Kinder, Mütter und ein General

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 06.03.2011 | VÖ: 23.09.2010 | Herausgeber: 3L | Kategorie: Film

Der Zweite Weltkrieg war ohne Frage einer der härtesten Kriege des letzten Jahrhunderts. Kaum ein Krieg hat solch dramatische Ausmaße angenommen und forderte unzählige Opfer, erstmals auch in großen Teilen der vornehmlich osteuropäischen und deutschen Zivilbevölkerung. Nachdem man in den 40er Jahren in den deutschen Besatzungsgebieten die ersten Schrecken dieser schlimmen Jahre hinter sich gebracht hatte und langsam wieder in ein normales Leben zurückkehren konnte, wurde ein Verarbeitungsprozess dieser Zeit in Gang gesetzt, der bis heute anhält. Bevor die 68er-Generation diese Zeit konfrontativ debattierte, versuchte man in den 50er und 60er Jahren gerade im Kino durch seichte Heimat- und Schlagerfilme auf andere Gedanken zukommen. Wie es aber beispielsweise der Film "Die Brücke" beweist, gab es in den 50er Jahren schon vereinzelnd filmische Aufarbeitungen dieser Zeit.

Ein weiteres, nicht ganz so bekanntes Beispiel, ist der Kinofilm "Kinder, Mütter und ein General" aus dem Jahr 1955. Die Geschichte spielt während den letzten Kriegstagen im Zweiten Weltkrieg. Eine Gruppe Jugendlicher schleichen sich aus ihrer Schule, um an der Front gegen die näher rückende Rote Armee zu kämpfen. Die Mütter der Knaben müssen vor Ort erfahren, dass ihre Jungs freiwillig an die Front gegangen sind. Sie möchten ihre Söhne von dem Vorhaben abhalten und machen sich entschlossen auf den Weg zur "Kampfgruppe Dornberg", die sich in einer Stadt befindet, die von den Russen belagert ist. Vor Ort werden sie mit den Grausamkeiten des Krieges konfrontiert. Obwohl einer der jungen Soldaten bereits gefallen ist, möchten die anderen Jungs weiter kämpfen. Für die Mütter beginnt ein erbitterter und hoffnungsloser Kampf um ihre Söhne...

"Kinder, Mütter und ein General" ist ein hochbesetzter Film. Großartige Schauspieler wie Therese Giehse, Klaus Kinski, Alice Treff, Hilde Krahl, Claus Biederstaedt und Rudolf Fernau verleihen durch ihre überzeugende Darbietung den Streifen eine ungeheure Tiefe. Über die Authentizität des Stoffes lässt sich natürlich streiten, das ist aber bei vielen Filmen der Fall. Schließlich handelt es sich um einen fiktiven Stoff, der allein den Sinn verfolgt, der damaligen Bevölkerung die Grausamkeit eines Krieges vor Augen zu führen. Von Detailgetreue Authentizität kann man dabei natürlich nicht ausgehen.

Der Produzent Erich Pommer, der seit den frühen 30er Jahren in als Immigrant in den USA gearbeitet hat, konnte für diesen Film den ungarischen Hollywood-Regisseur Laslo Benedek gewinnen, der diesen Streifen gekonnt in Szene setzt. Denn anders als in vielen anderen Filmen über diese Zeit, hat man hier darauf verzichtet, die Figuren zu karikieren. Auf die übertriebene Darstellung der "bösen Nazis" hat man ebenso verzichtet, wie auf ein kitschiges oder tränenrühriges Ende. Selbst Klaus Kinski, der seine Rolle wieder gewohnt psychopathisch angelegt hat, wirkt wie alle anderen Figuren sehr authentisch und menschlich, was diesen Film besonders wertvoll macht. Für Erich Pommer blieb "Kinder, Mütter und ein General" übrigens die letzte Arbeit als Filmproduzent.

Im Herbst letzten Jahres ist dieser Filmklassiker erstmals auf DVD erschienen. Verantwortlich dafür ist die Firma "3L", die ihn im Rahmen der Reihe "Klassiker der Moderne" veröffentlichte. Dank Moviemax München liegt der Film in einer ungeheuer guten Bildqualität vor. Ebenso wie beim Ton sind die Mängel beim Bild rar gesät, sodass man alles in allem ein nahezu unbeeinträchtigtes Sehvergnügen erwarten darf. Die Gestaltung der DVD-Hülle ist wieder sehr gut gelungen, jedoch beschränkt sich dies wieder nur auf das "ußere. Wenn man die Hülle öffnet, bekommt man mit Ausnahme der Disc, die noch einmal mit dem Titelmotiv bedruckt ist, nur eine weiße Innenwelt zu Gesicht. Auf ein Beiheft oder Beiblatt " sei es auch nur mit Werbung " hat man wieder komplett verzichtet. Dafür kriegt man auf der Außenseite der Hülle wieder tolle Bilder, eine Inhaltsangabe und diverse Daten zum Film und zur DVD zu sehen. Sehr erfreulich ist, dass man auf dem Silberling Bonusmaterial finden kann. Denn neben den deutschen und englischen Trailer des Filmes und einer Trailerschau mit weiteren Titeln findet man auf der DVD ein alternatives Ende des Films. Mit Hilfe des Goethe-Instituts konnte man sogar englische Untertitel arrangieren. Leider fehlen dagegen die deutschen Untertitel, die für Hörgeschädigte sehr von Vorteil gewesen wären.

Alles in allem kann die DVD-Veröffentlichung des Schwarz-weiß-Klassikers "Kinder, Mütter und ein General" überzeugen, auch wenn man wieder einige Abstriche machen muss. Schade, denn der Film wäre es Wert gewesen, in einer rundum gelungenen DVD-Veröffentlichung auf den Markt zu kommen. Im Vergleich zu vielen anderen DVD-Produktionen macht diese hier aber ohne Frage unterm Strich einen positiven Eindruck. Den Film selbst kann man durch die Bank empfehlen, was nicht zuletzt an den tollen Schauspielern liegt. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.