Desert Fury - Liebe gewinnt (Film Noir Collection 4)

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Datum: 09.02.2010 | VÖ: 04.12.2009 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

Paula Haller (Lizabeth Scott) hat die Schule geschmissen und kehrt nun mit dem Auto nach Chuckawalla zurück, wo ihre Mutter Fritzie Haller (Mary Astor) ein Spielcasino betreibt. Unterwegs trifft sie auf Eddie Bendix (John Hodiak) und seinen Freund Johnny Ryan (Wendell Corey), die an einer Brücke Halt machten, wo vor vielen Jahren die Frau von Eddie tödlich verunglückte. Eddie wird seitdem nachgesagt, dass er den Unfall geplant habe. In der kleinen Stadt trifft Paula auf den Hilfssheriff Tom Hanson (Burt Lancaster), der sich in Paula verliebt. Allerdings hat Paula ein Auge auf Eddie geworfen. Eddie ist ihren Avancen zwar nicht abgeneigt, weist sie aber dennoch zurück, weil er zu Recht Schwierigkeiten befürchtet, denn Fritzie, die früher mal eine Affäre mit Eddie hatte, steht dieser Schwärmerei ihrer Tochter verständlicherweise abweisend gegenüber, zumal sich die Gerüchte um den damaligen Unfalltod von Eddies Frau hartnäckig halten. Dabei wird sie nicht nur von Tom, sondern auch von Eddies Kumpel Johnny unterstützt, der scheinbar ein Geheimnis verbirgt, aber nicht mit der Sprache herausrückt. Als sich Eddie schließlich doch noch auf Paula einlässt und beide zusammen die Stadt verlassen wollen, eskaliert die Situation…

Bei diesem Film handelt es sich nicht um eine klassische "film noir"-Produktion im Sinne der Schwarzweißfilme der 40er und 50er Jahre, denn er wurde in TechniColor gedreht. Es fehlen auch die sonst üblichen Protagonisten wie die geheimnisvolle "femme fatale", der Detektiv und ein aktuell zu lösender Kriminalfall. Lediglich die Licht- und Schattengestaltung erinnert noch an das "film noir"-Thema, insbesondere bei der Außengestaltung von Fritzies Domizil. Die Rolle des Eddie Bendix kommt der Figur einer geheimnisumwobenen "femme fatale" noch am nächsten, denn Eddie scheint etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun gehabt zu haben. Es gibt jedoch weitere Antagonisten, denn auch Fritzie und Johnny haben ihre Geheimnisse. Halbwegs positive Charaktere scheinen lediglich Paula und Tom zu sein, die um die Wahrheit und die dunklen Schatten der Vergangenheit kämpfen, die offensichtlich von allen anderen im Verborgenen gehalten werden soll. Als die Wahrheit jedoch tatsächlich ans Licht kommt, stehen einige Personen plötzlich in ganz anderem Licht da. Das Dunkle an diesem "film noir" sind nämlich weniger die Szenen, sondern vielmehr die dunklen Geister der Vergangenheit, die den Personen zu schaffen machen. Für Fans der "film noir"-Filme auch als Farbfilm durchaus sehenswert, obwohl es ein eher mittelmäßiger als hervorragender Film ist. Lancaster zeigt hier aber dank seiner langjährigen Bühnenerfahrung bereits die Talente, mit denen er später auch als "Mr. Muscle and Teeth" bekannt wurde. Mary Astor war zu dieser Zeit schon eine geachtete Darstellerin, John Hodiak und Wendell Corey zeigen ebenfalls Erfahrung, wenn sie auch meist nur in B-Movies zu sehen waren. Lizabeth Scott ist noch die Unerfahrenste dieser Crew, war sie doch als Fotomodell tätig, bevor sie 1945 zum Film kam. "Desert Fury" war erst ihr vierter Film.

