OP ruft Dr. Bruckner - Staffel 1

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Datum: 18.02.2011 | VÖ: 25.09.2009 | Herausgeber: Spirit Media | Kategorie: Serie

Ein Arzt, der es hauptsächlich mit außergewöhnlichen medizinischen Fällen und Krankheiten zu tun hat, häufig unkonventionelle und kompromisslose Entscheidungen trifft, damit nicht immer auf Verständnis stößt, aber aufgrund seiner medizinischen Erfolge dennoch als fachliches Genie gilt " das erinnert alles ein wenig an "Dr. House", und wäre "OP ruft Dr. Bruckner" nicht bereits einige Jahre früher entstanden, könnte man durchaus auf die Idee kommen, RTL habe sich zumindest bei der Grundidee dieser Eigenproduktion von der erfolgreichen US-Serie um den zynischen Arzt inspirieren lassen. Allerdings entstanden die ersten Folgen von "OP ruft Dr. Bruckner" bereits 1996 und somit deutlich vor "Dr. House".

Außerdem beschränken sich die Parallelen zwischen den beiden Fernsehärzten eindeutig auf den Hang zu unkonventionellen Methoden und die Behandlung nicht alltäglicher Fälle, ansonsten könnten die beiden Charaktere und auch die Serien " abgesehen von der Krankenhausthematik " kaum unterschiedlicher sein. Der ehrgeizige Dr. Bruckner zeigt nämlich ernsthaftes Interesse an seinen Patienten und trägt sich sogar freiwillig für einen Nachtdienst ein, um bei einem frisch am Herzen operierten Mädchen bleiben zu können. Sowohl mit seinen Mitarbeitern als auch mit den Patienten geht er weitgehend freundlich um und kümmert sich verständnisvoll um sie. Außerdem lässt er gerne seinen Charme spielen und flirtet beispielsweise im Pilotfilm mit seiner russischen Kollegin, mit der er gemeinsam auf dem Rückflug von einem Kongress in Amerika das Leben einer Passagierin rettet " mit einem Kleiderbügel und zwei Wasserflaschen. Damit zeigt sich gleich am Anfang der Serie, dass der Schwerpunkt der Arbeit von Dr. Bruckner, gespielt von Bernhard Schir, keineswegs bei den gewöhnlichen ärztlichen Tätigkeiten, sondern eher bei den Extremfällen liegt. So bekommt er es beispielsweise gleich in der ersten Folge mit einem kleinen pakistanischen Mädchen zu tun, das unter einer starken Behaarung am ganzen Körper leidet, einem sogenannten Wolfskind. Allerdings muss der Chirurg das Kind nicht deswegen behandeln, sondern weil sie in einem unbeobachteten Moment eine Überdosis von den Beruhigungsmitteln gegeben hat, von denen ihre Mutter ihr eigentlich nur zwei Tabletten für den langen Flug verabreichen wollte. Bald stellt sich heraus, dass sie unbedingt eine neue Herzklappe braucht. Diese stammt allerdings von einem Schwein, weshalb die streng muslimische Mutter zunächst die Operation verweigert.

Auch bei den anderen "rzten der Klinik herrscht nicht unbedingt Normalität. So behandelt die Gynäkologin Dr. Moll beispielsweise eine Patientin, deren Mutter und ältere Schwester bereits an Brustkrebs gestorben sind und die daher auf die Amputation beider Brüste besteht " trotz vollkommen unbedenklichem Untersuchungsbefund. Außerdem tötet einer der Mediziner bei einer scheinbar gewöhnlichen Akupunkturbehandlung aufgrund einer bisher nicht erkannten Anomalie des Brustraums die Tochter eines Kollegen. Somit hat man leider bei den Nebenschauplätze die Chance verpasst, durch das Einflechten des normalen Krankenhausalltags ein wenig Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Vielleicht ist das der Hauptgrund dafür, dass die Handlung den Zuschauer nicht wirklich zu berühren vermag, obwohl sie durchaus tragisch genug dafür wäre. Die Serie will zu viel und gibt den einzelnen Charakteren zu wenig Raum, um sich zu entwickeln. Durch die fast kontinuierliche Überdramatisierung verhindert sie das Eintauchen in die Handlung und die Identifikation mit den teils sehr plakativ und stereotyp gezeichneten Personen. Abgesehen davon treten auch bei "OP ruft Dr. Bruckner" einige der bei Arztserien so typischen Fehler auf. Ein Klassiker: Der Einsatz des Defibrillators bei Herzstillstand, optisch verdeutlicht durch die Nulllinie im EKG. Das ist aus medizinischer Sicht schlicht und ergreifend Unsinn, da dieses Gerät in diesem Fall gar nichts bewirken kann, sondern bei Kammernflimmern eingesetzt wird.

Das alles bedeutet nicht, dass "OP ruft Dr. Bruckner" nicht sehenswert ist. Medizinische Genauigkeit, schauspielerische Glanzleistungen oder mitreißende Charaktere sucht man in der Serie zwar vergeblich, sie ist aber dennoch kurzweilig und gerade wegen der unrealistischen Überzeichnung in gewisser Hinsicht unterhaltsam. Interessant dürfte diese vier DVDs mit je vier Folgen der ersten Staffel umfassende Box, bei der übrigens auf Extras gänzlich verzichtet wurde, allerdings nur für erklärte Fans der Serie sein. "OP ruft Dr. Bruckner" ist zwar nicht uninteressant, gehört aber sicherlich nicht zu den besten Vertretern des Krankenhaus-Genres. (ck)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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