Die fünfte Jahreszeit (Große Geschichten 3)

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 19.02.2011 | VÖ: 24.09.2008 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Serie

Mit dem Heimatfilm werden bis heute Vokabeln wie "Kitsch", "Belanglosigkeit" und "Volkstümelei" verbunden. Manch andere müssen bei diesem Genre an zünftige Klamaukfilme oder an die ein- oder andere freizügige Lederhosen-Klamotte denken. Dass der Heimatfilm auch ganz andere Facetten hat, wissen heute leider nur wenige. Dabei wurden von Beginn der Filmgeschichte bis zum heutigen Tage an unzählige ernsthafte und realitätsnahe Heimatfilme gedreht. Das ging schon mit den frühen Bergfilmen der 20er und 30er Jahre los, deren Genre in den letzten Jahren eine kleine Renaissance feiert, oder den (Süd-)Tirol-Stoffen des letzten und vorletzten Jahrzehnts. Im Fernsehen konnte man den ernsthaften, tiefgründigen und melancholischen Heimatfilm verstärkt in den 70er und 80er Jahren finden. Dazu gehören diverse Ganghofer- und Thoma-Stoffe, aber auch neue Geschichten, die das Leben und die Geschichte der letzten Jahrhunderte im Süden Deutschlands schildern.

Eine davon ist der Fernseh-Mehrteiler "Die fünfte Jahreszeit", der in den Jahren 1981 und 1982 gedreht und ab Dezember 1982 erstmals in der ARD einem großen Publikum gezeigt wurde. Bei der neunteiligen Miniserie handelt es sich um eine in den Alpen angesiedelten Familiensaga. Die Geschichte erzählt von einem kleinen österreichischen Alpendorf und zeigt dem Zuschauer Episoden aus den unterschiedlichen Epochen der Geschichte. Es beginnt im Jahr 1880 und Endet in der Nachkriegszeit. Die Intention der Serie ist es, die Entwicklung der Berggemeinschaft in Verbindung mit dem Skisport bzw. Schisport und den dazugehörigen Tourismus zu erzählen. Dass diese Thematik viel Stoff bietet, liegt auf der Hand. Schließlich war die Zeit des späten 19. Jahrhunderts bis zur Nachkriegszeit eine sehr aufregende. Das fängt mit den ärmlichen Verhältnissen an, unter den die Menschen damals litten und die die Folge hatte, dass man die eigenen Kinder zum Arbeiten nach Schwaben schickte (Schwabenkinder). Weiter geht es mit dem ersten Weltkrieg, der besonders in den Alpen ein besonders harter Krieg war, bis hin zu der unruhigen Zeit der 20er und 30er Jahre, den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen.

Dem Autoren Felix Mitterer sowie den beiden Regisseuren Franz Josef Gottlieb und Reinhard Schwabenitzky ist dabei ein beeindruckendes und zeithistorisch wertvolles Portrait einer alpenländischen Gemeinschaft gelungen, das sehr realistisch wirkt und welches sich mit Sicherheit in vielen Landesteilen so oder so ähnlich abgespielt hat. Zu sehen bekommt man sowohl unbekannte Schauspielern bis hin zu einigen Laien, als auch große Namen wie Maria Singer, Heidy Forster, Horst Kummeth, Hansi Kraus, Enzi Fuchs, Udo Wachtveitl, Michael Fitz, Trude Breitschopf, Dietmar Schönherr oder Hans Clarin. Durch die Nachsynchronisation bekommt man außerdem in den Genuss der Stimmen von Elmar Wepper, Gerhard Acktun, Willi Harlander, Max Griesser und Franz Muxeneder. Zu sehen kriegt man diese Schauspieler leider nicht. Unpassenderweise wurde zum Beispiel der Schauspieler Kurt Weinzierl von Franz Muxeneder synchronisiert, was bei einem solchen bekannten Schauspieler natürlich schmerzhaft ist, unabhängig von der Leistung von Franz Muxeneder. Weitere Unfeinheiten findet man bei genauerer Betrachtung der einzelnen Folgen. So sitzen die Protagonisten in den 30er Jahren beispielsweise gerade auf der Terrasse einer Almhütte. Direkt im Hintergrund sind Schnitzereien im Holz zu sehen. Darunter findet man mehrfach die Jahreszahl "1981". Von solchen kleinen Fehlern mal abgesehen, ist die Ausstattung des Films hervorragend und sehr authentisch. Auch inhaltlich findet man kaum Mängel. Jede Epoche wirkt sehr realitätsgetreu inszeniert. Die Grausamkeiten und die Lebenssituationen einer jeden Zeit wurden gut dargestellt. Natürlich mussten die Macher dabei versuchen, alle wichtigen Facetten einer jeden Zeit in die Länger einer ganzen Folge zu bringen, was zu Überspitzungen führt, gerade bei den Zeitabschnitten über das Dritte Reich. Trotzdem bleibt unterm Strich ein authentischer Gesamteindruck.

Die Bild- und Tonqualität ist natürlich nicht mit modernen Produktionen zu vergleichen, für eine Fernsehrproduktion aus den frühen 80er Jahren bekommt man aber ein tolles Ergebnis zu sehen, das nun erstmals auf DVD im Rahmen der Reihe "Große Geschichten" vorliegt. Gerade die Tatsache, dass die Serie nur selten und das letzte Mal vor zwanzig Jahren wiederholt wurde, zeigt, wie glücklich man über eine solche Auswertung der Firma Studio Hamburg sein sollte.

Die neun Folgen der Miniserie findet man auf insgesamt drei DVD-Scheiben, die in einem hochwertigen Mediabook aufbewahrt werden. Jede Folge hat eine Länge von einer Stunde, was eine Gesamtlaufzeit von 540 Minuten ergibt. Auf dem Titelbild und der Rückseite der stabilen Verpackung findet man einige Fotos, eine Inhaltsangabe sowie alle wichtigen Hintergrundinformationen und Daten zur DVD-Veröffentlichung und der Serie. Im Inneren der Hülle befinden hinter den DVD-Halterungen und auf der Vorder- und Rückseite des im Mediabook fest integrierten Beiheftes große Fotos aus der Serie, die Lust auf mehr machen. Im Inneren des Beiheftes gibt es weitere tolle Impressionen aus der Serie, einen Episodenführer und zwei Biographien zu Reinhard Schwabenitzky und Felix Mitterer und eine Filmographie zu Schwabenitzky. Zu Franz Josef Gottlieb, der den Großteil der Episoden inszeniert hat, findet man leider keine Informationen. Bonusmaterial findet man auf der DVD leider keins, ebenso hat man auf Untertitel für Hörgeschädigte verzichtet.

Wer sich für historische Stoffe interessiert und deutsche bzw. bayrische Serien mag, der kommt an "Die fünfte Jahreszeit" nicht vorbei. "hnlich wie die BR-Serie "Löwengrube", die einige Jahre später verfilmt wurde, wird hier ein komplexer historischer Stoff sehr ansprechend und unterhaltsam aufgearbeitet. Die DVD-Veröffentlichung der Serie hätte mit Sicherheit besser ausfallen können. Das, was man jedoch geboten bekommt, ist erste Sahne.

Die fünfte Jahreszeit (Große Geschichten 3)

(sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.