Der schwarze Spiegel - The Dark Mirror (Film Noir Collection 5)

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Datum: 17.02.2010 | VÖ: 04.12.2009 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

New York bei Nacht: Die Kamera gleitet durch eine dunkle Wohnung … in einem Raum liegt eine umgestürzte Tischlampe… noch leuchtend… die Zeiger einer Uhr stehen auf 12 Minuten vor 11 Uhr… der Spiegel über dem Kamin ist beschädigt… und neben dem Sofa liegt ein Mann mit einem Messer im Rücken…

Kommissar Stevenson (Thomas Mitchell) befragt in seinem Büro die Zeugen und üblichen Verdächtigen, doch er erfährt lediglich, dass es sich bei dem Toten um einen Dr. Frank Peralda handelt und zuletzt ein Mädchen beim Verlassen des Hauses klar und deutlich wieder erkennbar beobachtet wurde. Alle Zeugen sind sich einig, dass es sich dabei um eine junge Frau namens Theresa "Terry" Collins handeln soll, die im Foyer des Medizinischen Instituts den Zeitungsstand führt. Die Zeugen würden dies sogar vor Gericht beschwören. Doch das Alibi der jungen Dame ist hieb- und stichfest, denn auch dafür gibt es absolut glaubhafte Zeugen, neben einem Metzger und seiner Frau sogar einen Polizisten. Kommissar Stevenson weiß nicht mehr weiter, denn es ist für ihn undenkbar, dass alle Zeugen die gleiche Frau benennen, die sich aber zeitgleich an zwei unterschiedlichen Orten aufgehalten werden soll. Die Überprüfung der Zeugen lässt keinen Zweifel an deren Aussagen.

Stevenson beschließt, Terry Collins zuhause aufzusuchen. Als er fast schon mit der Befragung fertig ist, ertönt eine Stimme aus dem Schlafzimmer. Stevenson schaut nach und stellt schockiert fest, dass die Stimme einer Frau gehört, die genauso aussieht wie die, die jetzt noch am Kamin steht. Die Zwillinge Terry und Ruth Collins ((Olivia de Havilland in einer Doppelrolle) sagen übereinstimmend aus, dass eine abends im Park war, die andere jedoch den Abend zuhause verbrachte. Weil dort aber keine Zeugen waren, die dies bestätigen können, geben sie auch nicht an, welche von ihnen im Park und welche zuhause war. Dem Kommissar sind die Hände gebunden, denn er kann keine Unschuldige verhaften " und eine der beiden ist es ja auch wohl. Die Spuren am Tatort zeigen jedoch keine Spuren, die eindeutig auf die Täterin hinweisen. Als die beiden Frauen den Zeugen gegenübergestellt werden, sind diese überrascht. Die beiden ähneln sich derartig, dass niemand eindeutig sagen kann, wen sie nun tatsächlich am Tatabend gesehen haben. Einer der Zeugen aus dem Medizinischen Institut ist auch ein Dr. Scott Elliott (Lew Ayres), der u. a. auch Zwillingsforschung betreibt. Er kannte zwar die junge Dame vom Zeitungsstand und flirtete gelegentlich mit ihr, dass es sich dabei aber um abwechselnd tätige Zwillingsschwestern handelte, war ihm allerdings nicht bekannt. Kommissar Stevenson sucht abends Dr. Elliott in seiner Wohnung auf und bittet ihn, sich mit den jungen Damen zu beschäftigen, zumal dieser ihm mitteilt, dass es keine zwei gleichen Charaktere gibt, auch nicht bei Zwillingen. Was bedeutet, dass ein Zwilling einen Mord begehen könnte, der andere Zwilling nicht. Elliott lässt sich auf Stevensons Bitte ein und lädt die beiden Schwestern ein, an seiner Zwillingsforschung teilzunehmen, zumal sie ihren Job nun verloren haben und damit ihr Einkommen aufbessern könnten. Ruth und Terry sind sich uneins, nehmen aber Elliots Einladung ins Institut an…

