6 auf einen Streich - Frau Holle

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Datum: 04.01.2010 | VÖ: 13.11.2008 | Herausgeber: KNM Home Entertainment GmbH | Kategorie: Film

Im Jahr 2008 entstanden im Auftrag der ARD sechs Neuverfilmungen der Märchen der Gebrüder Grimm unter dem Titel "6 auf einen Streich". Im vergangenen Jahr kamen noch acht weitere dazu. Die Reihe umfasst die Märchen: "Frau Holle", "Brüderchen und Schwesterchen", "König Drosselbart", "Der Froschkönig", "Das tapfere Schneiderlein", "Tischlein deck dich", "Die Gänsemagd", "Schneewittchen", "Die Bremer Stadtmusikanten", "Dornröschen", "Der gestiefelte Kater", "Rapunzel", "Die kluge Bauerntochter" und "Rumpelstilzchen". Für die Hauptrolle des Märchens "Frau Holle" hat man Marianne Sägebrecht verpflichtet. Eine bessere Wahl hätte man nicht treffen können. Sie lebt förmlich ihre Rolle als einfühlsame, liebevolle, Tuba spielende Frau Holle. Im Märchen fällt der Satz "Sieht sie nicht aus wie eine Sonne!", genauso kann man sie in der Tat beschreiben! Besonders gelungen ist die computeranimierte Welt, in der die beiden Mädchen Marie und Luise die Brote aus dem Ofen holen und den sprechenden Apfelbaum schütteln müssen. Die Wiesen sind voller Blumen und alle Tiere können sprechen. Es herrscht eine friedliche und sorglose Stimmung. Der kluge Rabe Gustav ist der Wegbegleiter zum Haus der Frau Holle. Dieser scheinbaren Traumwelt entgegengestellt wird das Dorf, in dem die beiden Mädchen wohnen. Es ist vollkommen realistisch und bildet einen wunderbaren Kontrast zur animierten Welt. Es gibt ein Wiedersehen mit bekannten Schauspielern, wie Franziska Troegner ("Mama ist unmöglich"), Johanna Gastdorf ("Die Welle") und Herbert Feuerstein ("Schmidteinander"). Sie tragen eine Menge dazu bei, dass sich auch die Nebenhandlung ansprechend und originell in die Geschichte eingliedert. Alle Schauspieler erscheinen sehr professionell und glaubwürdig.

Dennoch gibt es einige Aspekte, die etwas negativ zu beurteilen sind oder zumindest doch auffallen. Man bemerkt deutlich, dass die Geschichte in ihrer Gesamtheit sehr weich und harmonisch produziert wurde. So gibt es keine böse Stiefmutter, die Marie dazu zwingt alle Arbeiten zu machen, sondern eher eine normale Mutter, die erkannt hat, dass ihre zweite Tochter Luise zu faul und tollpatschig zum arbeiten ist. Im Prinzip bittet sie Marie eher darum, es alleine zu machen, weil Luise sie nur aufhalten würde. Neu ist auch, dass man Gut und Böse nicht in das typische dunkelhaarig und blond eingeteilt hat, sondern beide Mädchen blond sind und sich sehr ähneln. Vermutlich hat man die Charaktere bewusst so gewählt, weil auch das Ende ein etwas anderes ist. Die "Pechmarie" Luise lässt man nach dem Besuch bei Frau Holle nach und nach durch gute Taten ihre Schönheit wieder zurückgewinnen. Die Strafe wird hier sehr gemildert, so dass das Pech, oder in diesem Fall der Schmutz, nicht ein Leben lang an ihr hängt. In dieser Version gibt man der "Pechmarie" eine zweite Chance, so hübsch, nett und fleißig wie ihre Schwester zu werden. Darin liegt wahrscheinlich auch die Wahl der äußerlichen "hnlichkeiten der Darstellerinnen begründet. Die plötzliche Einsicht der "Pechmarie" erscheint jedoch etwas unglaubwürdig und die Idee, dass sie Tieren Gutes tun muss und dadurch Schritt für Schritt ihre Schönheit wiederbekommt, ist auch nicht neu. Diese Szenen erinnern doch sehr an das Märchen "Das singende, klingende Bäumchen". Das Kleid der "Goldmarie" hätte auch, wie ihre Spindel, aus Gold sein müssen und nicht nur gelb strahlen sollen. So hätte es einheitlicher und edler gewirkt. Des Weiteren konzentriert man sich in dieser Verfilmung ein bisschen zu sehr auf die Handlung im Dorf. Die Szenen in Frau Holles Haus kommen zu kurz. Interessanter wäre es gewesen, etwas detaillierter zu sehen, wie beide Mädchen bei Frau Holle leben und arbeiten (oder auch nicht). Nicht alles davon ist unbedingt negativ zu bewerten, aber viele Dinge verleihen dem Film eine zu harmlose Note, scheinbar ohne Konsequenzen. Lediglich die Botschaft, dass man Fehler wieder gutmachen kann, wird vermittelt. Der eigentliche Sinn, dass Fehler bestraft werden und man dafür geradestehen muss, tritt in den Hintergrund. Letztendlich kann man sagen, dass es sich um eine wirklich sehr schöne, aber etwas zu verharmloste Verfilmung handelt.

Der Film hat eine Laufzeit von 60 Minuten und besitzt die Specials "Wie Frau Holle den Schnee macht" und "Die Lebensweisheiten der Marianne Sägebrecht". Besonders im zweiten Beitrag macht es richtig Spaß, Marianne Sägebrecht zuzuhören. Ihre Herzlichkeit ist sehr bewegend. Das Menü wurde animiert und mit Musik unterlegt. Weiteres Bonusmaterial findet man in den Märchenboxen, die zeitgleich entstanden sind. (sl)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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