Es ist kaum zu glauben, welch Fülle an Fernsehserien das deutsche Fernsehen bereits in den 60er Jahren aufzuweisen hatte. Wer diese Zeit nicht miterlebt hat, ist erstaunt, welche Schätze dieses Jahrzehnts in den vergangenen Jahren nach und nach in Form von DVD-Veröffentlichungen neu auf den Markt kommen. Darunter sind natürlich zahlreiche Krimiserien, aber auch reichlich Familienserien mit vielen Publikumslieblingen der damaligen Zeit.

"Unsere große Schwester" ist eine solche Serie und wurde wie üblich zu dieser Zeit in Schwarz-Weiß gedreht. Die Geschichten dieser Produktion und auch der Charme und die Art der Inszenierung unterscheidet sich eigentlich kaum von den anderen Familienserien dieser Jahre. Lediglich die Grundthematik ist anders. Denn wie es der Titel schon andeutet, handelt die Serie von einer großen Schwester, nämlich Karin Stenzel. Sie ist 23 Jahre alt und muss sich seit kurzer Zeit um ihre Geschwister kümmern. Denn die Eltern der Familie sind ums Leben gekommen und so muss das Familienleben nun neu organisiert werden. Dass dies viele Probleme und auch außergewöhnliche Situationen zur Folge hat, liegt dabei auf der Hand.

In dreizehn Teilen werden diese Geschichten erzählt, die allesamt herzlich, sinnvoll und unterhaltsam sind. "Unsere große Schwester" ist eine Serie von vielen aus der damaligen Zeit, ist jedoch mit den zahlreichen Serien unserer modernen Zeit nicht zu vergleichen, was daran liegt, dass man in den 60er Jahren noch viel Wert auf Qualität legte. Es gab also noch kein Zeit-, Personal- und Geldmangel und man musste keine täglichen Folgen oder eine große Anzahl von Folgen pro Staffel abliefern. Damals konnte man sich noch auf alle wichtigen Details konzentrieren und es gab nur wenige Leute, die inhaltlich etwas zu sagen hatten. Nur so kann gutes Programm entstehen, was in der damaligen Zeit noch reihenweise geglückt ist. Zwar gab es damals nicht so viel zu sehen wie heute, doch im Gegensatz zu den alten Serien kann und will heute keiner mehr das sehen, was tagtäglich inflationär über unsere Bildschirme läuft.

So ist es als Zuschauer einfach herrlich, dass es die moderne Zeit ermöglicht, Alternativen zum aktuellen TV-Programm zu schaffen und in eine längst vergangene Zeit abzutauchen. Diese Serie liefert all das, was man dazu benötigt. Neben den herzlichen und gut erdachten Geschichten, gefällt die Mode und der Zeitgeist jener Jahre, sowie die wundervollen Schauspieler. Darunter sind auch heute noch bekannte Namen, aber auch einige schon fast vergessene Leute. Dazu zählen Katrin Schaake, der damalige Kinderdarsteller Jan Koester, Günther Schramm, Claus Ringer, Siegfried Rauch, Karl Tischlinger, Max Grießer, Fritz Straßner oder Elisabeth Volkmann. Wie es die bayrischen Namen erkennen lassen, wurde die Serie damals in München gedreht. Und das, obwohl sie eine Produktion der HR-Werbung war.

Die Firma Pidax hat diesen Klassiker nun erstmals für eine DVD-Veröffentlichung ausgewertet, die gut gelungen ist. Die Bild- und Tonqualität ist gut und die Aufmachung ansprechend. Außen bekommt man einige Fotos, sowie alle wichtigen Informationen geboten, im Inneren der durchsichtigen Hülle findet man die beiden DVDs, die individuell bedruckt sind. Außerdem schimmert noch einmal die Optik durch, die man bereits von der Außenansicht kennt. Das liegt daran, dass das Produkt mit einem Wendeblatt ausgestattet ist. Dies ermöglicht es, das große FSK-Logo von der Titelseite verschwinden zu lassen. Bonusmaterial sucht man leider vergebens und auch für bestimmte Käuferschichten unverzichtbare Extras wie Untertitel für Hörgeschädigte sind nicht vorhanden. Das Menü ist simpel aber ansprechend gestaltet. Die dreizehn Folgen haben eine Laufzeit von knapp 325 Minuten.

"Unsere große Schwester" ist eine Serie, die von der Art her sehr an andere Serien der 60er Jahre erinnert. Sie ist aber durchaus eigenständig und schafft es, den interessierten Zuschauer auch heute noch bestens zu unterhalten. Die Geschichten sind amüsant und kurzweilig. Aus der DVD-Veröffentlichung hätte man mit Sicherheit mehr machen können. Das, was geboten wird, wurde aber gut bis sehr gut umgesetzt. (sk)

Wertung: (7 von 10 Punkten)