Knock Out - Ein junges Mädchen, ein junger Mann

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Datum: 29.08.2010 | VÖ: 29.01.2010 | Herausgeber: Spirit Media | Kategorie: Film

Der im Jahr 1905 in Klein Luckow geborene Max Schmeling gehört ohne Frage zu den berühmtesten und beliebtesten deutschen Sportlern des letzten Jahrhunderts. Der Schwergewichtsboxer, der im Jahr 2005 im Alter von 99 Jahren verstorben ist und der weit über seinen Tot hinaus noch einen weltweiten Bekanntheitsgrad besitzt, genießt nicht nur aufgrund seiner großen sportlichen Erfolge auch heute noch eine große Beliebtheit, sondern auch wegen seiner menschlichen und sympathischen Art. Diese hat er nicht nur in unzähligen Interviews und Fernsehauftritten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gezeigt, als er seine aktive Karriere als Boxer schon lang beendet hatte, sondern bereits in den 30er Jahren im jungen deutschen Tonfilm, wo er ebenfalls Erfolge feiern durfte.

Der beliebte Schlager "Das Herz eines Boxers", den viele Leute heute noch kennen, stammt aus dem ersten Kinofilm mit Max Schmeling, der 1929 gedreht wurde und im Jahr darauf unter dem Namen "Liebe im Ring" in die Lichtspielhäuser gekommen ist. Auch wenn Schmeling selbst dieses Lied aufgrund seiner nicht vorhandenen sängerischen Fähigkeiten als Peinlichkeit ansah, hat es seine sympathische und authentische Note noch einmal unterstrichen und sicher einen nicht unwesentlichen Teil zu seiner großen Beliebtheit beigetragen. Der zweite und zugleich letzte Film mit Max Schmeling in einer Hauptrolle trägt den Namen "Knock Out" mit dem Untertitel "Ein junges Mädchen " Ein junger Mann" und stammt aus dem Jahr 1934. Darin spielt an seiner Seite, nicht wie einige Jahre zuvor Olga Tschechowa die weibliche Hauptrolle, sondern die bezaubernde Schauspielerin Anny Ondra, die zu dieser Zeit schon eine bekannte Persönlichkeit im Filmgeschäft war, kurz zuvor Max Schmeling heiratete und die zusammen mit Carl Lamac diesen Film produzierte. Schmeling und Ondra waren in jener Zeit das erste "Traumpaar", das von der Öffentlichkeit in dieser medialen Form wahrgenommen wurde.

Der Film handelt vom Oberbeleuchter Max, der in einem Varietétheater angestellt ist, und dort das Fräulein Marianne kennenlernt. Diese sollte eigentlich dort als Sekretärin anfangen, gerät aber aus Versehen in die Probe einer neuen Revue und soll dort als Ersatz für eine Tänzerin auftreten, die zuvor entlassen wurde. Als die gut aussehende junge Dame während einer Vorstellung von einem rüpelhaften Boxer belästigt wird, ist Max zur Stelle und verteidigt Marianne. Die Folge davon ist, dass Max seine Arbeitsstelle verliert. Der Boxmanager Schmidtchen hat die Rettungsaktion von Max gesehen und erkennt das Talent des sympathischen jungen Mannes und lädt ihn nach Hamburg ein, um dort eine Ausbildung als Boxer zu beginnen. In der Hansestadt gerät Max jedoch auf die schiefe Bahn...

"Knock Out" ist ein Film, von dem ich sehr positiv überrascht war. Das liegt in erster Linie an Max Schmeling. Mir war seine Ausstrahlung und seine sympathische Art zwar bekannt, doch dass er dies in einem Kinofilm ebenso authentisch wie gekonnt herüber bringen kann, hätte ich nie gedacht. Max Schmeling ist ein toller Schauspieler, der durch seine kumpelhafte und natürliche Ausstrahlung, die durch seine Rolle als kleiner Mann noch einmal unterstrichen wird, unheimlich viele Pluspunkte sammeln kann. Die attraktive Anny Ondra und Legenden des deutschen Films wie Otto Wernicke, Max Schreck, Beppo Brem, Fritz Odemar oder der damals noch jugendliche Hans Richter, der den frechen Hilfsbeleuchter an der Seite von Max spielt, runden dieses Sehvergnügen personell hervorragend ab. Ein besonderer Auftritt ist der von der damals noch jugendlichen Isa Vermehren, die als Hamburger Sängerin auftritt. Nach dem Krieg wurde sie zur Nonne und hat über zehn Jahre lang in den 80er bis frühen 90er Jahren das "Wort zum Sonntag" in der ARD gesprochen. Die solide Handlung des Films, die tollen Kulissen und die eingängige und flotte Musik machen dieses Werk sehr facettenreich und sorgen für viel Sehvergnügen auf verschiedenen Ebenen.

Dieser heute leider viel zu unbekannte Filmklassiker wurde nun erstmals durch die Firma "Spirit Media" im Rahmen der Reihe "Schätze des deutschen Tonfilms" auf DVD veröffentlicht. Schon die Aufmachung ist sehr edel gestaltet und macht Lust auf den Film. Auf dem Titelbild sind die beiden Hauptdarsteller Max Schmeling und Anny Ondra zu sehen, geschmückt wird das Ganze durch einen der Zeit angemessenen Schriftzug. Auf der Rückseite bekommt man weitere Impressionen aus dem Film zu sehen, sowie eine Auflistung der wichtigsten Film- und DVD-Daten und eine Inhaltsangabe.

Im Inneren der Hülle findet man leider nur die DVD. Auf ein Beiheft oder ein Beiblatt mit weiteren Informationen hat man leider komplett verzichtet, was dafür sorgt, dass das Innenleben der Hülle ein wenig spartanisch daher kommt. Zum Ausgleich bekommt man dafür auf der DVD einiges geboten: In einem dezent gehaltenen aber sehr edlen und ansprechenden Menü bekommt man den neben dem Hauptfilm und einer Kapitelwahl eine Extra-Rubrik serviert, die eine Bildergalerie, Biographien und Filmographien zu den wichtigsten Personen dieses Filmes bereit hält. Leider hat man auf einen Bonus-Kurzfilm verzichtet, die man bei anderen Produktionen dieser DVD-Reihe als besonderes Extra zu sehen bekommt. Auch Untertitel für Hörgeschädigte sind auf dieser DVD nicht vorhanden. Dafür hat der 88-minütige Streifen für sein Alter eine sehr gute Bild- und Tonqualität. Außerdem hat man den Hauptfilm mit einem Abspann versorgt, der die Zuschauer noch einmal nach dem Filmgenuss mit den wichtigsten Informationen und Namen versorgt. Wer genau hinschaut wird aber feststellen, dass sich im Abspann ein kleiner Fehler bei der Uraufführung eingeschlichen hat, die am 1. März 1935 und nicht 1934 stattgefunden hat.

Leider ist "Knock Out" einer der wenigen Ausflüge von Max Schmeling in die Filmwelt gewesen, was dieses Werk zu etwas Besonderem macht. Den Spielleitern Carl Lamac und Hans H. Zerlett ist hier ein rundum sehenswerter Unterhaltungsfilm mit vielen tollen Boxszenen und ebenso unterhaltsamen Tanzszenen sowie einem großen Aufgebot an hervorragenden Schauspielern gelungen. Die DVD-Veröffentlichung wurde im großen und ganzen sehr gut umgesetzt und ist es in jedem Falle würdig, die ein- oder andere Filmsammlung zu schmücken. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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