Die Flucht ohne Ende

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Datum: 17.08.2011 | VÖ: 01.07.2011 | Herausgeber: Pidax | Kategorie: Film

Paris im Jahr 1926. In einem kleinen Bistro beginnt Franz Tunda aus seinem Leben zu erzählen. Der ehemalige k.u.k Oberleutnant geriet im Jahr 1916 in russische Gefangenschaft und wurde in einem Internierungslager untergebracht. Nach einiger Zeit gelingt ihm die Flucht. Außerdem hilft ihm ein sibirischer Jäger, der ihm Unterschlupf gewährt. Als er dann beginnt, sich auf den Weg in seine Heimat zu machen, wird er ein weiteres Mal festgenommen und wird erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges auf freien Fuß gesetzt. Er schließt sich den Bolschewiken an und wird erst Kommendeur in der Roten Armee, dann Sowjetfunktionär in der russischen Hauptstadt. Doch Tunda bleibt ein Fremder, was so manche Probleme mit sich bringt...

"Die Flucht ohne Ende" ist ein TV-Vierteiler aus dem Jahr 1984, der in Koproduktion der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden ist. Die Geschichte basiert auf den gleichnamigen Roman des Schriftstellers Joseph Roth, der ihn im Jahr 1927 veröffentlicht hat. Die Tatsache, dass der Autor den Stoff bereits kurz nach der Zeit der Handlung veröffentlichte, sorgt dafür, dass "Die Flucht ohne Ende" ein sehr authentisches Bild seiner Zeit wiedergibt, was auch in der Verfilmung zu spüren ist. Hierfür war der Regisseur Michael Kehlmann verantwortlich, der sich auch um die Überarbeitung des Buches gekümmert hat. In den knapp 230 Minuten der vier Filme schafft es der Regisseur mit seinem Team die Handlung unterhaltsam und stilgerecht umzusetzen. Als Zuschauer bekommt man einen fesselnden Blick in die Zeit des Ersten Weltkrieges und den turbulenten Jahren danach serviert. Neben dem individuellen Schicksal einer Einzelperson bekommt man das damalige politische Klima gut zu spüren. Die Hoffnungen und Träume der Menschen, die mit Hilfe unterschiedlicher Ideologien versuchen, eine neue und, so hofft man, bessere Welt zu schaffen, waren in jenen Jahren in ganz Europa teils in radikaler Form am Kochen. "Die Flucht ohne Ende" zeichnet diese Zeit in beeindruckender Form nach. Für viele wird dieser Vierteiler zuerst vielleicht etwas trocken erscheinen, wenn man der Geschichte jedoch eine Chance gibt, ist gute Unterhaltung vorprogrammiert.

Neben der authentischen Ausstattung, der passenden Kostüme und Kulissen und des Handwerklichen Könnens der Männer hinter der Kamera, brilliert die filmische Umsetzung des Stoffes durch seine Schauspieler. Während die Hauptfigur Helmut Lohner verkörpert, bekommt man in den weiteren Rollen große Namen wie Peter Weck, Mario Adorf oder Fritz Muliar zu sehen. Aber auch Elke Aberle, Dagmar Mettler oder Heinrich Schweiger können auf ganzer Linie überzeugen.

Nachdem "Die Flucht ohne Ende" nun seit über zwanzig Jahren nicht mehr im Fernsehen gezeigt wurde, hat man nun endlich die Möglichkeit, diese historisch hoch relevante Geschichte erstmals auf DVD zu erwerben. Verantwortlich dafür ist die Firma Pidax-Film, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, fast vergessene Film- und Fernsehperlen des letzten Jahrhunderts erstmals auf DVD zu veröffentlichen.

Die vier Filme wurden auf zwei DVDs veröffentlicht, die sich in einer einfachen DVD-Hülle befinden. Die Gestaltung des Produktes ist gut gelungen, auch wenn die Bilder auf dem Titelbild ein wenig unscharf wirken. Das deutet darauf hin, dass es offenbar nur wenig oder keinerlei Werbe/Presse-Material aus den 80er Jahren gab, mit dem man heute arbeiten konnte. Neben einigen Fotos bekommt man auf der Hülle eine ausführliche Inhaltsangabe und alle wichtigen Fakten zu den Filmen und zum Produkt geboten. Im Inneren der Hülle findet man die beiden fast identisch gestalteten DVD-Scheiben. Außerdem erscheint dort noch einmal durch das durchsichtige Plastik die Außenansicht. Das Produkt ist nämlich mit einem Wendecover ausgestattet, das ermöglicht, das große FSK-Logo verschwinden zu lassen. Dies wird dann im Inneren der Hülle sichtbar.

Auf Bonusmaterial hat man leider komplett verzichtet. Ebenso auf ein Beiheft mit weiterführenden Informationen. Das Menü ist ansprechend gestaltet. Bild- und Tonqualität ist absolut in Ordnung.

Wer sich für die Zeit des Ersten Weltkriegs und die Jahre danach interessiert, ist mit diesen Vierteiler bestens bedient. Hier bekommt man in beeindruckender Form die gesellschaftlichen Entwicklungen jener Jahre mit, gerade die, die sich im europäischen Osten abgespielt haben. Als Unterhaltungsfilm wird "Die Flucht ohne Ende" für viele auf den ersten Blick mit Sicherheit zu trocken erscheinen. Wenn man der Geschichte jedoch eine Chance gibt, wird man erstaunt sein, wie spannend und unterhaltsam dieser Stoff filmisch umgesetzt wurde. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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