Straßenfeger Edition 19 - Kommissar Freytag

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Datum: 21.02.2010 | VÖ: 15.01.2010 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Serie

In der heutigen Zeit gehören Kriminalfilme- und Serien zu dem alltäglichen Fernsehprogramm. Die Deutschen sind eine Krimination und das hat eine lange Tradition. Schon im Kino der Weimarer Republik und im Dritten Reich hatten kriminalistische Stoffe von Regisseuren wie Fritz Lang oder Erich Engels Hochkonjunktur und schafften es sogar, ein internationales Publikum zu begeistern. In den 50er Jahren wurde diese Tradition im Kino weitergeführt und auch erstmals ins Fernsehen übertragen. Ab den 60er Jahren wurden diese Formate im Form von Serien und Filmen im Fernsehen zu regelrechten Straßenfegern. Frühe Produktionen wie zum Beispiel die "Stahlnetz"-Reihe, die von 1958 bis 1968 vom NDR produziert wurde oder die bayrische Krimiserie "Funkstreife Isar 12", die von 1960 bis 1963 in der ARD auf Sendung ging, setzten den Grundstein für unzählige weitere Krimiformate.

Die erste Kriminalserie mit einem durchgängigen Kommissar, wie wir es mit "Derrick" oder "Der Alte" mittlerweile gewohnt sind, war "Kommissar Freytag". Produziert wurde die Reihe vom Hessischen Rundfunk, gedreht wurde das Ganze jedoch fast ausschließlich in München. In den Hauptrollen ist als Kommissar Werner Freytag Konrad Georg und als Kriminalhauptmeister Peters der beliebte Schauspieler Willy Krüger ("Familie Schölermann") zu sehen. Zwar war man bemüht viele Rollen so anzulegen, dass ein hessischer Dialekt ab und zu in der Serie vorkommt, jedoch spielen aufgrund der Münchner Schausplätze viele bayrische und andere süddeutsche Schauspieler dieser Zeit mit. Das wären zum Beispiel Michaela May als Tochter des Kommissars, sowie in Gastrollen bekannte Gesichter wie Rosl Mayr, Hans Stadtmüller, Willy Schultes, Maxl Graf, Ludwig Schmidt-Wildy, Willi Harlander oder Herbert Fux.

Die Drehbücher wurden allesamt von Bruno Hampel geschrieben, der später unter anderem auch für den "Tatort" oder "Privatdetektiv Frank Gross" geschrieben hat. Die Geschichten sind allesamt spannend und unterhaltsam, was einerseits der großartigen Autorenleistung Hampels zu verdanken ist, andererseits der kompakten Länge der einzelnen Folgen. Während die ersten dreizehn Folgen eine Laufzeit von knapp 21 Minuten haben, beträgt die Länge der restlichen Episoden der 39teiligen Serie 25 Minuten. Der einzige Nachteil ist, dass viele der Fälle vorhersehbar und die Protagonisten sehr seriös sind und damit für manche Zuschauer deswegen langweilig wirken, aber genau dies könnte anderen Zuschauerschichten wieder umso mehr gefallen. Eine der großen Stärken dieser Schwarz-Weiß-Serie ist das Flair der frühen 60er Jahre. Das München dieser Zeit, die Mode und auch die Wohnungseinrichtungen, die zum Teil an die Krimiklassiker der 30er Jahre erinnern, machen "Kommissar Freytag" zu etwas ganz Besonderem.

Nachdem die Serie in den 60er Jahren mehrfach ausgestrahlt wurde, ist es um "Kommissar Freytag" in den darauf folgenden 40 Jahren eher ruhig geworden. Nach vereinzelten Ausstrahlungen in den 80er und 90er Jahren wurde der einstige Straßenfeger nach zehn Jahren Pause endlich wieder im Jahr 2009 im Hessischen Rundfunk gesendet. Im Januar 2010 gab es dann erneut Grund zur Freude: "Kommissar Freytag" wurde im Rahmen der "Straßenfeger Edition" fast komplett auf DVD veröffentlicht. Was fehlt sind lediglich zwei Folgen ("Feuer im Büro" und "Spur nach Berlin") von denen die Tonspuren leider nicht mehr vorhanden sind. Dies ist für Sammler natürlich schmerzlich, jedoch nicht anders zu lösen. Die Folgen ohne Ton zu veröffentlichen hätte dem Großteil der Kunden nichts gebracht.
Wie man es von der "Straßenfeger Edition" gewohnt ist, hat man sich auch wieder bei dieser Veröffentlichung viel Mühe gemacht. Bei "Kommissar Freytag" handelt es sich um die 19. Box der Edition. Wie immer befindet sich in einem Schuber zwei Digipak-Verpackungen, die reichlich mit unterschiedlichen Impressionen aus der Serie bebildert sind . Die 37 Folgen befinden sich auf insgesamt fünf DVDs, die wieder in durchsichtigen Halterungen aufbewahrt werden, hinter denen sich jeweils auf den Innenseiten der Hüllen verschiedene Bilder aus der Serie befinden, die sichtbar werden, wenn man die Discs aus der Verpackung nimmt und die den Zuschauer wunderbar auf "Kommissar Freytag" einstimmen.

Der Box liegt neben einem Werbeflyer zur "Straßenfeger"-Reihe wieder ein ausführliches Begleitheft mit einem Episodenführer, den jeweiligen Erstausstrahlungsterminen, weitere ganzseitige Impressionen, sowie eine Schauspieler- und Stabliste bei. Die Serie hat schon fast 50 Jahre auf dem Buckel, was es natürlich schwer macht Interviewpartner aus der damaligen zu finden, jedoch hätte ein bisschen mehr Bonusmaterial diese Box noch wunderbar abgerundet. Lediglich Trailer zur "Straßenfeger Edition" werden dem Kunden geboten. Untertitel für Hörgeschädigte, die bei DVD-Produktionen oftmals zu kurz kommen, hätte dies wunderbar ausgeglichen. Die Bild- und Tonqualität ist für das Alter der Produktion hervorragend.

Alles in allem bin ich aber wieder voll des Lobes. "Kommissar Freytag" ist eine wunderbare Serie, die eine willkommene Abwechslung zu dem heutigen Fernsehprogramm ist. Hier kann man sich zurück lehnen und sich hervorragend unterhalten lassen. Die DVD-Veröffentlichung dieses Klassikers war längst überfällig und ist im großen und ganzen wieder vorbildlich gelungen. Die Box ist sehr edel gestaltet und serviert dem Kunden alle notwendigen Informationen. "Kommissar Freytag" ist im Rahmen der "Straßenfeger Edition" sehr gut aufgehoben und nun endlich wieder der breiten Masse zugänglich. (sk)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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