Zeugnis aus der grüne Hölle

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Datum: 18.07.2011 | VÖ: 01.07.2011 | Herausgeber: Pidax | Kategorie: Film

Was führt eine gestandene Französin weit aus ihre Heimat hinaus auf die Teufelsinsel Französisch-Guyanas? Anne-Marie sucht hier ihren Vater, denn sie jahrzehntelang für tot hielt, bis sie erfuhr: ihr Vater Jean-Marie lebt als Häftling in einem Gefangenenlager.
Vor Ort angekommen hat Anne-Marie große Probleme, ihrem bettlägerigen Vater nahe zu kommen. Der gebrochene alte Mann kann sich kaum artikulieren und für Anne-Marie ist es ein zu großer Schock nach all den Jahren ohne Vater. Sie weiß nicht einmal, weshalb ihr Vater vor vierzig Jahren inhaftiert wurde. Anhand der Briefe, die der Vater nie losschicken konnte, findet sie das Geheimnis um seine Haft nicht heraus. So überwindet Anne-Marie ihre innere Hürde und macht sich auf die Reise in die Vergangenheit ihres Vaters, die geprägt ist von Jahrzehnten der Unterdrückung und Pein als Strafgefangener.
Mithilfe von Briefen und Telefoninterviews aus diversen Studien über das Lager und durch Unterhaltungen mit dem medizinischen Personal erschließt sich Anne-Marie das Leben im Lager.

Der Film "Zeugnis aus der grüne Hölle" versteht sich als ein Dokumentarspiel, d.h. die Rahmenhandlung wird in Form eines Spielfilms gestellt, während der Inhalt auf wahren Begebenheiten basiert und durch authentisches Filmmaterial gestützt wird. Hier kommen die Interviews mit verschiedenen Greisen, die einst Gefangene im Straflager waren, ins Spiel.
In den sehr langen Rückblicken auf sein Leben tritt Jean-Marie als Erzähler und Protagonist auf. Der verlesene Erzähltext basiert auf den Briefen Jean-Maries, während man den damals jungen Mann bei seinem Leben als Lagergefangener begleitet: das Jahr in Einzelhaft, der Fluchtversuch, der Dienst bei den Seebestattungen anderer Gefangener usw. Daneben sieht man immer wieder längere Monologe der ehemaligen Gefangenen, die über die Bedingungen im Lager sprechen.

Da der Film 1983 entstand, wirkt er heute nicht mehr ganz zeitgemäß, ist aber angenehm ruhig und musikalisch sehr minimalistisch gehalten. Die Dialog sind recht authentisch gestaltet und nicht reißerisch. Die persönliche Geschichte um Anne-Marie und ihren Vater wird recht gut mit den dokumentarischen Aufnahmen verwoben: gespielte Szenen der Erlebnisse des jungen Jean-Marie und echte Interviews mit realen Ex-Gefangenen. Dazwischen sorgt die nachforschende Anne-Marie für den Fortlauf der Handlung und besucht gewisse Schauplätze, z.B. die Einzelhaftzellen in der Gegenwart.
Überzeugend kurzweilig ist der Film jedoch nicht und er bietet auch keine Spannungskurve. Die Frage, wofür Jean-Marie denn eigentlich inhaftiert wurde, trägt den Film keinesfalls und so fällt alles auf die frisch geweckte Neugier Anne-Maries an der Vergangenheit ihres Vaters. Der persönliche Bezug wird aber immer wieder durch die Ausführungen über das Gefangenenlager an sich verwischt. So fehlt ein wenig der Fokus, aber immerhin muss man sich nicht mit einem reinen Spielfilm anfreunden und auch nicht eine gesamte nüchterne Dokumentation durchstehen. Das Wechselspiel ist eigentlich ganz nett, auch wenn das gewisse Etwas spürbar fehlt. Sehr bedauerlich ist, dass sich auf der DVD keinerlei Extras und nicht einmal eine einzige Untertitelspur finden.
Wer einen straffen, sehenswerten Film vor dem Hintergrund des Gefangenenlagers in Französisch-Guyana sehen möchte, sollte auf den Klassiker "Papillon" zurückgreifen. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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