Die Besucherin

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Datum: 19.01.2010 | VÖ: 27.11.2009 | Herausgeber: epix | Kategorie: Film

Der deutsche Film "Die Besucherin" ist das Regiedebüt von Lola Randl und erzählt die Geschichte einer Frau, die sich selbst und den Kontakt zu ihrer Familie längst verloren hat und über den Umweg einer fremden Lebensgeschichte ihre eigene neu zu schreiben versucht.

Agnes (Sylvana Krappatsch) ist eine erfolgreiche Neurowissenschaftlerin, doch ist sie im Lauf der Jahre kalt geworden. Selbst als ein Selbstmörder vor ihr Auto springt, scheint sie dies kaum zu berühren. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass sie keinen Zugang zu ihrer Tochter Leni (Isabel Metz) bekommt und auch ihre Ehe jegliche Leidenschaft verloren hat, was nicht zuletzt daran liegt, dass Agnes nur mäßiges Interesse für die belange ihres Mannes Walter (Samuel Finzi) zeigt, der sich liebevoll um die Kinder und den Haushalt kümmert und nebenbei an einem neuen Krimi schreibt. Auch für ihre impulsive Schwester Karola (Jule Böwe) bringt Agnes kein Verständnis auf, leiht ihr aber dennoch Geld, damit sie zu ihrem Liebhaber fahren kann. Anstatt Dankbarkeit zu zeigen, hinterlässt Karola Agnes auch noch kurzerhand den Schlüssel für eine Wohnung, in der sie eigentlich den Vogel versorgen und die Blumen gießen sollte. Zunächst eher genervt von dieser Aufgabe, taucht Agnes immer mehr in das Leben der fremden Frau Voberg ein, um die sich, wie sie bald herausfindet, eine Tragödie ereignet hat. Immer wieder fährt sie in die Wohnung und dringt in die Privatsphäre der anderen ein. Das geht so weit, dass sie sogar in deren Bett übernachtet. Eines Tages kehrt Bruno Voberg nach Hause, und die beiden beginnen eine Affäre, ohne vorher nur ein einziges Wort miteinander zu sprechen. Auch bei den weiteren Treffen bleibt die Anonymität gewahrt. Während sich Agnes immer weiter auf dieses Abenteuer einlässt, ist Walter zunehmend unzufrieden mit seiner derzeitigen Lebenssituation. Er fühlt sich als Hausmann benutzt und kann nicht mehr ertragen, wie sich seine Frau immer weiter von ihm entfernt und keinerlei Rücksicht auf ihn nimmt.

"Die Besucherin" ist ein stiller Film, der ohne große Effekte auskommt und vieles im Dunkeln lässt. So erschließt sich dem Zuschauer zunächst nicht, was Agnes an Bruno Voberg fasziniert, denn er ist weder sonderlich attraktiv, noch hat es ihn große Mühe gekostet, Agnes zu erobern. Das Verhältnis der beiden bleibt während des ganzen Films kaum greifbar, und auch die Handlungen der Hauptfigur sind mitunter schwer nachzuvollziehen. Erst gegen Ende des Films gelingt es ihr, den Zuschauer ein Stück weit für sich zu gewinnen. Da taugt Karola, die instinktiv und ohne nachzudenken ihrem Herzen folgt, schon eher als Identifikationsfigur, wenn auch nur bedingt. Der einzige wirkliche Sympathieträger des Films ist Walter, der sich lange Zeit aufopferungsvoll um seine Familie kümmert.

Doch gerade diese Ungreifbarkeit ist zugleich eine Stärke des Films, der dadurch sehr authentisch wirkt. Schließlich begegnen wir im wahren Leben auch oft Menschen, die für uns nur schwer zu begreifen und durchschauen sind. Daher ist es hier auch nicht die Aufgabe der Darsteller, uns die Figuren verständlich zu machen, sondern ihnen Glaubhaftigkeit zu verleihen, was allen mit Bravour gelingt.

Neben einigen Trailern enthält die DVD noch ein umfangreiches Interview mit der Regisseurin, das auf jeden Fall empfehlenswert ist, da es den Film zumindest teilweise greifbarer macht.

"Die Besucherin" ist ein guter, aber kein überragender Film und erhält daher drei von fünf Punkten für den Inhalt. Weitere zwei von fünf Punkten kommen für die Produktgestaltung hinzu, da das Interview zwar interessant, die Aufmachung ansonsten aber etwas lieblos geraten ist. Daraus ergibt sich eine Gesamtbewertung von fünf Punkten. (ck)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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