66/67 - Fairplay war gestern

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Datum: 08.10.2010 | VÖ: 28.09.2010 | Herausgeber: Ascot Elite Home Entertainment | Kategorie: Film

Die Clique um Florian als Anführer fährt gerne zum Fußball und prügelt sich mit anderen Fans. In der Kneipe der Wolfsburger plant die Braunschweiger Clique einen Überraschungsangriff, der erfolgreich verläuft. Von Stadionverboten geplagt, suchen sie sich zeitweise andere Beschäftigungen im Alltag und müssen auch damit verbunden so manchen Rückzug altgedienter Mitglieder wegstecken. Nichtsdestotrotz machen die Jungs weiter und leben ihr Leben. Während Florian seit geraumer Zeit mit der Türkin Özlem angebandelt hat, durchlebt die Beziehung zwischen Christian und Mareille ihre Höhen und Tiefen. Otto hat sichtbare Probleme mit seiner Sexualität, weshalb er nach einem neuen Betätigungsfeld Ausschau hält. Der Security-Angestellte Christian will inzwischen seiner Mareille auf dem Spielfeld im Stadion einen Heiratsantrag machen, jene zeigt jedoch wenig Interesse und sucht das Weite. Tief geknickt wird Christian jedoch wieder von seinen Kumpels aufgebaut. Florian hat es indes ebenso hart getroffen " mit seiner türkischstämmigen Partnerin Özlem ist es vorbei, woran er noch ordentlich zu nagen hat. Tamer erfährt inzwischen von Florian, dass jener bereits mit dessen Schwester im Bett gelandet ist und verrät auf Nachfragen zudem intime Details. Henning wird beim Polizeirevier suspendiert, als bei einer Spint-Kontrolle zahlreiches Diebesgut bei ihm gefunden wurde und Otto rastet aus, als ihm eine Eintrittskarte zu einer homosexuellen "Barebacking-Party" zugesteckt wird.

Die Kuriositäten dieses Films beginnen gleich zu Beginn. Eine Gruppe Braunschweiger Fußballfans versteckt sich in den Kabinen einer Wolfsburger Fußballkneipe. Als ein Wolfsburger Fußballfan lautschreiend gegen die Türen klopft und sich anschließend die Hände wäscht, verlassen die Braunschweiger die Kabinen und bearbeiten anschließend den Wolfsburger zu sechst, indem sie ihn mit dem Kopf in eine Toilettenschüssel drücken. Immer begleitet von einem, der mit einer optisch lustig ansehenden Kamera das ganze Spektakel filmt. Im Hauptraum der Kneipe angelangt wird die kurz zuvor geklaute Kutte angezündet und in Richtung ca. 10 fußballschauender Wolfsburg-Fans geworfen um diese infolge dessen anzugreifen.

Um die Kuriosität aufzuklären, gehe ich bereits in diesem Abschnitt auf die äußerst unrealistischen Darstellungen ein. Beginnend mit der Gesamtaktion an sich, dass sich ein paar Fußballfans auf der Toilette einer Kneipe eines verhassten Vereins verstecken, um anschließend in mehrfacher Überzahl einem Fußballfans körperlich beizukommen führt die Bezeichnung "Hooliganfilm" bereits an dieser Stelle ad absurdum. Darüber hinaus ist es als Fußballkenner äußerst skurril, weshalb man an dieser Stelle auf den absolut unbedeutenden Fußballverein "VfL Wolfsburg" zurückgegriffen hat, obwohl die wahre Rivalität zwischen Braunschweig und Hannover besteht. Wolfsburg besitzt einen Interessensfaktor von Null, zumindest was die Fan-und Gewaltszene betrifft. Hier hat man seine Unkenntnis also bereits unter Beweis gestellt, indem man lediglich regionale Aspekte betrachtet hat ohne diese mit Hintergrundwissen zu durchleuchten. Als nächstes dürfte es bei bedeutenden Duellen zweier Fußballanhängerschaften noch nie vorgekommen sein, dass sich eine Gruppe von 6 Leuten in einer Kneipe mit ca. 10 Leuten sich gegenüber stehen und erstere hierbei eine abgezogene Kutte anzündet, den Gegnern entgegen wirft und dabei "Hurra, Hurra, die Braunschweiger sind da" ruft. Das i-Tüpfelchen der Gesamtaktion ist der Kameramann, der das gesamte Geschehen mit einer, wohl selbstgebastelten und in den Farben Eintracht Braunschweigs bemalten, Kamera filmt. Die anschließende Flucht über einen Kinderspielplatz rundet die Gesamtaktion stilistisch korrekt ab. Zuletzt haben nur noch die Trommeln, die unzähligen Schals am Körper und ein buntes Vereinskäppchen gefehlt und das Trottel-Bild wäre komplett gewesen. Da fragt man sich ernsthaft, ob die Filmemacher einen gezielt verarschen wollen oder sich tatsächlich auf einem Gebiet bewegen, von dem sie keinerlei Ahnung haben " ihm jedoch ein Filmchen widmen.
Eine nächste, äußerst humoristische Aktion ist jene, als ein Braunschweiger Fußballfan beim Einlass ins Stadion kurz nach dem Passieren der Kontrollen zurückgerufen wird und vom Ordnerpersonal seine Personalien festgestellt werden. Als jene ein Stadionverbot feststellen und den besagten Fan des Stadions verweisen, beginnt dieser lautstark die Ordner anzusingen "Ich bin Eintracht und ihr nicht!". Muss man hierzu noch mehr sagen ?
Auch eine verabredete Prügelei mit ein paar Hannoveraner Fans wird von einer äußerst unrealistischen Szene begleitet. Als jene Hannoveraner auf sich warten lassen, kommt es zu einem Telefonat bei dem der Braunschweiger Anführer Florian seinen Gegenüber permanent beleidigt. Ein Gespräch kann man das ganze gar nicht nennen, wird schließlich fast jeder Satz mit "Du Lutscher", "Du Amateur", "Du Maulhure", o.ä. verunglimpfenden Worten begleitet.

