Straßenfeger Edition 18 - Das Ding / Härte 10

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Datum: 14.02.2010 | VÖ: 18.01.2010 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Serie

Als Straßenfeger bezeichnet man Filme, Serien oder Fernsehshows, die außerordentlich beliebt sind und dafür sorgen, dass die Straßen der Städte regelrecht leer gefegt werden. Ab den 60er Jahren, als die bundesdeutschen Haushalte ausreichend mit Fernsehgeräten bestückt waren, bis in die späten 70er Jahre hinein, als dem Zuschauer noch wenige Fernsehprogramme zur Verfügung standen, die privaten Sender also noch nicht in den Startlöchern standen, waren diese kollektiven Fernseherlebnisse noch Alltag. Bei den unzähligen Fernsehprogrammen und anderen Medien wie das Internet ist so etwas in der heutigen Zeit sehr selten geworden. Garanten für solche Zustände sind in der modernen Zeit nur noch Ereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft.

Konkurrenz belebt bekanntlich den Markt und so könnte man eigentlich meinen, dass das Fernsehprogramm in den letzten Jahrzehnten dank der großen Auswahl an Sendern und den dadurch entstandenen Konkurrenzdruck besser geworden ist. Dies ist jedoch leider nicht der Fall: Die Produktionen werden immer billiger produziert und immer flacher inszeniert, das Publikum wird abgestumpft und Qualität wird durch Quantität ersetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass ein großer Teil des Publikums nach den hochwertigen Fernsehserien der 60er und 70er Jahre verlangt.

Nachdem im Fernsehen diese Produktionen mittlerweile vereinzelnd wiederholt wurden, hat nun die Firma "Studio Hamburg" den Ruf der Zuschauer erhört und veröffentlicht seit Ende 2008 zahlreiche Krimi-Raritäten des deutschen Fernsehens im Rahmen der "Straßenfeger"-Edition. Mittlerweile ist die Reihe schon bei ihrer 18. Box angekommen. Diese beinhaltet den TV-Zweiteiler "Das Ding" aus dem Jahr 1979 und die TV-Miniserie "Die Härte" aus den Jahren 1974 und 1975.

Der Zweiteiler "Das Ding" basiert auf dem gleichnamigen fiktiven Roman des Boulevard-Journalisten Franz Josef Wagner, der von der Einführung eines neuen 5-DM-Stückes im Jahr 1975 zu diesem Stoff inspiriert wurde. Die Bundeswehrsoldaten Rocky, Engelchen, Joker und Sprinter überfallen zusammen mit ihrer Freundin Michaela einen Geldtransport mit 50 Millionen 5-DM-Münzen, die gerade frisch gepresst wurden. Die Bundesregierung, die vermutet, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handelt, reagiert auf diesen Raub, indem sie neue 5-DM-Münzen einführt, was dafür sorgt, dass die Beute wertlos wird. Daraufhin verliert sich die Truppe zunehmend in Lethargie. Rocky hat eine Idee, wie man aus der Sache doch noch Geld schlagen kann und verunglückt bei der Umsetzung seines Planes. Die Folge davon ist, dass er querschnittsgelähmt ist und sich von seinen ehemaligen Freunden in Stich gelassen fühlt. Er sinnt auf Rache...

"Das Ding" ist ein früher Fernsehzweiteiler des Regisseurs Uli Edel ("Der Baader Meinhof Komplex"), der erstmals am 31. August 1979 im ZDF auf Sendung ging. In den Hauptrollen sind neben den eher unbekannten Schauspielern Wayne Laryea, Stephen Conolly und Caroline Chaniolleau untere anderem Stephan Schwartz und Uwe Ochsenknecht zu sehen. Aus heutiger Sicht gesehen, fällt sofort auf, dass der Film für seine Zeit sehr modern und brisant inszeniert wurde. Die Handlung ist packend und die einzelnen Charaktere sind glaubwürdig verkörpert. Das gesamte Projekt wurde offensichtlich sehr aufwändig gedreht und ist auch heute noch hervorragende Unterhaltung auf hohem Niveau.

Aus ganzen fünf Teilen besteht die TV-Mini-Serie "Härte 10" aus dem Jahr 1974. Die Reihe handelt von der jungen Frau Nadine Mercier, die über ihren Geliebten in die Diamantenschmuggel-Szene rutscht. Sie versucht ihr kriminelles Leben hinter sich zu lassen und heiratet einen wohlhabenden Industriellen. Jedoch wird sie sehr schnell wieder von ihrer Vergangenheit wieder eingeholt...

"Härte 10" wurde im Dezember 1974 und im Januar 1975 erstmals in der ARD ausgestrahlt. Inszeniert wurde der Fünfteiler vom britischen Regisseur Gordon Flemyng. Neben internationalen Schauspielern wie Olga Georges-Picot, Jeremy Kemp oder Maria Marescalchi spielen in dieser Serie mit Wolfgang Kieling, Arthur Brauss, Horst Janson oder Georg Marischka zahlreiche deutsche Schauspieler mit. Durch den hochbrisanten Stoff, die internationalen Drehorte und die komplette Neusynchronisation, die nicht zu umgehen war, bekommt diese Miniserie ein internationales Flair und erinnert an viele zahlreiche tolle Abenteuerfilme der 70er Jahre.

