Begegnung in Salzburg

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Datum: 14.02.2010 | VÖ: 30.06.2006 | Herausgeber: 101 Pixel | Kategorie: Film

Hans Willke ist Generaldirektor der Terstappen-Werke. Er ist Tag und Nacht beschäftigt und lebt für die Firma und seine Karriere. Doch so richtig zufrieden scheint er trotz seines Erfolges und seines Geldes nicht zu sein, was seine Frau am stärksten zu spüren bekommt. Als er unangekündigt eine Reise nach Salzburg unternimmt, um dort einen alten Freund zu besuchen, der dort bei den Salzburger Festspielen den Tod im "Jedermann" mimt, beginnt eine große Wendung in seinem Leben. Er möchte ihn ein Angebot unterbreiten, Leiter eines geplanten Firmentheaters zu werden und lockt ihn mit großzügigen Angeboten und Freiheiten innerhalb des Theaters, doch sein Freund Bernhard von Wagner lehnt ab. Das glückliche und freie Leben, das er führt, möchte er nicht aufgeben. Er ist zufrieden und sieht keinen Grund, dies für Geld oder Ansehen aufzugeben. Diese Einstellung macht großen Eindruck auf Willke, was die Folge hat, dass er mehr und mehr beginnt, an seinem eigenen Lebensstil zu zweifeln.
Im Salzburger Nachtleben lernen die zwei Freunde eine Gruppe junger Studenten kennen. Darunter ist auch eine gut aussehende Frau, die Willke für sich gewinnen will. Er findet Gefallen an diesem unbeschwerten Leben, wird jedoch bald wieder in alte Muster zurück gerissen, als er mitgeteilt bekommt, dass es in seiner Firma nicht so läuft, wie er sich das dachte. Von einem Moment auf den anderen ist Willke wieder wie ausgewechselt und macht sich sofort auf den Weg in seine Firma. Seinen Kopf hat er jedoch nicht so richtig frei, weil er hin- und hergerissen ist. Bernhard von Wangen hat dies verstärkt, als er ihn noch einmal auf sein recht sinnloses Leben hingewiesen hat. Schon im Auto merkt er, dass es ihm nicht gut geht. Sein Herz macht Probleme und er sieht ein, dass er kürzer treten muss. Dies will seine Firma jedoch nicht zulassen. Willke beginnt an Allem zu zweifeln und stürzt in eine Sinnkrise, die durch seine stark angeschlagene Gesundheit verstärkt wird...

Auf der Verpackung der DVD zu "Begegnung in Salzburg" steht bei Curd Jürgens der Hinweis "in einer seiner besten Rollen", was mich auf den ersten Blick dazu bewogen hat, ein wenig zu schmunzeln, weil solche Aussagen schon fast inflationär für DVD-Veröffentlichungen hergenommen werden, um den Kaufreiz zu erhöhen. Seitdem ich den Film gesehen habe, würde ich diese Behauptung allerdings " ohne natürlich alle Werke mit Curd Jürgens gesehen zu haben " sofort unterschreiben. Der Film ist nämlich nicht nur spannend, authentisch und mitreißend inszeniert, sonder gerade Curd Jürgens und Viktor de Kowa in den Hauptrollen bringen durch die großartige Verkörperung ihrer Figuren unglaublich viel Tiefe mit in die Handlung ein. Aber nicht nur diese zwei Schauspielgrößen muss man hier hervorheben. Der ganze Film ist stimmig und rund, sowohl das großartige Drehbuch als auch die passende musikalische Untermalung und natürlich auch die Spielleitung passen einfach. Hier muss man bemerken, dass sowohl der Regisseur Max Friedmann als auch der Autor Thomas Münster nur für wenige Filme tätig gewesen sind, was sehr bedauernswert ist in Betracht auf dieses großartige Werk. Für die Musik war mit Peter Thomas dafür ein sehr bekannter und viel beschäftigter Künstler zuständig.
Die Geschichte und das Grundanliegen des Filmes wird vor allem durch zahlreiche dezente Stilmittel grandios in Szene gesetzt. So wurden immer wieder Metaphern in das Geschehen mit eingebaut und viele Aussagen und Dialoge führen den Zuschauer nach und nach in die richtige gedankliche Richtung. Salzburg und seine Jedermann-Festspiele (Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes) ist eine hervorragende Kulisse für Willkes Neugesinnung und die Tatsache, dass sein bester Freund, der eine erhebliche Beteiligung an Willkes neuen Ansichten hat, den Tod im Jedermann spielt, ist nicht nur passend, sondern schon nahezu genial. Der Film hat dem Zuschauer so unglaublich viel zu bieten und diese zahlreichen Facetten erschließen sich erst nach mehrmaligem Schauen des Streifens. Die Grundaussage des Filmes wird jedoch schon sehr früh den Zuschauern klar gemacht, spätestens wenn Bernhard von Wagner seinen Freund vor seiner Heimreise rät: "Ich finde, du lebst gar nicht, Du existierst ja doch nur. Wie übrigens die meisten Menschen heute nur existieren. Wirf doch mal alles weg, was Dich daran hindert zu leben, Deine Arbeitswut, deine Arbeitshast, natürlich auch dein Ehrgeiz. Schau mal nach, schau mal sehr vorsichtig nach, ob nicht unter der Schlacke doch ein Fünkchen glimmt..."

