The Champ

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Datum: 26.01.2010 | VÖ: 28.01.2010 | Herausgeber: Ascot Elite Home Entertainment | Kategorie: Film

Erik Kernan Jr. (Josh Hartnett), der Sohn eines anerkannten Sportjournalisten, will in die Fußstapfen seines Vaters treten. Er ist auf der Suche nach Erfolg in seinem Job, und auch privat will er für seinen Sohn Teddy ein Vorbild sein. Da wegen dem früheren Erfolg seines Vaters auf ihm allerdings ein großer Druck lastet und er deshalb ständig an dessen Erfolg gemessen wird, fällt es Erik schwer, seinen eigenen Weg zu finden. So stolpert er durch eine Reihe mittelmäßiger, gar unterdurchschnittlicher Sportartikel, und er selbst ist mit dieser Situation am wenigsten zufrieden. Als er jedoch auf den obdachlosen Bob Satterfield (Samuel L. Jackson) trifft, sieht er seine einzigartige Chance, endlich als eigenständiger Journalist akzeptiert und annerkannt zu werden. Bob war in den 50er Jahren ein erfolgreicher Profiboxer im Schwergewicht, doch sein Traum, den ersten Platz in der Weltrangliste zu besetzen, zerplatzte, als er dem amtierenden Champion unterlag. Nach diesem einschneidenden Erlebnis ging es mit Satterfields Leben stetig bergab, nach einigen Jahren als Amateurboxer schlägt er sich nun buchstäblich als alter Mann, der sich selbst als "The Champ" bezeichnet, durch die Straßen von Denver. Erik will mit seiner Hilfe diese Lebensgeschichte veröffentlichen und damit seinen entgültigen Durchbruch sichern.

Eigentlich sind Dramen nicht gerade mein favorisiertes Genre in der Filmwelt. Zu oft werden Klischees oder andere typische Stilmittel benutzt, um Emotionen beim Zuschauer künstlich hervorzurufen. Ein wirklich gutes Drama hingegen muss jedoch vor allem den Eindruck vermitteln, ehrlich und authentisch zu sein, und eben nicht zwanghaft versuchen, dem Publikum auf die Tränendrüse zu drücken. Es existieren nur wenige Beispiele, welche diesen Maßstab wirklich halten können. Zuletzt konnte mich Will Smith mit seinem Sohn in "The Pursuit of Happyness" überzeugen. Einer der ganz wenigen erlebten Augenblicke, in dem ich von einem Film wirklich ergriffen war und welchem es hauptsächlich aufgrund des wahren und ernsten Hintergrundes gelang, mich in seinen Bann zu ziehen.

Seit heute kann ich ein weiteres Drama zu genannten Ausnahmeerscheinungen zählen. Man merkt, dass Regisseur Rod Lurie mit seinem Projekt "The Champ" (Originaltitel: "Resurrecting The Champ") nicht einfach nur die Kinokassen füllen, sondern in erster Linie eine berührende, facettenreiche Geschichte erzählen wollte. Nach eigener Aussage war ihm die Realisierung des Films von großer Bedeutung, und in vielen Szenen ist die Sorgfalt und das Herzblut, welches in die Ausarbeitung gesteckt wurde, bemerkbar. Der einzige Kritikpunkt, den man an diesem Meisterwerk anbringen könnte, ist wohl auch gleichzeitig seine größte Stärke - es ist nicht deutlich erkennbar, in welche Richtung die Erzählung schreitet. Sehr auffällig ist natürlich zunächst die Beziehung zwischen Erik und Champ, welche sich von Treffen zu Treffen zunehmend intensiviert, schlussendlich sogar freundschaftliche Züge annimmt. Auch die generell starke Einbeziehung der Vater-Sohn-Verhältnisse der beiden Hauptprotagonisten und der gegenseitige Austausch über jene wird sehr deutlich thematisiert. Zudem ist die gesellschaftliche Kritik, am Boxsport oder den ethischen und moralischen Verpflichtungen und Regeln des (Sport)-Journalismus, fast immer präsent. Die Erzählung dieser Geschehnisse und Problematiken wird visuell sowie musikalisch nahezu perfekt untermalt. Ein großer Teil des intensiven Filmerlebnisses ist dabei Samuel L. Jackson zuzuschreiben. Er schafft es, seine Rolle als obdachloser Ex-Boxprofi unfassbar authentisch darzustellen, und wenn man ihn betrunken und verwirrt in einer Seitengasse beobachtet, während er immer noch seine Fäuste schwingt und von alten Zeiten träumt, kann man Tränen nur noch mit Mühe zurückhalten. Josh Hartnett stellt seine Rolle ebenfalls sehr überzeugend dar, seine schauspielerischen Fähigkeiten sind mir zuletzt in "Lucky Number Slevin" sehr positiv aufgefallen. Es ist jedoch offensichtlich, dass Samuel L. Jackson schlicht viel mehr Erfahrung besitzt und ihm so auf dieser Ebene die Show stielt. Der Soundtrack fügt sich lückenlos in die emotionalen Szenen dieses Werkes ein, Larry Groupé gelingt es, auch die letzten Zuschauer mit seinen melancholischen Melodien entgültig an den Film zu binden und zu fesseln.

Es ist verwunderlich, dass dieses Drama außerhalb der Vereinigten Staaten kaum Beachtung fand, und umso mehr erfreut es, dass durch die DVD-Veröffentlichung mehr Menschen die Möglichkeit bekommen, an dieser Geschichte teilzuhaben. Die DVD muss sich vor der inhaltlich hohen Qualität jedenfalls nicht verstecken. Die Bildqualität ist sehr zufriedenstellend, in den relativ häufig auftretenden dunkleren Szenen sind wegen des guten Kontrasts viele Details erkennbar. Das Video ist zudem gestochen scharf, man erkennt jede Falte und Narbe in Champs Gesicht. Der Ton wird auf Deutsch in den Formaten DD 5.1 sowie DTS angeboten, aber auch die englische Originalsynchronisation mit hinzuschaltbaren Untertiteln steht zur Auswahl. Die deutsche Vertonung ist handwerklich gut gelungen, allerdings bemerkt man einen großen Unterschied in Champs heißerer, verrauchter und versoffener Stimme, welche einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Atmosphäre leistet. Im Original hat Samuel L. Jackson mit seiner Interpretation in diesem Punkt deutlich die Nase vorn. Auch die Extras wissen zu gefallen, so darf man einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich persönliche Kommentare der Schauspieler über die Geschichte und die Charaktere ansehen. Ohne die Trailershow kommt man somit auf ca. 45 Minuten Bonusmaterial - qualitativ hochwertig, dennoch hätte ich mir als Sahnehäubchen zusätzliche Informationen zur wahren Begebenheit gewünscht, auf welcher der Film basiert. Für jene, die wie ich keine hässlichen FSK-Logos auf ihren DVD-Covern sehen möchten, kann ich beruhigen, auch an ein Wendecover wurde gedacht.

Dennoch kann man mit diesem Release sehr zufrieden sein, der Preis von 14,99 EUR ist gerechtfertigt und in jedem Fall gut investiert. Zudem ein weiteres Argument, sich so langsam die Anschaffung eines Blu-Ray-Players durch den Kopf gehen zu lassen, denn eine BD-Version von "The Champ" steht ebenfalls in den Startlöchern, und ich bin mir sicher, dass das Quäntchen mehr Bildqualität der Atmosphäre des Films nochmal einen Schub verpassen dürfte. Schlussendlich: Auch wer wie ich sonst nicht allzu viel von Dramen hält, sollte dem Champ eine Chance geben - er hat sie wirklich verdient. (jb)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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