Obszönitäten

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Datum: 28.08.2010 | VÖ: 25.06.2010 | Herausgeber: 101 Pixel / WVG Medien | Kategorie: Film

Dass der Sexfilm ein ganz anderes Genre als der Erotikfilm ist und aus diesem Grund zurecht anders betitelt wird, beweist der Blick in diese Werke, die in ihrer ursprünglichen Form mit diversen Ausnahmen lediglich ab den späten 60er Jahren bis in die frühen 80er Jahre hinein produziert wurden. Während bei einem Erotikfilm prickelnde Szenen und in erster Linie sinnliche Aufnahmen der Protagonisten im Vordergrund stehen, werden beim Sexfilm die Zuschauer zum Großteil mit einfacher Fleischbeschau abgefertigt, was daran liegt, dass die Ansprüche in der Zeit der sexuellen Aufklärung noch nicht so groß waren, schließlich bekam man vorher im Kino so etwas noch nie zu sehen. Um den Filmen dann noch etwas mehr Inhalt zu geben, hat man diese oftmals mehr oder weniger komödiantisch angelegt.

Ein wunderbares Beispiel für einen solchen Streifen ist der Film "Obszönitäten" aus dem Jahr 1971. Schon der Titel zeigt, dass man in dieser Zeit versuchte, mit Tabubrüchen die Zuschauer in die Kinos zu locken. Wie auch die unzähligen anderen Filme dieser Gattung ist das Werk geprägt von viel nackter Haut und einer Menge Klamauk. Während viele andere Sexfilme jedoch vergeblich versuchen eine mehr oder weniger normale Handlung, die das Zeug hat, vielleicht zehn bis zwanzig Minuten zu füllen, auf 70 bis 90 Minuten in die Länge zu ziehen, versucht das Alois Brummer, der Autor, Regisseur und Produzent in diesem Fall erst gar nicht. Dafür lässt er den Nonsens freien lauf, was gerade den Freunden des gepflegten Trash-Filmes sehr viel Freude machen dürfte.

Allein die abstrakte Handlung, die deutlich harmloser inszeniert wurde, als sie sich liest, wird beim Zuschauer entweder große Abscheu oder entsprechendes Interesse hervorrufen: Der hoch potente Johannes Meier, auch Johnny genannt, ist körperlich sehr gut ausgestattet und nutzt dies, um sich ein bisschen Geld nebenher zu verdienen, in dem er mit den verschiedenartigsten Frauen schläft und sich das gut bezahlen lässt. Doktor Vogelsang, ein verrückter Professor und gleichzeitig Spezialist für Geschlechtstransplantationen, hat Interesse daran, den Penis des jungen Herren an einen reichen Mann zu verkaufen, der 100.000 Mark dafür ausgeben würde. Johnny lehnt das Angebot erst ab, beginnt aber dann nach ersten Potenzschwierigkeiten die Entscheidung noch einmal zu überdenken...

Dass auch diese Handlung es nicht schafft, die 90 Minuten zu füllen beweist das letzte Drittel des Films. Denn dann gibt es zwei Genrewechsel: Einerseits werden einige Horrorfilm-Elemente gezeigt, als Johnny ein altes Schloß besucht, andererseits hat man plötzlich einige Zeit das Gefühl, sich in einen klassischen Aufklärungsfilm in Oswalt-Kolle-Manier zu befinden, als ein Wissenschaftler den Professor Vogelsang besucht und mit ihm über die Sexualität der Frau spricht, was der eigentlichen Handlung im Grunde keinen Mehrwert verleiht. Natürlich gibt es passend dazu die Filmchen zu den Themen, über die sie gerade sprechen, zu sehen.

Der Klamauk-Faktor des Films ist hart an der Schmerzgrenze, wird aber gerade deshalb vielen Leuten der Zielgruppe gefallen. Allein Johannes Buzalski als verrückter Professor mit einem schlecht angeklebten Bart, ist schon sehr sehenswert. Eine besondere Schau ist sein Transplantomat, den er gegen Ende der Geschichte anschmeißt. Es handelt sich dabei um eine übergroße Maschine die so billig und Zusammengebastelt ausschaut, dass es wieder Spaß macht. Der Protagonist Johnny, der vom Schauspieler Stefan Grey gespielt, der vor und nach diesem Film offenbar nie wieder vor der Kamera aktiv war, wirkt im Vergleich zu Buzalski harmlos. Aber genau diese Mischung macht den Reiz an der Sache aus. Für weitere Lacher sorgt in erster Linie Rinaldo Talamonti als kleiner und bei den Frauen erfolgloser Italiener, der so klischeehaft synchronisiert wurde, dass es eine wahre Freude macht. Sprüche wie "Hose Runter und Spaghetti ist einsatzbereit!" dürfen in so einem Film mit Talamonti natürlich nicht fehlen. Weitere bekannte Schauspieler sind die bezaubernde Karin Götz, Helmut Alimonta, Elke Boltenhagen, Sissi Engl und natürlich Josef Moosholzer. Außerdem spielt eine markante aber leider unbekannte Komparsin, die in zahlreichen Filmen dieser Zeit vorkommt, die Hauswirtin des Protagonisten. Diese bekommt man in einer Szene sogar oben ohne zu sehen, was bei anderen Produktionen meines Wissens nach nie der Fall gewesen ist.

"Obszönitäten" wurde nun erstmals in der "Erotik Klassiker"-Reihe auf DVD veröffentlicht. Die Hülle wurde so gestaltet wie die anderen Veröffentlichungen der Reihe und bietet neben einer kurzen Inhaltsangabe und einigen wichtigen Informationen eine Hand voll Bilder aus dem Film, die schon einmal einen ersten Eindruck davon vermittelt, was auf den Zuschauer zukommt. Im Inneren der Hülle gibt es leider kein Beiblatt oder Beiheft, sondern nur die einzelne DVD-Scheibe. Darauf befindet sich dafür ein sehr schön gestaltetes Menü, das eine deutliche Steigerung zu den früheren Menüs der DVD-Reihe ist und das optisch und akustisch schon einmal auf den Film einstimmt. Neben einer Kapitelwahl findet man eine Rubrik mit zwei Extras: Eine Bildergalerie mit Aushangsfotos aus dem Hauptfilm, sowie eine Trailerschau, die andere Filme aus der "Erotik Klassiker"-Reihe vorstellt. Die Bild- und Tonqualität von "Obszönitäten" ist in Ordnung, auch wenn sie dem Alter entsprechend einige Fehler und Unreiheiten entdecken wird, störende Elemente sind jedoch nicht vorhanden.

Alles in allem ist "Obszönitäten" ein herrlicher Spaß für alle, die gerne unsinnige Filme sehen, Sexfilme nicht abgeneigt sind und auch einfach mal etwas neues bzw. altes sehen möchten, denn der Charme der 70er Jahre gibt dem Film noch einmal einen deutlichen Mehrwert. (sk)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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