Der Schrei nach Leben

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Datum: 27.05.2011 | VÖ: 25.03.2011 | Herausgeber: Fernsehjuwelen | Kategorie: Film

Nachdem Martin Gray sich durch ein bewegtes Leben gekämpft hat, lebt er glücklich mit seiner Frau und seinen vier Kindern in seiner neuen Wahlheimat Frankreich. Durch eine Explosion des Heizöltanks seines idyllischen Landhauses, gerät das Umland in Brand. Seine Frau und die vier Kinder setzt er in den Wagen und weist sie an im nächst größeren Ort auf ihn zu warten. Leider schaffen sie es nicht, was die Folge hat, dass die Ehefrau und ihre Kinder beim Waldbrand umkommen. Dieser schwere Schlag scheint auch für ihn zuviel zu sein. Er lädt seine Schrotflinte und setzt sie sich an den Kopf. Während er mit seinen Zweifel hadert, fällt ihm wieder ein, wie seine Frau seine erzählerischen Qualitäten gelobt hatte und beschließt, sein Leben noch mal auf Band zu bringen, bevor er es beendet.

Warschau, Anfang 1940. Der 14 jährige polnische Jude Mietek Grayewski, wird mit seiner Familie, nach dem Einfall der Nazis, ins Warschauer Ghetto gesperrt. Seinem Einfallsreichtum verdankt er, dass er durch Schmuggler- und Schieberaktivitäten, seiner Familie und Freunden, Essen und Geld beschaffen kann. Mit Hilfe einer polnischen Gaunerbande, die außerhalb des Ghettos lebt, bringt er es sogar soweit, dass er täglich zentnerweise Lebensmittel ins Ghetto schafft.
Als das Ghetto geräumt wird, schafft er es, seine Mutter und seine zwei kleinen Brüdern versteckt zu halten und sie weiterhin mit Lebensmitteln zu versorgen. Als sie dann letztendlich doch entdeckt wird, verlässt er sein Versteck und schließt sich ihnen in die Deportation zum Konzentrationslager Treblinka an. Als dort seine Familie ermordet wird, beschließt er zu fliehen, was ihm auch gelingt. Er schlägt sich mit Hilfsarbeiten bei Bauern durch und gerät dadurch in Kontakt, mit dem in den Wäldern, sich versteckenden Polnischen Widerstand. Die Partisanen erzählen ihm, dass sich im Warschauer Ghetto ein offener Widerstand bildet, und er beschließt mit gefälschten Papieren, die ihm die Partisanen geben, zurück nach Warschau zu gehen und zu helfen. Im Ghetto angekommen, trifft er seinen totgeglaubten Vater wieder, der es noch rechtzeitig schaffte aus dem Zug zu springen, bevor dieser Treblinka erreichte. Er fängt wieder an zu Schmuggeln. Doch dieses mal sind es nicht Lebensmittel, sondern Waffen, die er ins Ghetto schafft, damit sich die letzten Bewohner des Ghettos, auf den Kampf gegen die Deutschen rüsten können.
Nachdem im Mai 1943, der Aufstand im Ghetto, von den Deutschen, mithilfe von Panzern, Artillerie und Flammenwerfern niedergeschlagen wird, und er Zeuge wird, wie sein Vater erschossen wird, flüchtet er erneut in die Wälder, um sich den Partisanen erneut anzuschließen.
Als die Rote Armee, im Juli 1944 in Polen einmarschiert, wird er von den Sowjets zum NKWD angeworben. Als dessen Angestellter zieht er durch die Gegend und entlarvt ehemalige Denunzianten und Kollaborateure der Deutschen. Als Leutnant kehrt er dann Anfang 45 nach Warschau zurück, um in Gefängnissen nach weiteren Kollaborateuren zu suchen, bis er dann schließlich Ende April 1945, mit der Roten Armee in Berlin einmarschiert. Dort nimmt er, nach Kriegsende, teil an dem Entnazifizierungsprogramm der Alliierten und verhört einem nach dem anderen, um Kriegsverbrecher zu entlarven. Die Genugtuung, sich an den Deutschen zu rächen, wird ihm aber schnell genommen, als er sieht, dass auch die Russen nicht gerade zimperlich, mit den Kriegsverlierern umgehen. Zwar wird er noch zum Hauptmann befördert und bekommt große Anerkennung für seine Arbeit, doch er beschließt zu desertieren und seine Großmutter in New York aufzusuchen, wo ihm in der Einwanderungsbehörde der Name Martin Gray gegeben wird. Dort angekommen, arbeitet er sich soweit hoch, dass er es nach 10 Jahren zum Direktor des renommierten Hotels Premier schafft. Nachdem sein dortiger Freund und Mentor Jo Goldmann stirbt und ihm etwas Geld hinterlässt, steigt er erfolgreich in den Antiquitätenhandel ein. Trotz einiger zwischenzeitlicher Schicksalsschläge, arbeitet er sich emsig empor. Er arbeitet dermassen pflichtbewusst und ehrgeizig, dass seine Freundschaften, nach und nach auf der Strecke bleiben. Gerade als ihm das bewusst wird, und er versucht alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen, lernt er die junge Holländerin Dina (Brigite Fossey) kennen, und sie verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Sie und ihre vier gemeinsamen Kinder sind es dann schließlich, die bei dem Waldbrand umkommen und Martin Gray an den Rand des Selbstmordes bringen und somit auch, seine Lebensgeschichte niederzuschreiben.

