Die weiße Hölle vom Piz Palü

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Datum: 17.04.2011 | VÖ: 25.09.1999 | Herausgeber: Art House | Kategorie: Film

Neben Luis Trenker gehören gerade Arnold Fanck und Leni Riefenstahl zu den wichtigsten Persönlichkeiten des deutschen Bergfilms. Gerade diese beiden Künstler haben in vielen Filmen zusammengearbeitet und große Klassiker des Genres produzieren können. Darunter gehörten zahlreiche Stumm- und Tonfilme, die in den 20er und 30er Jahren inszeniert wurden und unzählige Zuschauer in die Kinos locken konnten.

Am Ende der Stummfilmära war das Team um Arnold Fanck, zu dem beispielsweise auch der Kameramann Sepp Allgeier und viele andere Leute gehörten, nahezu perfekt eingespielt und so schafften sie es, noch ein paar letzte Stummfilme im Bergfilm-Genre zu drehen, bevor dann mit dem Tonfilm eine neue Filmepoche einleiten konnte.

Der letzte große Stummfilm von Fanck und Riefenstahl war "Die weiße Hölle vom Piz Palü" aus dem Jahr 1929. Ebenso wie die anderen Bergfilme war auch dieser Streifen sehr reißerisch betitelt, aber das auch vollkommen zurecht, denn die Bilder und die Dramaturgie sind atemberaubend und mitreißend - selbst noch heute, nach über 80 Jahren.

Die Geschichte handelt von einem jungen Paar, die während der Besteigung eines Berges auf einer Hütte in den Dolomiten einen merkwürdigen Mann begegnen, der bereits seine Ehefrau bei einem Unglück in den Bergen verloren hat. Er führt das junge Pärchen in die Nordwand des Piz Palü, eine bislang vollkommen unbezwungene Gegend. Der Mann hat bereits zweimal erfolglos versucht , alleine die Nordwand zu besteigen. Dieser Trip wird der Gruppe jedoch zum Verhängnis. Die letzte Hoffnung bleibt eine dramatische Rettungsaktion, die durch einen befreundeten Piloten mit Hilfe seines Fluggerätes unterstützt wird...

In den Hauptrollen sind neben Leni Riefenstahl die Schauspieler Gustav Diessl (bekannt aus "Das Testament des Dr. Mabuse"), Ernst Petersen, Mizzi Götzel, Ernst Udet und Otto Spring zu sehen. Aufgrund der wenigen Rollen, die zu vergeben waren, bleibt die Liste der Mimen natürlich sehr kurz. Die Schauspieler, die vor der Kamera agieren, sind aber allesamt hervorragend und schaffen es, den Zuschauer die Emotionen der Figuren authentisch zu vermitteln. Der wahre Hauptdarsteller in diesem Film ist aber ohne Frage die herrliche aber auch bedrückende Landschaft, die einfach wundervoll zur Geltung kommt und den Zuschauer in eine hypnoseartige Reise versetzt, die einen unvergesslichen Filmeabend zur Folge haben wird.

Die Originalfassung des Films war lange Zeit verschollen und konnte erst im Jahr 1996 wieder rekonstruiert werden. Außerdem bekam er eine neue Musik, die von Ashley Irwin im Jahr 1998 komponiert und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Frank Strobel eingespielt wurde. In dieser Form ist der Film bereits im Jahr 1999 erstmals auf DVD veröffentlicht worden. Einerseits ist es schade, dass er durch die neue musikalische Untermalung nicht mehr Original ist (eine zweite Tonmöglichkeit mit der originalen Musik wäre perfekt gewesen), andererseits muss ich sagen, dass die neue Musik die Dramaturgie und den Punkt genau trifft und den Zuschauer ebenso wie die Bilder in vollem Umfang in seien Bann zieht. Die Bildqualität ist für einen Film der aus dem Jahr 1929 stammt sehr gut und schafft es in Verbindung mit den modernen heutigen Fernsehern den Zuschauern ein ähnliches Erlebnis zu vermitteln, das die Kinobesucher vor den großen Leinwänden ende der 20er Jahre hatten.

Die DVD-Veröffentlichung selbst ist ansprechend gestaltet. Auf dem Titelbild bekommt man Leni Riefenstahl und Gustav Diessl in einer pathetischen und ebenso ausdrucksvollen Geste zu sehen. Die Rückseite ist gespickt mit einem Szenenfoto, sowie einer Inhaltsangabe und Daten zur DVD und zum Film. Im Inneren der Hülle kriegt man nicht, wie so oft, die Rückseite des Wende-Einlegeblattes oder eine weiße oder schwarze Fläche zu sehen, sondern einen weiterführenden Text, ein Portrait-Foto, die Kapitelliste und ein großes Panoramabild, was wunderbar auf den Hauptfilm einstimmt.

Die DVD selbst ist mit einem ansprechenden Menü ausgestattet, außerdem findet man dort neben dem Hauptfilm und den Kapiteln eine Trailerschau und eine 25-minütige Dokumentation "Schicksalswände " Extrembergsteiger erinnern sich". Lediglich die Sprache/Ton-Rubrik ist überflüssig, weil man dort keinerlei Auswahlmöglichkeiten hat.

Ein Fazit brauche ich an dieser Stelle wohl kaum auszusprechen. Die DVD-Veröffentlichung lässt kaum einen Wunsch offen und der Film ist einfach ein zeitloses Meisterwerk. Zugreifen! (sk)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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