Ein Sommer in New York - The Visitor

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Datum: 04.09.2010 | VÖ: 19.08.2010 | Herausgeber: Ascot Elite Home Entertainment | Kategorie: Film

Mit seiner geliebten Frau begräbt Wirtschaftsprofessor Walter Vale auch all seine Lebenslust. Unaufällig fristet er an einem College von Conneticut lustlos sein Dasein von Tag zu Tag. Dieser Trott wird jedoch unterbrochen, als er zu einem Kongress nach New York geladen wird. Vale besitzt in Manhattan einen Zweitwohnsitz, der bei Ankunft des Eigentümers eine dicke Überraschung birgt. Ein junges Pärchen - Araber Tarek und Senegalesin Zainab - hat sich hier eingenistet. Beide halten sich illegal in den Vereinigten Staaten auf. Ein Hochstapler hatte ihnen die Räumlichkeiten vermietet. Nachdem sich der erste Schreck gelegt hat, entschließt Vale, Tarek und Zainab Unterschlupf zu gewähren, bis sie eine neue Bleibe finden.
Aus der Zweckgemeinschaft ensteht jedoch langsam Zuneigung. Tareks Trommeln wecken das Interesse des Professoren, der so etwas wie Lebensfreude, im Rhytmus der Instrumente, wiederfindet. Der Syrer lehrt Vale den Umgang mit den Instrumenten, lässt den verstockten Witwer, mithilfe der Musik, wieder aufblühen. Die Harmonie wird jedoch gestört - Tarek wird von der Polizei aufgegriffen und soll abgeschoben werden. Für Walter Vale beginnt ein aussichtsloses Ringen mit den Behörden...

Was Regisseur Tom McCarthy als leichtfüßige Erzählung beginnt, wird spätestens ab Tareks Inhaftierung zum politischen Drama. Weg von Leichtigkeit, Freundschaft und Musik, bewegt sich die Inszenierung hin zur Kritik an kalter Bürokratie. Emotionen bleiben, in der Figur des Walter Vale, der sich vom Minimalisten, vom emotionslosen Einzelgänger, zur weltoffenen Person wandelt - ohne Pathos, still und langsam. Da werden ungeliebte Klavierstunden gegen Trommelstunden im Park getauscht und Wirtschaftsstoff gegen Plädoyers für Menschenwürde. Das alles geschieht natürlich nicht zufällig in der 9/11-geplagten Stadt, gibt dem Stoff weitere Brisanz.
Neue Einflüsse schaffen neue Möglichkeiten, öffnen neue Sichtweisen - auch im angstgeplagten Amerika. McCathy schafft einen Spagat zwischen Politdrama und Unterhaltung, der sich ein schmalziges Happy End glücklicherweise erspart. Es wird eine Geschichte erzählt, lebensnah, direkt, glaubwürdig und ohne Hollywood-Klischee-Kino. Eine Geschichte über Toleranz gegenüber dem Fremden und den Mut, sich dem Unbekannten zu öffnen. Und Geschichten enden nunmal nicht immer glücklich.

Die 100 min Filmlänge kann man in deutscher oder englischer Sprache (beide DD 5.1) verfolgen, Untertitel können ebenfalls in Deutsch oder Englisch gewählt werden. An Extras bietet die ohne Alterbeschränkung freigegebene Veröffentlichung nur den eigenen Originaltrailer. Ein Wendecover liegt vor.

"Ein Sommer in New York" ist ein facettenreicher Film, über Lebensfreude, Freundschaft und Immigration - ein leises Werk über Musik, Veränderung und Toleranz. McCathy trifft in seinem zweiten Werk geschickt die Töne, liefert das Erwachen eines Eigenbrödlers aus der selbstgewählten Starre, einen Abgesang auf die amerikanische Asylpolitik und Furcht vor arabischen Einwanderern und nebenbei eine Liebeserklärung an das Leben im Melting Pot NY. (cs)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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