Panik im Jahre Null

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Datum: 02.07.2010 | VÖ: 12.04.2010 | Herausgeber: Alive - Vertrieb und Marketing | Kategorie: Film

Los Angeles - Vier Uhr morgens. Harry Baldwin (Ray Milland) bricht mit seiner Frau Ann (Jean Hagen), seinem Sohn Rick (Frankie Avalon) und seiner Tochter Karen (Mary Mitchel) zu einem Wochenendausflug mit dem Wohnwagen auf. Nach wenigen Stunden Fahrt erhellen Blitze den Himmel und ein merkwürdig anhaltender Donner ist zu hören, doch es folgt kein Regen. Auf einem Rastplatz erkennen die Baldwins, was passiert ist, denn in der Ferne sehen sie dort, wo Los Angeles sein sollte, einen riesigen Atompilz aufsteigen. Kurze Zeit später werden sie von anderen Flüchtlingen überholt, die zum Zeitpunkt der Explosion nicht in der Stadt waren. Harry erkennt, dass nun der Kampf um die letzten verbliebenen Ressourcen entbrennen wird und versorgt sich noch schnell mit Lebensmitteln und Waffen. Um sich und seiner Familie das Überleben zu sichern, flüchtet er mit ihnen in die Berge. Auf dem Weg dorthin treffen sie bereits auf Händler, die von einem Moment auf den anderen Wucherpreise verlangen, aber auch auf bewaffnete Räuber, die sie überfallen wollen. Während Ann und Karen erst langsam begreifen, dass Recht und Ordnung keine Gültigkeit mehr haben und nur noch das Recht des Stärkeren gilt, versuchen Harry und Rick, die Familie zu schützen und sich möglichst verborgen zu halten. Doch auch an dem verborgenen Fleckchen Erde, wo sie Unterschlupf in einer Höhle gefunden haben, werden sie noch von gewalttätigen Räubern aufgespürt. Harry fällt es zunehmend schwerer, nicht genauso zu werden wie die mordenden Plünderer . . .

Ray Milland, der besonders durch die Filmklassiker "Der Mann mit den Röntgenaugen" und "Bei Anruf Mord" bekannt geworden ist, hat bei diesem kleinen B-Movie-Schätzchen auch Regie geführt. Und das gar nicht schlecht. Kein Wunder, denn er hatte bereits ein Dutzend Mal im Regiestuhl Platz genommen, bevor er "Panik im Jahre Null" drehte. Außerdem konnte er durch die bisherigen Filme, die oft die Bedrohlichkeit des Kalten Krieges zum Thema hatten, ausreichend Erfahrung sammeln, um auch diesem Film gerecht zu werden. Und wie man sieht, braucht man keine "zig Millionen Dollars, keine aufgeblasene Action und keine Crew aus mehreren hundert Menschen, um einen wirklich eindrucksvollen und bedrückenden Film zu schaffen. Alle Akteure sind überdurchschnittlich gut, so dass die Stimmung schnell den Zuschauer erreicht. Die Tricks sind für heutige Ansprüche zwar primitiv, für die damalige Zeit jedoch enorm " Lawrence W. Butler, der für die Spezialeffekte verantwortlich zeichnete, gewann 1941 einen Oscar für "Der Dieb von Bagdad".

Weitaus bedrückender als der Hauptfilm ist jedoch das Doku-Material auf dieser DVD. So sind drei Ausschnitte aus den Original-Dokumentationen zu sehen, die während der Atombomben-Tests vom US-Militär gedreht wurden. Dabei wurden Anfang der 50er Jahre oberirdische Explosionstests durchgeführt, während sich US-Soldaten in unmittelbarer Nähe (3 km) aufhielten. Viele dieser Soldaten starben später an radioaktiver Verseuchung. Die Verantwortlichen wussten um das Risiko für die mehr als 380.000 eigenen Soldaten dieser Tests, führten die Tests aber dennoch oder gerade deswegen weiter durch. Erst in den 80er/90er Jahren gestand man seitens der US-Regierung ein, dass in den 40er und 50er Jahren die eigenen Soldaten als Versuchstiere benutzt wurden und entschädigte sie. Zumindest diejenigen, die noch lebten. Allzuviele waren es ohnehin nicht mehr. Auch die UdSSR und Frankreich mißbrauchten in den 60er Jahren Wehrpflichtige und Zivilisten als Versuchstiere für oberirdische Atombomben-Tests, leugnete dieses Fehlverhalten aber lange und hartnäckig. Während Russland schon vor Jahrzehnten mit Entschädigungszahlungen begann, hat sich Frankreich erst jetzt, 2010, zu ersten Entschädigungszahlungen durchringen können " traurig. Man sieht in den Aufnahmen sogar, wie Soldaten an verkohlten, dampfenden Tierkadavern vorbei marschieren, denn man hatte natürlich auch lebende Tiere (Kühe, Schafe, Schweine, Hunde, Katzen, Ziegen, Hühner etc.) auf das Testgelände gebracht. Es sieht so aus, als wenn derartige Tests (mit Menschen und Tieren) von allen Nationen durchgeführt wurden, die Atomtests durchführten.

Weiter gibt es einen Original-Kinotrailer, mehrere Trailer des Vertriebs zu anderen Filmen, eine Bilderschau zum Film sowie 8 Seiten Textkommentar über den Film und die Zeit seiner Entstehung, denn er kam kurz vor dem Höhepunkt der Kuba-Krise (Oktober 1962) in die Kinos (April 1962), als die Wahrscheinlichkeit eines dritten Weltkrieges am höchsten war. Selbst wer nicht politisch interessiert ist, wird von dem Doku-Material der DVD nicht unberührt bleiben. Die Handlung des Hauptfilms ist zwar Fiktion, zeigt aber durchaus realitätsbezogen, wie sich Menschen und Ansichten in einer postapokalyptischen Zeit verändern können. Ohne Effekthascherei ähnlich "Mad Max" oder anderen Actionfilmen dieser Art.

Als Sprachen im DD-Format stehen leider nur Deutsch und Englisch zur Verfügung, Untertitel gibt es keine. Beide Tonspuren sind zwar klar verständlich, doch die deutsche Synchronisation ist um einiges lauter und heller ausgefallen. Das schwarzweiße 16:9-Bild ist jedenfalls erstklassig, man könnte glauben, der 88-Minuten-Film wäre gerade erst gedreht worden " wenn man von einem kaum sichtbaren Ruckeln absieht, was höchstwahrscheinlich an der Filmführung der damaligen Kameras liegen dürfte. Bild und Ton wurden ganz offensichtlich aufwändig digital überarbeitet mit bemerkenswertem Erfolg. Beim Doku-Material auf der DVD wurde dagegen weitestgehend der Original-Eindruck erhalten. Die Amaray-Box enthält lediglich die DVD, dafür aber mit Wendecover ohne FSK-12-Logo.

Fazit: Höchst beeindruckender Postapokalypse-Film mit hervorragenden Schauspielern. Die erstklassige Bild- und Tonbearbeitung wertet diese unbekannte Perle der B-Movies weiter auf. Einer der besten Filme dieses Genres. (gh)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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