Der Berg ruft (Luis Trenker Edition)

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 29.01.2012 | VÖ: 27.04.2010 | Herausgeber: Film 101 | Kategorie: Film

"Der Berg ruft" (1937) war nach dem Stummfilm von 1928 bereits Luis Trenkers zweite Verfilmung des Romans "Der Kampf ums Matterhorn" von Carl Haensel. Im Mittelpunkt steht der Wettlauf zwischen Schweizern und Italienern um die Erstersteigung des Matterhorns. Der Italiener Carrel (Trenker) strebt seit vielen Jahren erfolglos danach, den Gipfel zu ersteigen, und wird dafür von den Bauern seines Heimatdorfes mit Schimpf und Spott bedacht. Unversehens taucht ein Konkurrent auf: der überhebliche englische Alpinist Edward Whymper, der Carrel zunächst als Bergführer verpflichtet, sich im Streit von ihm trennt und kurz darauf beinahe in den Tod stürzt. Carrel rettet ihm das Leben, worauf die beiden Freundschaft schließen und einander versprechen, die Ersteigung des Berges gemeinsam in Angriff zu nehmen, sobald Carrel genesen ist. Doch das Schicksal will es anders, denn inzwischen ist die Erstersteigung des Berges zum Politikum zwischen der Schweiz und Italien geworden. Das italienische Alpenministerium will Carrel für die Aufgabe verpflichten, einen Bergsteigertrupp auf den Gipfel zu führen und damit Italien den Sieg vor der Schweiz zu sichern " Carrel lehnt jedoch ab, da er sich durch sein Versprechen an Whymper gebunden fühlt. Aufgrund einer Intrige seiner Landsleute kommt es aber doch zu einem Wettrennen zwischen den beiden Bergsteigern, das Whymper mit seinen Männern gewinnt. Während Carrel niedergeschlagen ins Tal zurückkehrt, kommt es beim Abstieg der Gruppe um Whymper zur Katastrophe: Das Seil reißt, vier Männer finden den Tod. Whymper wird vor Gericht gestellt, da ihm vorgeworfen wird, das Seil durchgeschnitten zu haben. Carrel ersteigt nun auf eigene Faust den Gipfel in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und bringt das durchgerissene Seil als Beweisstück zurück, um das Ansehen seines Freundes wiederherzustellen.

"Der Berg ruft" ist eine durchaus spannende Umsetzung dieses Stoffes, die vor allem von den grandiosen, in malerischen Bildern eingefangenen Bergkulissen lebt. Wie bei Trenkers Produktionen üblich ist die Kameraführung herausragend. Der Reiz der Handlung liegt in dem Duell zwischen den beiden Bergsteigern, deren Charakter leider nur selten aus ihren Schablonen hervortreten. Trenkers Held ist über jeden moralischen Zweifel erhaben; der Engländer dagegen legt so bornierte und arrogante Züge an den Tag, dass die Sympathieverteilung von Anfang an vorgegeben ist. Das ist schade " hätte man die Motivationen der Figuren stärker ausgearbeitet, hätte der Film sicherlich an Spannung gewonnen. Bemerkenswert sind die sehr glaubhaften Nebendarsteller und Statisten, die der Atmosphäre von Feindschaft und Lynchstimmung gegen Carrel realistischen Ausdruck geben: Die stärksten Szenen des Films sind die, in denen der Held sich den von nationalen Ehrgefühlen erfüllten Bauern aus seinem Heimatdorf erwehren muss. Das Gerichtsdrama der letzten zehn Filmminuten fällt dagegen spürbar ab, da an dem Ausgang von vornherein wenig Zweifel bestehen.

Die DVD von Film 101, München, entspricht in ihrer anspruchslosen Ausstattung und Gestaltung haargenau den anderen Produkten der Luis Trenker-Edition: Auch hier wird eine italienische Sprachfassung, ansonsten aber keinerlei weitere Extras geboten. (df)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.