Für den 1913 in New York geborenen Burton Stephen Lancaster war es die erste Filmproduktion, nachdem er 1946 nach mehreren Jahren als Theaterdarsteller nach Los Angeles fuhr, sich dort mit einem geborgten Anzug in Hollywood vorstellte und sofort für "Desert Fury" engagiert wurde. Der Name wurde " nach Ablehnung eines gänzlich anderen Künstlernamens " auf Burt Lancaster gekürzt. Noch vor Drehbeginn bekam er den Tipp zu einer anderen Produktion namens "The Killers" ("Die Killer" bzw. "Rächer der Unterwelt"), wo er für die Rolle des Schweden Andersen engagiert wurde. Der Film wurde schnell abgedreht und kam sogar noch vor "Desert Fury" in die Kinos. Der Erfolg des Films und der Rolle des ‚Schweden’ überraschte Produzent Hal B. Wallis und veranlasste ihn, den Kinostart von "Desert Fury" zu verzögern, wo Lancaster lediglich in einer Nebenrolle zu sehen war. Lancaster hatte inzwischen seinen dritten Film "Brute Force" ("Zelle R 17") abgedreht, in dem er die Hauptrolle hatte. Als auch dieser sehr erfolgreich war, gab Wallis Ende September 1947 "Desert Fury" für das Kino frei, um jetzt vom nun wesentlich bekannteren Namen seines neuen Stars mehr profitieren zu können. Lancaster sollte zwar 1250 US-$ wöchentlich erhalten mit Aussicht auf höhere Gage, erhielt aber während der Planungsphase zu "Desert Fury" nur 200 US-$ wöchentlich und plante daher schon seine Rückreise nach New York. Ohne den Tipp zu "The Killers" wäre der Filmbranche mit Sicherheit ein überaus erfolgreicher Publikumsmagnet entgangen, der sich dem Kinopublikum nicht nur durch Western, sondern auch durch Mantel- und Degen-Filme einprägte. Auch Lancaster selbst glaubte, dass aus ihm ohne diesen Tipp nicht viel geworden wäre.

Der Film wurde offensichtlich digital überarbeitet, denn Farben, Kontrast, Bildrauschen und Schärfe sind durchweg überdurchschnittlich gut. Auch der DD-2.0-Ton, der sowohl in deutsch als auch in englisch enthalten ist, gefällt durch klare und saubere Verständlichkeit. Bedauerlicherweise müssen hörgeschädigte "film noir"-Fans hier auf Untertitel verzichten " es gibt wieder keine. Die DVD führt über animierte Menüs außer zum 92minütigen Film im 4:3-Format und der Tonauswahl noch zu einem Original-Trailer sowie einer Bildergalerie, welches u. a. auch Werbematerial zeigt. Das Cover ist als schmales Hardcover-Buch ausgelegt, in dem rechtsseitig ein 12seitiges Booklet fest enthalten ist, während die DVD an der linken Innenseite anstandslos festgehalten wird. Die gezeigten Bilder außen und innen sind nur in schwarzweiß, was zum einen etwas darüber hinwegtäuscht, dass es dennoch ein Farbfilm ist, andererseits aber optisch zu den übrigen Filmen dieser für Sammler gedachten Edition passt. Die Front wird zwar von einem großen transparentem FSK-6-Aufkleber verunziert, der sich aber mit etwas Vorsicht rückstandslos entfernen lässt " die FSK-Angabe ist auf der Rückseite wesentlich gefälliger aufgeführt. Fazit: Durchschnittlicher Film, gute Darsteller, sorgsame Covergestaltung, leider fehlende Untertitel. Gerade letzter Punkt sollte heutzutage und gerade bei diesem Medium eigentlich fast schon eine Selbstverständlichkeit sein, bietet es sich dafür doch ideal an. Nicht nur, dass viele Fans klassischer Filme zur älteren Generation gehören dürften, inzwischen weisen auch die Fans jüngerer Generationen immer mehr deutliche Gehörschäden auf und dürften dafür dankbar sein. (gh)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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