Wenn dann in einer entsprechenden Situation plötzlich eine Person sich umdreht und mit großen Schritten auf einen hinterherlaufenden Mann zugeht, diesem aber nicht wie erwartet eine zentriert sondern schlichtweg in die Hecke schubst, ist jeglicher Realismus verloren.

Problematisch und anstrengend zugleich ist eine eindeutige Kategorisierung dieses Films. Es ist sehr schwer abzuschätzen, welche Themen dieser Film nun tatsächlich behandeln möchte und worauf er abzielt. Vom homosexuellen Hooligan rüber zur türkischstämmigen Geliebten, hinweg über die Fußballnostalgie der vergangenen Erfolge bis hin zur bedeutungslosen Schlägerei mit unbeteiligten oder hinterlistigen Angriffen auf andere, gewaltdesinteressierte, Anhänger anderer Vereine. Viele Klischees, die in fast zwei Stunden Laufzeit bedient werden und am Ende wirkt der Film wie ein Drama, dessen zentrale Figur Florian und dessen problematische und unzufriedene Lebenssituation zu sein scheint.

Die DVD beginnt mit einem englischsprachigen (dafür aber deutsch untertitelten) Trailer zu dem Film "Buried " Lebend begraben", der jedoch leider nicht überspringbar ist. Anschließend folgen noch zwei weitere Trailer zu den Filmen mit Fußballbezug "The Firm " 3. Halbzeit" und "Hooligans" (mit Elijah Wood). Anschließend gelangt man ins animierte und mit Musik hinterlegte Hauptmenü. Insbesondere die Hintergrundmusik "Die Macht Eintracht" (welche auch auf dem originalen Soundtrack zu finden ist) weiß zu gefallen. Bei der Toneinstellung lässt sich die Deutsche Sprache sowohl in Dolby Digital 5.1 als auch DTS 5.1 auswählen. Zusätzlich lässt sich noch ein deutschsprachiger Untertitel einblenden.

Das Bonusmaterial auf der DVD ist reichlich. Neben einem fast 50-minütigen Making Of, welches die gesamte Filmproduktion durchleuchtet, gibt es noch ein paar Deleted Scenes (die wahlweise mit oder ohne Audiokommentar der beiden Regisseure abgespielt werden können) die ca. 20 Minuten umfassen, den Originaltrailer sowie eine Trailershow, welche jedoch abermals lediglich eine Produktplatzierung darstellt anstatt eines relevanten Bonusmaterials.

Mein Fazit: Als Hooliganfilm, geschweige denn als Fußballfilm, ist "66/67 " Fairplay war gestern" vollkommen unbrauchbar. Insbesondere als Kenner der Fußballszene fühlt man sich beim Anschauen dieses Streifens wie in eine andere Welt versetzt. Selbst Klischees ließen sich besser darstellen. Einzig und allein die Produktion der DVD an sich kann überzeugen. Das Bonusmaterial ist üppig und informativ. Die Bild-und Tonqualität anstandslos gut, ebenso wie das Hauptmenü. Inhaltlich ist der Film jedoch, wie bereits erwähnt, miserabel. Müsste ich Schulnoten vergeben, würde ich sagen "Setzen, 6!" da Thema verfehlt. Deshalb gibt es von mir lediglich 3 von 10 Punkte und diese auch nur für die Produktionsfirma. (sw)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

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