Arnold Zweig (Große Geschichten 32)

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Datum: 17.10.2010 | VÖ: 25.06.2010 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Film

Arnold Zweig war ein Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, der sowohl den Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat. Insbesondere als Sohn eines jüdischen Vaters, war er zur Zeit des Nationalsozialismus gezwungen, seinen Wohnort ins Exil zu verlegen. Seine Erlebnisse, insbesondere die als Frontsoldat während des Ersten Weltkriegs, schrieb er sich in Form von Romanen von der Seele. Im Rahmen der Aufklärung in der DDR wurden Teile seine Romane zwischen den 50er und 70er Jahren von der DEFA verfilmt und ausgestrahlt. Das Studio Hamburg hat es sich nun zur Aufgabe gemacht im Rahmen seiner Reihe "Große Geschichten" eine Auswahl jener Verfilmungen aus der DDR auf DVD zu veröffentlichen.

Die vorliegende DVD Box beinhaltet drei seiner Romanverfilmungen:

- Der Streit um den Sergeanten Grischa (2 Teile)
- Junge Frau von 1914 (2 Teile)
- Erziehung von Verdun (3 Teile)

Das erstgenannte Werk ("Der Streit um den Sergeanten Grischa") ist sehr geprägt von seiner Beziehung zu Sigmund Freud, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband und weshalb er ihm dieses Werk auch widmete. Inhaltlich geht es um den russischen Soldaten "Grischa", der sich in deutscher Kriegsgefangenschaft befindet. Geplagt von seinem Heimweh und der Sehnsucht nach Frau und Kind beschließt er zu flüchten, was ihm zunächst auch gelingt. Nach seinem Ausbruch wird er jedoch auf seinem Heimweg von Deutschen aufgegriffen und festgenommen. Zunächst gibt er sich als russischer Überläufer aus, wird jedoch als Spion enttarnt. Diesem Umstand geschuldet droht ihm die Hinrichtung. Um jener zu entgehen, outet er sich als geflohener Gefangener, kann jedoch auch hierdurch der Hinrichtung nicht entkommen.

Das zweitgenannte Werk ("Junge Frau von 1914") ist der zweite Teil der Hexalogie "Der große Krieg der weißen Männer" von Arnold Zweig. Inhaltlich geht es um das Liebespaar Werner Bertin und Leonore Wahl, deren Eltern aufgrund konservativer Ansichten bezüglich der unterschiedlichen Stände keinen Segen für eine Hochzeit geben würden und deshalb auch von der Beziehung nichts erfahren. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird den beiden jedoch die Hochzeit ermöglicht, da Werner trotz Untauglichkeit an die Front geschickt wird und so den gewollten Vaterlandsvertreter der Familie darstellen kann. Durch diese Umstände ist es der Familie möglich ihre Vaterlandstreue unter Beweis zu stellen und zugleich den eigenen Sohn von den Frontdiensten zu verschonen.

Das letztgenannte Werk ("Erziehung von Verdun") ist der dritte Teil des bereits erwähnten Zyklus. Werner Bertin befindet sich inzwischen im Jahre 1916 an der Westfront vor Verdun und lernt dort den Unteroffizier Christoph Kroysing kennen. Jener hat versucht die Unterschlagung der Kompanieverpflegung durch andere Unteroffiziere seinem Onkel und hohen Offizier der Militär-Eisenbahn zu melden. Diese Meldung wurde jedoch durch die interne Briefzensur abgefangen und er in einen anderen, gefährlicheren Frontabschnitt versetzt. Werner Bertin verspricht daraufhin den Brief Kroysings an sich zu nehmen und ihn seinem Onkel zu überstellen. Zu jener Übergabe kommt es jedoch nicht mehr, da Kroysing inzwischen an der Front durch einen Granatenbeschuss gefallen ist. Bei der Beerdigung lernt er dessen Bruder Eberhard kennen, der zwar zuvor keine enge Bindung zu seinem Bruder pflegte, jedoch nach der Information Bertins verspricht, sich der Angelegenheit anzunehmen. Der Hauptmann Niggl soll zur Rechenschaft gezogen werden, kann jener aber durch eine Offensive französischer Truppen entkommen.

Die optische Ausstattung der Box ist gigantisch. Insgesamt 7 DVDs kommen in 3 einzelnen Digipacks in einem großen, schönen Pappschuber daher. Jeder Digipack besitzt im Mittelteil ein 12-seitig eingebettetes und auf Hochglanzpapier bedrucktes Booklet, welches unter anderem (teilsweise mit Bildern begleitend) über den Inhalt der vorliegenden Filme informiert, den Produktionsstab auflistet oder Interviews beinhaltet. Die Digipacks im Einzelnen sind sehr hochwertig, da sie aus sehr massiven Karton gefertigt wurden und rundherum ansprechend bedruckt sind.

Auch die visuelle Ausstattung der vorliegenden DVD Box weiß zu überzeugen. So gibt es neben den angepriesenen Filmen ("Der Streit um den Sergeranten Grischa", "Junge Frau von 1914" und "Erziehung vor Verdun") zwei weitere Dokumentationen. Zum einen wäre dies "Erinnerung an Arnold Zweig", in der unter anderem seine ehemalige Sekretärin Ilse Lange über Arnold Zweig und dessen Leben informieren, und zum anderen wäre dies "Arnold Zweig berichtet über seine Freunde", in der er über seine Beziehung zu Schriftstellerkollegen und anderen Freunden erzählt.

Der Ton liegt leider nur in deutscher Sprache in Dolby Digital 2.0 (Mono) vor, dies ist jedoch des Alters des vorliegenden Filmmaterials geschuldet. Das Bild ist durchweg für sein Alter ansprechend " insbesondere bei schwarz-weiß Filmen stechen wenig optische Mängel ins Auge. Das Bildformat liegt in 4:3 in Vollbild vor. Einziges Manko: Es gibt keinerlei Untertitel. Zwar richtet sich die vorliegende Produktion vermutlich ohnehin nur an ein deutschsprachiges Publikum, jedoch wäre beispielsweise "Deutsch für Hörgeschädigte" ein absolutes I-Tüpfelchen und würde jenen Personenkreis nicht ausschließen.

Das Hauptmenü ist durch seine, teils melancholische, Hintergrundmusik sowie der Hintergrundanimation äußerst ansprechend gestaltet. Jeder Film kann sowohl am Stück als auch in Kapiteln unterteilt abgespielt werden. Das Bonusmaterial findet sich stets auf der ersten DVD eines Digipacks und lässt sich im Hauptmenü direkt auswählen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass eine der Art liebevolle Produktion solch bedeutender Romanverfilmungen äußerst selten zu finden sind. Zwar hat die Box mit über 40 Euro einen überaus stolzen Preis, ist sie jedoch mit einer Gesamtspielzeit von über 10 Stunden jeden Cent davon Wert. Der Obolus, der für diese Box entrichtet werden muss, wird in mehrfacher Ausfertigung durch Qualität auf höchsten Niveau zurückgezahlt. Sicherlich treffen solche Filme nicht den Geschmack jedes Einzelnen, jedoch stellen sie für Interessenten einen überaus hohen Mehrwert dar. Es konnte bei der Rezension der gesamten Veröffentlichung keinerlei negative Eigenschaft entdeckt werden, weshalb die Box mit der vollen Punktzahl benotet wird. Absolute Kaufempfehlung!

Arnold Zweig (Große Geschichten 32)

(sw)

Wertung: 10 von 10 Punkten (10 von 10 Punkten)

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