"Der Schrei nach Leben" ist eine mitreißende und aufwühlende Verfilmung einer unglaublich rührenden Lebensgeschichte. Der 1983 entstandene Dreiteiler ist eine geniale Umsetzung dieser ungemein aufwühlenden Geschichte eines Mannes, der es wirklich nicht einfach im Leben hatte, jedoch aber nie den Mut zum überleben aufgab. Er hat gesehen, wie neben seiner Familie noch tausende andere Juden umgebracht wurden. Er hat den Verrat und die Bösartigkeit im Leben kennengelernt und trotzdem nie aufgehört zu kämpfen. Selbst in Momenten der tiefsten Hoffnungslosigkeit, wie den Verlust seiner Frau und seiner Kinder, konnte er sich noch mal aufrappeln. Eine Geschichte, die zeigt, was ein Mensch imstande ist zu überleben und verarbeiten, wenn er den nötigen Willen dazu hat. Die Tatsache, dass der Film auf einer wirklich passierten Geschichte basiert, macht es noch unglaublicher und beachtenswerter.

Es würde jetzt keinen Sinn machen, vereinzelt Schauspieler hervorzuheben, da durch die Bank hinweg, ein klasse Cast dem Film zur Verfügung stand. Der immer professionell agierende Michael York ("Austin Powers", "Studio 54",…) in der Rolle des älteren Martin Gray, sowie auch als sein Vater ist genauso überzeugend wie Jacques Penot in der Rolle des jungen Martin Gray oder Macha Meril, als seine Mutter.
Natürlich ist der Film dem Baujahr gemäß im 4:3 Format, und die Bild- und Tonqualität dementsprechend, doch das schmälert die Qualität des Inhalts und der Umsetzung nicht im Geringsten. Die in der Reihe Fernsehjuwelen erschienene Dreier-DVD wird in ansprechender Verpackung angeliefert und besteht aus zwei Slim-Amarays in einer Box. Neben den Hauptfilmen findet man darin nur ein Extra als Bonusmaterial. Dieses ist aber, so finde ich, viel wertvoller, als all die ganzen Unnützen Trailer und "Making Ofs". Es handelt sich um ein Interview mit dem wahren Martin Gray, geführt von Wulfing von Rohr im Rahmen der Serie "Zeugen des Jahrhunderts". Fazit: Eine sehr gelungene DVD, die ich jedem nur weiter empfehlen kann, der sich dafür interessiert, wie Menschen es unter widrigsten Umständen schaffen können, sich ans rettende Ufer zu hieven. (pg)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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