"Das Ding" und "Härte 10" bilden zusammen die 18. Straßenfeger-Box. Beide Serien passen gut zusammen, weil sie sehr brisante Inhalte haben und auf Weltniveau gedreht wurden. Aus diesem Grund hat man mit diesen beiden Produktionen eine sehr gute Wahl getroffen. Wie man es von den Straßenfeger-Boxen gewohnt ist, hat man auch dieses Produkt wieder hochwertig gestaltet. Während man sich auf der einen Seite an das bisherige Artwork der Reihe gehalten hat, wurden auf der anderen Seite wieder zahlreiche Impressionen aus den beiden Serien heraus genommen, um die Box individuell zu gestalten. Die Box besteht aus einem Schuber, der zwei DVD-Digipacks enthält. In jedem dieser Digipacks befinden sich die jeweiligen DVDs der Filme. Während man auf dem Schuber Impressionen aus beiden Serien zu sehen bekommt, wurden die einzelnen Digipacks jeweils mit Impressionen und Informationen zu den Produktionen ausgestattet, die sie beinhalten. Das Tolle ist, dass man die Halterungen der DVDs durchsichtig gemacht hat. Wenn man die einzelnen Scheiben aus dem Digipack entfernt, bekommt man noch einmal auf der ganzen Fläche der einzelnen Seiten ein Bild aus dem jeweiligen Film zu sehen. Neben einem Werbeflyer über die Straßenfeger-Edition liegt der Box auch ein Informationsheft bei, das zahlreiche Bilder und Hintergrundinformationen zu den beiden Serien enthält. Man konnte sogar Franz Josef Wagner dazu gewinnen, zu den Dreharbeiten zu "Das Ding" einige Absätze zu verfassen.
Die Discs selbst sind nicht nur mit den Hauptfilmen und einem tollen Menü ausgestattet, sondern beinhalten neben mehreren Trailern zu der Straßenfeger-Edition Interviews mit Regisseuren und Schauspielern. Bei "Das Ding" kommen der Regisseur Uli Edel und der Hauptdarsteller Uwe Ochsenknecht zu Wort. Für "Härte 10" konnte man ein Interview mit Horst Janson arrangieren. Dabei handelt sich aber nicht, wie üblich bei DVD-Produktionen, um Kurzinterviews mit den üblichen Phrasen und Texttafeln, damit der Zuschauer weiß, auf welche Frage gerade geantwortet wird, sondern um ausführliche Interviews bzw. Gesprächen, die bei allen drei Interviewpartnern über eine Stunde andauern. Dass diese Interviews unzählige spannende Fakten enthalten, dürfte allein bei der Länge der Gespräche schon klar sein. Bei den DVDs zu "Das Ding" gibt es sogar ein kurzes Einleitungswort von Uli Edel, bevor man das Menü zu sehen bekommt.

Die Filme selbst sind in einer ausgezeichneten Bild- und Tonqualität. Was man vermisst sind lediglich deutsche und englische Untertitel für das internationale Publikum bzw. für Hörgeschädigte. "Das Ding" besteht aus zwei Teilen, die jeweils eine Länge von knapp 92 Minuten haben. Die fünf Folgen von "Härte 10" sind ebenfalls in Spielfilmlänge und kommen somit auf eine Gesamtspielzeit von knapp 439 Minuten. Die gesamte Box beinhaltet fünf DVDs und hat insgesamt eine Laufzeit von 624 Minuten, dabei ist das Bonusmaterial, das noch einmal über drei Stunden ausmacht, noch nicht mitgezählt.

Die 18. Box der Straßenfeger-Edition kann also wieder auf der ganzen Linie überzeugen. Beide beinhalteten Produktionen sind wahre Perlen der Fernsehgeschichte. Freunde von Kriminalfilmen und Thrillern werden mit "Die Härte" und "Das Ding" auch im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends ihre wahre Freude haben. Es ist eine Schande, dass diese Produktionen, die sich ohne Weiteres mit Hollywood-Stoffen messen können, so lange in den Archiven der öffentlich-rechtlichen Sender geschlummert haben. Während das ältere Publikum mit diesen Werken wieder in die "gute alte" Fernsehzeit der 70er Jahre zurück manövriert wird, hat das junge Publikum nun endlich die Chance, einmal zu sehen, was hochwertiges Serienfernsehen wirklich bedeutet.

Aufgrund der tollen Ausstattung und der Leistung, solche TV-Kult-Klassiker aus den Archiven zu holen und vorbildlich auf DVD zu veröffentlichen gibt es von mir an dieser Stelle volle Punktzahl. Weiter so! (sk)

Wertung: 10 von 10 Punkten (10 von 10 Punkten)

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