Natürlich hat der Film auch zahlreiche heitere und unterhaltsame Momente. Das sorgt dafür, dass er nicht bedrückend auf den Zuschauer wirkt, wovon man bei diesem Grundthema eigentlich ausgehen könnte. Gerade Walter Giller, der einen Versicherungsangestellten spielt, der auf Willke angesetzt ist, damit er seine Versicherungssumme erhöht und ihn den gesamten Film kaum zu fassen bekommt, sorgt für viel Unterhaltungswert aber auch Charme. Dieser wird aber nicht nur von Giller, sondern vom gesamten Schauspielensemble transportiert. Trotz des schwermütigen und heute noch hochaktuellen Themas ist "Begegnung in Salzburg", dessen Arbeitstitel übrigens "Tod in Salzburg" war, nicht beklemmend. Der Film ist unterhaltsam, macht Spaß und ist einfach ein Genuss, weil er so unglaublich viel bietet. Das Flair der 60er Jahre, das nicht nur durch die abgebildete Zeit von damals sondern auch durch die Schwarz-Weiß-Aufnahmen und der theatralischen Beat-Musik, die an manchen Stellen zum Einsatz kommt, deutlich wird, rundet diesen Film perfekt ab.

Bereits seit dem Jahr 2006 ist dieser 95-minütige Film auf DVD erhältlich. Veröffentlicht hat ihn die Münchner Firma "101 Pixel", die in den letzten Jahren durch zahlreiche Veröffentlichungen qualitativ hochwertiger Filmstoffe aufgefallen ist - "Begegnung in Salzburg" gehört ganz klar ebenfalls zu diesen Stoffen. Auch wenn man im Rahmen einer solchen DVD-Veröffentlichung viel mehr zusätzliches Material zusammentragen könnte, ist dieses Produkt in Betracht auf das Preis-Leistungs-Verhältnis in vollem Maße gelungen. Die Bild- und Tonqualität des Films ist gut und das Artwork wurde sehr stilvoll und liebevoll gestaltet, so hat man zum Beispiel das Inlay doppelseitig bedruckt, so dass man durch die durchsichtige Hülle ein großes Bild aus dem Film zu sehen bekommt, was den Kunden schon einmal super auf den Hauptfilm einstimmt. Andere Firmen nutzen diesen Platz um Eigenwerbung zu betreiben. Dafür sucht man ein Beiheft oder Beiblatt mit weiteren Informationen vergebens. Auf der Disc findet man neben dem gut gestalteten Menü, das mit Filmmusik unterlegt ist, eine Kapitelwahl sowie Extras in Form von einer ausführlichen Trailerschau, einer Bildergalerie, Kurzbiographien zu den Hauptdarstellern und weiterführenden Informationen zum Hersteller der DVD.

"Begegnung in Salzburg" ist nicht nur ein rundum gelungener Film, der mit Schauspielgrößen wie Curd Jürgens, Viktor de Kowa, Walter Giller oder Paul Dahlke auf ganzer Linie überzeugen kann, auch die DVD-Veröffentlichung ist gelungen. Dieser zu unrecht viel zu unbekannte Film hat nun endlich die Möglichkeit, zumindest von einem kleinen Kreis von Interessierten besser wahrgenommen zu werden. Lohnenswert ist er allemal! (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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