Der falsche Mann

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Datum: 15.07.2011 | VÖ: 06.02.2011 | Herausgeber: Dreamfilms | Kategorie: Film

Drei Gangster entführen einen Mann, um eine Lösegeldforderung stellen zu können. Doch dieser behauptet, dass er Zahnarzt ist und nicht, wie erwartet, ein Bankangestellter. Die Vermutung liegt nahe, dass der Entführte versucht zu blöffen. Doch schnell stellt sich heraus, dass die Gangster den falschen Mann entführt haben. Erst wollen sie ihn erschießen, doch dann macht er einen Vorschlag, wie die Entführer vielleicht doch noch an ihr Lösegeld kommen könnten...

"Der falsche Mann" ist ein Film, der von der Firma dreamfilms mit einem verhältnismäßig kleinen Budget gedreht worden ist. Dies sieht man dem Streifen dank moderner Technik auf den ersten Blick nicht an. In den Details wird dies dann aber doch deutlich. Regisseur und Autor Markus Hafner hat hier gleich ein doppeltes Debüt hingelegt. Dieses Debüt hat aber noch deutliche Mängel vorzuweisen, unterm Strich kann der Streifen aber trotzdem gut unterhalten.

Was mich am meisten stört sind die schauspielerischen Einzelleistungen. Während einige Schauspieler wie Patricia Aulitzky, Charles Rettinghaus oder Aurel Baldur Bereuter eine ordentliche Leistung abliefern, bekommt man durch die holprige Darstellung der Figuren von Horst Wüst und Christian Packbier immer wieder vor Augen gehalten, dass es sich hier um einen fiktiven Film handelt. Man bekommt also nicht die Möglichkeit, ganz in die Handlung einzutauchen, da man immer wieder wegen dieser Mängel aus dem Handlungsfluss heraus gerissen wird. Ob dies auf die Regiearbeit zurück zu führen ist oder es schlicht und einfach an den Schauspielern liegt, kann ich nicht beurteilen.

Der zweite schwerwiegende Punkt ist das Drehbuch. Der Plot gefällt mir gut und auch der Handlungsverlauf ist in Ordnung, doch die Dialoge sind streckenweise so unterirdisch, dass man sich schon fast fremdschämen muss. Gerade in Verbindung mit einem Thriller, was "Der falsche Mann" alles in allem ist, wirken unnatürliche und hölzerne Dialoge einfach nur unpassend. Mehr noch: Ein gewisser unfreiwilliger Humor macht sich breit. Als ich den Film erstmals im Kino sah, musste ich mehrfach schmunzeln, weil die Dialoge so unpassend waren, dass es schon wieder witzig ist. Ein Beispiel: Der Entführer bietet dem Entführten eine Pizza an. Der Entführte: "Sie mesten das Schwein, bevor Sie es schlachten, was?". Der Entführer: "Ich weiß nicht, wieso Sie das so sehen wollen. Die Schweine wissen übrigens, was mit ihnen geschieht. Das kann man an deren Hormonspiegel ablesen." / "Nur leider interessiert sich keine Sau dafür." / "Weil sie gut schmecken!". Das wars. "hnliche Dialoge zwischen Entführer und Entführten gibt es reichlich. Ich vermute, dass das ein Versuch war, dem Film mehr Tiefe zu verleihen, was aber leider komplett fehlgeschlagen ist und den Gegenteiligen Effekt verursachte.

Genau das ist aber in meinen Augen die Chance dieses Filmes. Ich habe mich nämlich unterm Strich gut unterhalten gefühlt. Ganz in der Tradition alter Trash-Filme, kriegt man hier eine wunderbare Mischung aus Thriller, Action (zum Teil gar nicht mal schlecht gemachte Action) und Humor geboten. Dieser ist oftmals leider unfreiwillig, aber das macht auch einen gewissen Reiz aus. Die Mischung aus diesen "trashigen" Elementen und einer qualitativ unterm Strich doch hochwertigen Produktion, lässt diesen Film zu etwas Besonderen werden. Ein tolles Schmankerl ist dabei Rinaldo Talamonti, der den Psychopaten unter den Gangstern spielt. Dies macht er auf der einen Seite sehr sympathisch und liebenswert " er ist derjenige der für die wenigen gewollten Lacher sorgt " andererseits schafft er es den geisteskranken Ganoven beängstigend überzeugend zu verkörpern. Die kleinen Streitereien mit seinen Gangster-Kollegen runden diesen Spaß wunderbar ab.

Fazit: "Der falsche Mann" ist ein Film der in vielerlei Hinsicht zwischen den Stühlen steht. Diese Sonderstellung ist aber auch eine Chance. Freunde von härteren Stoffen, die auch nicht vor Low-Budget-Produktionen zurück schrecken, sollten diesen Film eine Chance geben. Für Fans dieser Filme könnte "Der falsche Mann" eine wahre Perle sein. Massentaugliche Unterhaltung darf man hier aber nicht erwarten.

Anmerkung: Ein ausführliches Gespräch mit Rinaldo Talamonti, unter anderem über diesen Film, finden Sie in unserer Interview-Rubrik. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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