Olivia de Havilland gibt hier eine beeindruckende Leistung ab in der Doppelrolle als Ruth und Terry Collins. Während Terry ziemlich direkt und offen ist, handelt Ruth zurückhaltender und vorsichtiger. Im Film tragen die Schwestern zwar eine Namenskette (wohl um sie für den Zuschauer eindeutiger erkennbar zu machen), doch selbst wenn sie ihre Rollen (und Namensketten) tauschen, kann man anhand der Verhaltensweisen meist den richtigen Zwilling erkennen. Während man in Filmen bei Doppelrollen normalerweise gleich agierende Personen sieht, erkennt man hier jedoch nur äußerlich gleiche Charaktere. Während Olivia de Havilland sieben Jahre zuvor in "Vom Winde verweht" die gütige Melanie spielte, glänzte die zusehends in Gestalt und Darstellung gereifte Darstellerin in diesem Film mit gleich zwei verschiedenen Charaktern. Sie erhielt in diesem Jahr allerdings bereits einen Oscar, und zwar für ihre Leistung in "Mutterherz". Anderenfalls wäre sie wohl auch für diesen Film nominiert worden. Der Film erhielt aber eine Oscar-Nominierung für das Drehbuch. Doch auch die Spezialeffekte sind technisch bemerkenswert gut ausgeführt für diese Zeit, insbesondere die Szene, in der Terry ihre Schwester Ruth in den Arm nimmt, während diese ihren Kopf an Terrys Wange lehnt " beide mit dem Gesicht der Kamera zugewandt. Das könnte selbst mit heutiger Technik nicht besser gemacht werden.

Der Film ist ein echter "film noir" der klassischen Linie mit all seinen Licht- und Schattenspielen, hier jedoch gleich mit zwei "femme fatale" angereichert. Als Detektiversatz fungiert Lew Ayres als Dr. Elliott, wobei er weniger den Kriminalfall als vielmehr den Charakter der Zwillingsschwestern erforscht. Thomas Mitchell als Kommissar Stevenson und seine eigene Ermittlung gerät dabei nach und nach immer mehr in den Hintergrund und dient lediglich noch als Informationsempfänger, was etwas schade ist, denn etwaige dortige Erkenntnisse dürften die Spannung für den Zuschauer erhöhen. Die Spannung bleibt zwar auch bei dieser sich ruhig entwickelnden Handlung bestehen, doch hat man das Gefühl, irgendetwas fehlt hier " nämlich der Nebenschauplatz des Films. Das liegt aber eher an der heutigen Eigenart der Filmemacher, mehrere Handlungsfäden in denselben Film unterzubringen, während man sich hier auf einen einzigen Faden konzentrierte. Nichtsdestotrotz handelte es sich bei dieser Produktion um ein beachtens- und sehenswertes Stück Zelluloid und verdient es vollkommen, in dieser Sammlerkollektion aufgenommen zu werden. Ein fein nuanciert gespieltes Psychoduell, wobei der Titel den dunklen Zwillingscharakter bezeichnet.

Das Filmformat ist in 4:3 gehalten, wobei der FSK-16-Film selbst digital überarbeitet scheint, denn die Qualität ist wirklich sehr gut " schön scharf, kaum Bildrauschen, wenig Dropouts. Als Sammler und Fan ist man für diese Überarbeitung des alten Filmmaterials, wie man es bei Koch Media inzwischen fast schon gewöhnt ist, sehr dankbar. Doch bei aller Dankbarkeit: Für hörgeschädigte Zuschauer fehlen auch hier wieder Untertitel. Der DD-2.0-Ton ist sowohl in deutsch als auch englisch klar und verständlich, auch wenn der deutsche Ton geringfügig dumpfer klingt. Als Extra ist auf der DVD außerdem noch eine Bildergalerie mit Filmplakat, Infos und Aushangfotos enthalten. Alles zusammen in einem flachen Hardcover-Büchlein, welches an der linken Innenseite die DVD problemlos aufbewahrt, während an der rechten Innenseite ein eingeklebtes und sehr informatives Booklet über den Film und die Darsteller informiert. Ein echtes Schätzchen der "film noir"-Kollektion dank guter Darsteller und Filmqualität. (gh)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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