Der Weg nach Mekka – Die Reise des Muhammad Asad

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Datum: 08.06.2010 | VÖ: 26.03.2010 | Herausgeber: Alive – Vertrieb und Marketing | Kategorie: Dokumentation

Dies ist eine Dokumentation über Muhammad Asad, der nur wenigen Deutschen bekannt ist. Selbst unter seinem Geburtsnamen ist er nur wenigen bekannt, dennoch hat er vieles getan für das Verständnis zwischen den Religionen Als Leopold Weiss wurde er am 02. Juli 1900 im damals noch "K.u.K. Österreich" geboren, genauer: in Lemberg (heute zur Ukraine zugehörig). Der Sohn einer Rabbiner-Familie wurde äußerst religiös erzogen, doch gerade das ließ ihn rebellieren, denn er stand sowohl dem eigenen jüdischen Glauben als auch den anderen Religionen gegenüber extrem kritisch gegenüber. Er konnte sich nicht mit Religionen anfreunden, die angesichts dessen, dass Gott die ganze Welt, das ganze unendliche Universum mit allen biologischen Wesenschaften geschaffen haben soll, von sich behaupten, dass sie die einzige Menschengruppe sein sollen, die dieser allmächtige Gott für sich erwählt habe " alle anderen Menschen wären für diesen Gott quasi nichtig. Diese Intoleranz konnte er weder im Judentum noch bei anderen Religionen akzeptieren. Mit den damaligen Zuständen war er so unzufrieden, dass er schließlich sogar jedwede Religion ablehnte und zu seinem Onkel nach Palästina reiste. Dort fand er erste Kontakte zu Arabern, Muslimen und damit zum Islam. Der Grundgedanke des Islams faszinierte ihn, denn der Islam berücksichtigt jeden Menschen, nimmt jeden Menschen an, egal welcher Hautfarbe oder Abstammung.

1927 konvertierte er in Berlin vom Judentum zum Islam und legte seinen Geburtsnamen ab. Fortan nannte er sich "Muhammad Asad", was einer muslimischen Übersetzung des bisherigen Namens entspricht. Er beschäftigte sich künftig mit Koran-Studien. Im zweiten Weltkrieg ging er nach Indien und lebte dort in einem britischen Internierungslager, während seine ganze Familie in Konzentrationslagern ermordet wurde. Nach Kriegsende war er an der Gründung Pakistans beteiligt, dem ersten islamischen Staat. Für Pakistan war er auch als Diplomat und Botschafter tätig. Die Entwicklung des Islams gegen Ende seines Lebens enttäuschte ihn immer mehr, denn der Islam schottete sich intellektuell mehr und mehr ab. Zudem gab es immer größere Intoleranz bei Extremisten, die den Islam auch heute noch falsch auslegen und einen gewalttätigen Weg einschlugen, der mit den friedlichen und toleranten Grundsätzen des Islams nichts mehr zu tun hatte. Von den gewalttätigen und terroristischen Verhaltensweisen enttäuscht, die fälschlicherweise im Namen des Islams ausgeführt wurden, starb er 1992 in Andalusien.

Muhammad Asads Bemühungen und Erfolge, zwischen den Religionen zu vermitteln, wurde postum gekrönt, indem der Platz vor der österreichischen UNO-City in Wien in "Muhammad-Asad-Platz" umbenannt wurde. Diese Feierlichkeit ist auch auf der DVD unter den Extras zu finden.

Die Doku zeigt den Lebensweg dieses Vermittlers zwischen den Religionswelten, von seiner Geburt in Lemberg bis zu seinem Tod in Andalusien. Hier wird nicht nur ein bestimmter Ausschnitt oder eine bestimmte Lebensphase für die Doku genommen wie bei vielen anderen, sondern der komplette Lebensweg. Dabei wird er nicht nur idealisiert, es werden durchaus auch die persönlichen Schwachpunkte genannt. Es gab einige Punkte, die Muhammad weniger realistisch sah, aber genau wegen dieser ‚romantischen’ Denkweisen wiederum so intensiv bemüht war. Er setzte sich ein Ziel und verfolgte es immens.

