Eros Center Hamburg

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Datum: 03.09.2011 | VÖ: 24.06.2011 | Herausgeber: Pixel World | Kategorie: Film

Der deutsche Sexfilm ist ebenso legendär wie verpönt. Dabei muss man ihn bei genauerer Betrachtung gerade heutzutage als harmlos einzustufen. Denn was in den 60er und 70er Jahren aufreizend und provokant war, sorgt im neuen Jahrtausend bei niemanden mehr für Aufregung. Trotzdem bzw. genau deswegen sind diese Filme auch heute noch reizvoll. Weniger wegen der Tabubrüche, sondern mehr weil die Filme einen sowohl freiwilligen als auch unfreiwilligen Humor besitzen und außerdem einen gesellschaftlich hoch relevanten Blick in die damalige Gegenwart gewähren.

Bevor die große Sexwelle im Kino losgebrochen ist, mussten in den 60er Jahren erst nach und nach der Grundstein dafür gelegt werden. Neben einigen Spielfilmen, die verstärkt sexuelle Andeutungen machten, war der Produzent Alois Brummer einer der ersten Leute, der konkret mit reißerischen Titeln das Publikum in die Kinos lockte. Titel wie "Graf Porno und seine Mädchen" oder "Dr. Fummel und seine Gespielinnen" sind zwei sehr berühmte Beispiele.

Einer der ersten Sexfilme von Brummer war "Eros Center Hamburg", der im Herbst 1969 in die bundesdeutschen Kinos kam und für volle Kinosäle sorgen konnte. Wenn man sich diesen Film heute anschaut, sieht man sofort, dass es ein Frühwerk von Brummer ist. Handwerklich wurde der Streifen dank des Regisseurs und Hauptdarstellers Günter Hendel recht ordentlich umgesetzt. Im Vergleich zu den Vorgängerfilmen, die man heute eigentlich gar nicht mehr als Sexfilm bezeichnen kann, bekommt man hier deutlich mehr nackte Haut zu sehen.

Die Handlung dreht sich um einen Journalisten, der im Hamburger Rotlichtmilieu für eine US-Zeitschrift recherchiert. Dabei bekommt er von vielen Personen aus dem Milieu authentische Geschichten erzählt, die von hoher Relevanz für seine spätere Veröffentlichung sind. Dass es in dieser Szene auch hart und sogar lebensgefährlich zugeht, muss der Journalist bald am eigenen Leib erfahren...

Schon in diesen frühen Jahren der Sexwelle hat Brummer eine Art von Film inszeniert, den es in dieser Form zu jener Zeit noch nicht gab. Die Reportfilme brauchten noch einige Jahre und selbst die St.-Pauli-Filme, unter anderem von Jürgen Roland, wurden erst nach "Eros Center Hamburg" heraus gebracht.

Der Film wirkt sowohl als Sexfilm als auch als Report/Krimifilm alles andere als perfekt. Aber genau dies macht diesen Streifen so sehenswert. Man sieht, dass der Filmstab schwer bemüht war, hier ein gutes Ergebnis abzuliefern. Dies ist in gewisser Form gelungen, aber oft sieht man, unter welchen einfachen Bedingungen der Film entstanden ist. Die schauspielerischen Leistungen, der Aufbau der Dramaturgie und auch die Sexszenen wirken an vielen Stellen sehr holprig, was den Film für Trashfans sehr interessant gestaltet. Gespickt wurde das Ganze mit einigen lustigen Szenen und den üblichen Wortwitz, der in Verbindung mit den mehr oder weniger ernsten Passagen eine unterhaltsame Symbiose bildet.

Vor der Kamera agieren zahlreiche bekannte Schauspieler. Das sind unter anderem Elisabeth Welz, Rinaldo Talamonti, Günter Hendel, der großartige Fritz Pauli oder auch die beiden Sexfilm-Sternchen Doris Arden und Alexandra Bogojevic. Der bayrische Volksschauspieler Karl Obermayr wirkt ebenfalls mit. Es sollte der einzige Sexfilm seiner Karriere werden. In einer winzigen Rolle konnte ich außerdem Towje Kleiner entdecken.

Die beiden Münchner Firmen moviemax und Pixel World haben diesen frühen Sexfilm nun erstmals auf DVD in der Reihe "Erotik Klassiker" veröffentlicht. Wie die anderen DVDs der Reihe wurde auch diese Veröffentlichung wieder einfach ausgestattet. Die Gestaltung ist zweckmäßig und zeigt einige Impressionen aus dem Film, eine Inhaltsangabe und alle wichtigen Daten zum Produkt und zum Hauptfilm. Wenn man die Hülle öffnet, findet man die DVD, die noch einmal mit dem Titelmotiv bedruckt ist. Auf ein Beiheft, Beiblatt oder andere gedruckte Extras, die man im Inneren der Hülle finden kann, hat man leider komplett verzichtet. Auf der DVD findet man da Menü, welches den Hauptfilm, eine Kapitelwahl, eine Trailerschau und eine Bildergalerie beinhaltet. Auf Untertitel für Hörgeschädigte hat man verzichtet. Gerade bei der Ausstattung und beim Bonusmaterial vermisst man als Kunde ein bisschen was, aber die Trailer und die Bilder trösten ein wenig darüber hinweg.

Freunde von Sex-, Report-, Krimi- und Trashfilmen könnten an diesem Klassiker viel Freude haben. "Eros Center Hamburg" ist ein Film, der dazu beigetragen hat, dass das deutsche Kino Ende der 60er Jahre ganz neue Wege gegangen ist. Trotz oder vielleicht wegen seiner Mängel ist der Film aus heutiger Sicht äußerst unterhaltsam. Die Genremischung und die Schauspieler machen "Eros Center Hamburg" absolut sehenswert. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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