Polar Film | Kategorie: Dokumentation

"Besaß Hitler am Ende des Krieges Waffen, mit denen er seine Weltherrschaftspläne doch noch hätte umsetzen können?" " So lautet die Frage, von der diese von der Firma Augenblick produzierte und von Polarfilm herausgegebene Dokumentation ausgeht. Es ist eine hypothetische Frage, die den meisten potentiellen Zuschauern wohl unverständlich bleiben wird, denn a) hat Hitler den Krieg bekanntermaßen verloren, und b) hätte er ihn trotz umwälzender neuer Waffentechnologien am Ende auch logischerweise nicht mehr gewinnen können. Nichtsdestotrotz üben die Geheimwaffen des Dritten Reiches, an denen in der Endphase des Krieges fieberhaft geforscht wurde, um sich der materiell überlegenen Gegner zu erwehren, nach wie vor eine große Faszination auf das technik- und militärgeschichtlich interessierte Publikum aus, das die hauptsächliche Käuferschicht der Polarfilm-Dokumentation bildet.

Der Film von Karl Höffkes und Edmund Bohr (wohl der erste Teil eines Mehrteilers) versucht die Rekonstruktion dessen, welche geheimen Luftwaffenprojekte bis Kriegsende noch in Prototypen hergestellt oder zumindest auf dem Reißbrett entworfen und dann von den alliierten Streitkräften erbeutet wurden. "Bis heute umhüllt eine Mauer des Schweigens, auf was die Sieger damals wirklich stießen", behauptet der Sprecherkommentar. Da von diesen nur zum Teil realisierten Erfindungen kaum Bildmaterial existiert, werden sie mittels Computeranimationen "zum Leben erweckt". Im Einzelnen werden gezeigt: der Tag- und Nachtjäger Gotha P 60, die Junkers EF (Entwicklungs-Flugzeug) 130, ein Strahlflugzeug mit ferngelenkten Bomben, der Komitee-Bomber, ein vierstrahliger Nurflügel-Bomber "mit utopischem Design", die Bachem Ba 349 A Natter, ein senkrecht startendes Raketenflugzeug, der Düsenjäger Arado AR 583 und die Arado Ar E. 555 ("Amerikabomber"-Projekt).

Das Konzept der DVD steht und fällt mit der Qualität der Animationen. Diese sind leider nur teilweise gelungen. Solange sich die computergenerierten Flugobjekte vor einem (echten) Himmel bewegen, können sie sich durchaus sehen lassen. Sobald aber animierte Landschaften gezeigt werden, zum Teil auch in Kombination mit Realhintergründen, verflüchtigt sich die Illusion: Der Zuschauer fühlt sich dann schnell in ein " eher billiges " Computerspiel versetzt. Auch die unterlegte Musik, bei der es sich überwiegend um Billig-Bombast aus dem Computer handelt, hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Dies sollte und wird die Interessenten jedoch sicherlich nicht vom Kauf der DVD abhalten, denn genau für dieses Spezial-Publikum ist der Film produziert worden. Für den Laien, der nicht rechtzeitig abschaltet, ergibt sich dagegen aufgrund der überlangen Fluganimationen, der detail- und technikfixierten Sprecherkommentierung und des pathetischen Soundtracks ein reichlich psychedelisches Seherlebnis. Gewissermaßen "geerdet" werden diese Darstellungen durch einige leider viel zu kurze Zeitzeugenberichte ehemaliger Jagdflieger. Etwas penetrant ist die Distanzierung der Filmmacher vom Nationalsozialismus, die angesichts des Themas wahrscheinlich unumgänglich ist, aber trotzdem nicht ganz so plump am Anfang, in der Mitte und am Ende des Films hätte platziert werden sollen. Die echten Interessenten der Nazi-Waffentechnologie haben solche Belehrungen hoffentlich nicht nötig, und die Kritiker einer solchen DVD-Produktion werden sich davon auch nicht blenden lassen.

Ob die in dem Film gezeigten Waffenprojekte den historischen Tatsachen entsprechen, können nur die Fachleute beurteilen. Insgesamt ist die Dokumentation mit ihren ausgiebigen Animationssequenzen ein interessantes, wenn auch nur teilweise gelungenes Experiment. Wer sich für die Frage interessiert, wie die Nazis ihre (nie vollendete) Atombombe nach New York hatten transportieren wollen, sollte dieser DVD eine Chance geben. Alle anderen werden vermutlich ungläubig die Köpfe schütteln.
Die DVD, deren Hauptfilm nur 52 Minuten dauert, wird in einem ansprechend gestalteten Amaray-Case geliefert und enthält keinerlei Extras. Vorhanden sind lediglich eine Galerie mit den im Film vorgestellten Flugzeug-Modellen und ein Trailer zum zweiten Teil. (df)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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