Edge of Love - Was von der Liebe bleibt

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Datum: 31.03.2010 | VÖ: 26.02.2010 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

Vera Phillips (Keira Knightley) ist eine sehr erfolgreiche Glamour-Sängerin in den 40er Jahren. Während des zweiten Weltkrieges trifft sie in London auf ihre alte Jugendliebe, den walisischen Schriftsteller und Dichter Dylan Thomas (Matthew Rhys), der jedoch das Wort Erfolg allenfalls buchstabieren kann, denn er hat Mühe, den Lebensunterhalt für sich und seine Frau Caitlin (Sienna Miller) aufzubringen. Zwischen ihm und Vera keimen die alten Gefühle füreinander wieder auf, doch Vera ist auch seiner Gattin durchaus mehr als zugetan. So nimmt Vera die beiden erst einmal bei sich auf. Während sich zwischen den dreien gewissermaßen eine "Ménage à trois" entwickelt, bei der gefühlsbedingte Spannungen wie Eifersüchteleien nicht ausbleiben. Schließlich lernt Vera jedoch den jungen Offizier William Killick (Cillian Murphy) kennen, den sich sogar heiratet. Zuerst scheint sich die Sachlage geklärt zu haben, doch der Frischverheiratete wird kurz darauf an die Front berufen, so dass Vera wieder allein ist. Weil in der Stadt die Lage zu unsicher geworden ist, zieht sie mit Dylan und Caitlin hinaus aufs Land. Als William endlich aus dem Krieg heimkehrt, eskaliert die Situation. Vera muss sich nun endlich entscheiden zwischen ihrem Mann, ihrer Freundin und ihrer Jugendliebe.

Zuerst wird der Zuschauer von Kira Kneigtly überrascht, die abseits von ihren bisherigen Rollen hier eine im wahrsten Sinne des Wortes glanzvolle Leistung abliefert. Als singendes Glamourgirl im zweiten Weltkrieg erkennt man sie erst auf den zweiten Blick, es ist fast so, als wäre eine Wandlung vom hässlichen Entlein zum Schwan erfolgt (bitte das "hässlich" nur sprichwörtlich nehmen!). Dass sie im Film sogar selbst singt, also ohne Stimm-Double, überrascht ein zweites Mal. Und ebenfalls positiv. Den meisten Zuschauern ist sie hierzulande eher aus "Fluch der Karibik" (mit Johnny Depp und Orlando Bloom) als Diplomatentochter auf Piraten-Abwegen bekannt, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Diese Rolle jedoch hat in keinster Weise noch etwas mit der ruppigen säbelschwingenden Piratenbraut gemeinsam, allenfalls das Selbstbewusstsein. Die Rolle der Vera benötigt dies auch, denn in den 40er Jahren gab es zwar wie heute auch schon außereheliche Verhältnisse, doch war die Moral " insbesondere im damals ach so fürnehmen und spießigen Großbritannien " noch nicht so weit angepasst, dass Dreiecksverhältnisse offen gelebt werden durften. Ok, heute auch noch nicht überall, aber man kann mit dem Gerede der Nachbarn i.d.R. heutzutage durchaus leben, während man damals damit rechnen musste, dass man bepinselte Hauswände und/oder eingeworfene Fensterscheiben erhielt, in den Geschäften oder Kneipen dagegen gar nichts mehr.

Kira Kneightly beeindruckt hier wirklich mit einer beeindruckenden Wandlung und großen Spielfreude, wobei man letzteres aber auch Sienna Miller ("Casanova") zugestehen muss. Als Caitlin steckt sie hier besonders in der Zwickmühle der Geheimniskrämerei, denn sie ist schließlich nicht nur verheiratet, sondern pflegt eine Liebesbeziehung zu einer Frau. Bei einem Mann hätte man damals wahrscheinlich noch Verständnis geheuchelt und ein Auge zugedrückt. Aber eine Frau als sexuelles Verhältnis war damals quasi das Non-plus-Ultra der Verkommenheit, man stand rangmäßig damit sogar noch unter den Huren. Matthew Rhys spielt ihren angetrauten Ehemann, wobei es sich um die bekannte historische Figur des schriftstellerisch tätigen Walisers handelt, der 1914 in Wales geboren wurde und 1953 in New York an einer verschleppten Lungenentzündung starb, die er wegen seiner Alkoholexzesse nie auskurieren konnte. Bedingt durch die starke emotionale Handlung des Films erscheint die Figur des Schriftstellers Dylan hier fast wie ein Schatten, der gelegentlich mal auftaucht und bemerkt wird, aber ebenso sang- und klanglos wieder der Aufmerksamkeit des Zuschauers entgleitet. Matthew Rhys hat kaum Chancen, gegen das starke Spiel der zwei Frauen anzukommen. Vermutlich war das aber auch durchaus im Sinne des Regisseurs, denn anderenfalls hätte er mehr Gelegenheit erhalten, der Figur mehr Charakter zu verleihen. Leider gilt dies auch für den Iren Cillian Murphy, der als Veras Ehemann zu sehen ist. Kaum aufgetaucht, verlässt er das Bild in Richtung Kriegsdienst und taucht erst spät wieder auf, wobei er dann aber sehr stark bemerkt wird, bingt er doch letztendlich das Konstrukt aus Liebe, Lust und Verlangen zum Einsturz.

Der Film zeigt im 16:9-Format eine zeittypische Farbgebung, was besonders in Veras Sangesszenen und den Straßenszenen zur Geltung kommt. Einerseits die bunte künstliche Fassade aus Schminke und Kostümen in den Clubs, andererseits die deprimierenden und bedrückenden Braun- und Grautöne der Kriegszeit. Auch der Kontrast ist angenehm kräftig in der bunten Vergnügungswelt, etwas abgeschwächt dagegen in der Umgebung des eigentlichen Lebens. Der Ton ist auch in der deutschen Synchronisation äußerst lebendig geraten, denn der Zuschauer hat hier erfreulicherweise die Wahl zwischen Deutsch in DD-5.1, Deutsch DTS-5.1, Englisch DD-5.1 und Englisch DTS-5.1. Hörgeschädigte werden dagegen erfreut sein, dass hier deutsche Untertitel aktivierbar sind.

Als Extra enthält die Silberscheibe zum Film auch einen Audiokommentar von Regisseur John Maybury & "Dylan Thomas"-Darsteller Matthew Rhys. Gezeigt wird außerdem noch ein Making Of sowie ein Gag Reel (im Original der Begriff für eine Filmspule, die witzige Szenen enthält) und geschnittene Szenen. Abgerundet werden die Extras mit Trailer. Ansonsten enthält das JewelCase nichts außer der DVD und das Cover mit dem ungeliebten FSK-12-Logo, welches nicht gewendet werden kann.

Fazit: Sentimentales Gefühlskino mit zwei mehr als gut agierenden Darstellerinnen, welches dank (oder eher trotz?) großer Romantik durchaus ansehbar daherkommt. Rhys und Murphy werden von Knightley und Miller glatt an die Wand gespielt und bleiben daher farblos. (gh)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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