Heimat 3 - Chronik einer Zeitenwende

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Datum: 04.05.2010 | VÖ: 01.12.2004 | Herausgeber: Kinowelt | Kategorie: Serie

"Heimat 3" ist der dritte und letzte Abschnitt einer von Edgar Reitz gedrehten Chronik über fast das gesamte letzte Jahrhundert, denn sie umfasst den Zeitraum 1919 bis 1999. Die sechs Teile, die die deutsche Geschichte vom Mauerfall an bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in Spielfilmform erzählen, runden damit dieses gewaltige Epos ab. Während die vorherigen beiden Teile der Trilogie rund 70 behandeln, widmet sich die "Heimat 3"-Reihe nur knapp einem Jahrzehnt. Das mag damit zusammenhängen, dass diese Ereignisse den meisten noch in frischer Erinnerung sein mag, während die davor liegende Geschichte oft nur noch aus Erzählungen und Berichten bekannt ist. Die eigenen Erinnerungen sind durch den längst zurück liegenden Zeitraum meist nur noch verklärt vorhanden. Die zeitliche Nähe zu den gezeigten Geschehnissen dürfte der Grund sein, warum diese sechs Teile zwar immer noch sehr faszinierend dargestellt werden, der Zuschauer hier aber meist nur Beobachter bleibt. Die eine oder andere Situation mag zwar auch selbst erlebt worden sein, dennoch wird man nicht wirklich in den Film hineingezogen (wie Rezensenten der früheren Teile berichteten).

Beispiel: Hermann und Clarissa begegnen sich am Tag des Mauerfalls zufällig wieder, während beide auf einem Fernseher die Berichte über die Maueröffnung verfolgen. Leider wird das Wiedersehen recht kurz abgehandelt, obwohl man jetzt eine Schilderung erwartet, was sie beide unabhängig von einander erlebt haben und wie es dem Gegenüber darstellen. Bedauerlicherweise bleibt das aus, so dass ein genauerer Einblick in die Charaktere der beiden dadurch nicht möglich ist, denn wie sehr sich die beiden besser darstellen als die Wirklichkeit war, wird hier nicht erkennbar. Es bleibt daher oberflächlich. Manche Zeitsprünge muss sich der Zuschauer auch selbst zusammenreimen, andere werden einfach nur erzählt wie z. B. bei Gunnar, der plötzlich der Handlung für lange Zeit fernbleibt. Je näher die Geschichte sich dem Ende nähert, umso schneller wird erzählt, aber nicht unbedingt interessanter. Es wird so viel hineingepackt, dass es fast schon des Guten zuviel wird. Viele Fäden verlieren sich und bleiben offen, etliche Fragen bleiben nicht nur unbeantwortet, sondern sogar ungefragt.

Erfreulich ist in allen Fällen, dass die für das Fernsehen oft recht unbekannten Gesichter der Darsteller ihre Rollen sehr überzeugend wirken und die Geschichte damit sehr glaubhaft und interessant rüberbringen. Die wenigen bekannteren Gesichter wie z. B. Uwe Steimle (Gunnar) sind so zurückhaltend schlicht inszeniert, dass die empfundene Natürlichkeit erhalten bleibt, ohne von Routine geplättet zu werden. Auch die genauen Recherchen hinsichtlich der Frisuren, der Kostüme und der Sets waren sehr detailliert und überzeugend ausgeführt worden. Es kamen recht viele Erinnerungen auf. Schade nur, dass die Filme recht viele Längen hatten. Man hatte den Eindruck, der Autor hätte inzwischen die Lust an der Geschichte verloren und schien nun bestrebt, endlich das Ende erreichen zu können. In der Gesamtheit dennoch eine äußerst empfehlenswerte Dokumentation der deutschen Geschichte in Spielfilmform.

Die Bildqualität ist hervorragend. Farben und Kontraste sind den jeweiligen Zeitabschnitten wunderbar angepasst. Der Ton im Dolby Digital 5.1-Format kommt hervorragend klar und sauber aus den Boxen und vermittelt bei entsprechender Anlage ein gute räumliches Gefühl. Leider gibt es bei den sechs Titeln der ersten drei DVDs keinerlei Extras, nicht einmal Untertitel. Da dem Rezensenten lediglich die 3 DVDs als Pressematerial zur Verfügung standen, kann keine Aussage zur Box und ihrer Gestaltung gegeben werden. Fazit: Sehr empfehlenswerte Spielfilmreihe über die deutsche Geschichte seit dem Mauerfall. Lediglich einige Längen und fehlende Untertitel sind in Kauf zu nehmen. (gh)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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