Der Film zeigt die Figur Muhammad Asads, recht umfassend, denn seine Persönlichkeit hatte viele Facetten. So wie er romantische Ziele und Wünsche hatte, hatte er auch realistische Ziele und Wünsche " wie viele andere Menschen eben auch. Mit allen Stärken und allen Schwächen. Dies gilt auch für die, denen der Name "Muhammad Asad" durchaus geläufig ist. Auch hier ist jede Ansicht zu finden. Von der positiven Einstellung bis hin zu der ablehnenden Haltung seiner Person gegenüber sind alle Meinungen vertreten. Bemerkenswert ist dabei, dass es eher die "lteren sind, die ihm den Muslim nicht ganz abnehmen. Grund ist, dass er die zu seiner Zeit betriebene Kolonialisierung ebenfalls rigoros ablehnte und damit auch antrieb, die Kolonialherren zu vertreiben. Leider führte das bei einigen Islamisten dazu, dies falsch zu verstehen und den Westen an sich generell abzulehnen. Das war aber von ihm weder gewollt noch in irgendeiner Weise beabsichtigt. Scheinbar hat er damit sogar selbst unbewusst zu dem gewalttätigen Weg der Extremisten beigetragen.

Jüngere und insbesondere die nicht-arabische Islamwelt zeigen sich jedoch fast durchweg positiv beeindruckt von den Werken dieses Mannes, den viele als neuen Wegbereiter ansehen. Ein Streitgespräch in einer Eisenbahn ist dabei bemerkenswert interessant, zeigt es doch einerseits, dass man durchaus offen ist, andererseits aber auch, wie wenige kritikfähig man aber an vielen Stellen tatsächlich ist. Aussage: Wenn man sich verbessern will, muss die Schwachpunkte wissen. Aber die Schwachpunkte will man nicht hören. Und wer sich nicht verbessern will, weil er sich bereits zum Besten zählt, wird faul. Während viele gerne wieder das frühere ‚Mekka’ begrüßen würden, weil es viele Meinungen zuließ, darf heute eigentlich nur eine einzige Meinung gelten, alle anderen sind falsch. Diese verlorene Offenheit im Islam wünschen die meisten aber wieder zurück. Dabei sehen sie in Muhammad Asad, auch wenn er bereits verstorben ist, eine Chance, das wieder zu erreichen.

Gelegentlich kommt das unterschwellige Gefühl auf, dass diese DVD auch zu Propagandazwecken vertrieben werden soll. Doch das ist " wie gesagt " nur gelegentlich. Es werden einfach sehr viele Zeitzeugen befragt, die Muhammad Asad noch selbst erlebt haben und von ihm beeindruckt waren. Die Doku gibt außerdem einen intensiven Einblick in den Islam, denn es werden islamische Personen aller Coleur befragt, positiv wie negativ Denkende, Politiker wie Priester, Reiche wie Arme. Dennoch bleiben leichte Zweifel, weil das Negative der Person eigentlich nur angerissen wird, aber nicht wirklich ebenso intensiv beleuchtet wird wie die positiven Seiten. Sobald es ans Eingemachte geht, ist das Thema leider oft schon beendet. Schade.

Die DVD enthält die Dokumentation in deutsche Sprache, also deutsch gesprochenem Kommentar, während die Zeitzeugen in ihre jeweiligen Landessprache sprechen. Deutsche bzw. türkische Untertitel können zur Übersetzung aktiviert werden. Als Extras finden sich neben der bereits genannten Platzbenennung in Wien, eine Fotogalerie über die Produktion und die Person Muhammad Asad, sowie Bonusszenen aus Lemberg, Berlin, Palästina, Pakistan oder Spanien (leider nur mit festen englischen Untertitel). Außerdem noch den Punkt "Filmmusik", wo 14 Soundtracks (von Jim Howard) abgespielt werden können, die alle im Film verwendet wurden. So was wünscht man sich bei manchen Kinofilmen. Das Bild ist angesichts der Aktualität der Doku ohne jede Beanstandung, was auch für den DD-2.0-Ton gilt, der nur in deutsch vorhanden ist.

Fazit: Faszinierende und wirklich interessante als auch umfangreiche Dokumentation über eine historische Persönlichkeit, die hierzulande viel zu wenig bekannt ist, wenn man bedenkt, welches Umdenken sowohl in der islamischen als auch sonstigen Welt diese Person angestoßen hat. (gh)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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