Der Dicke und das Warzenschwein

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 09.01.2010 | VÖ: 26.11.2009 | Herausgeber: 3L Film | Kategorie: Film

Zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs sind Menschen wie Eli gezwungen, sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Durch die Rationierung von Lebensmitteln gerät er schnell in eine Notlage und macht letztendlich auch vor gesetzeswidrigen Handlungen nicht Halt, um den eigenen Bauch zu füllen. Räuber und Banditen werden aufgrund dieser leichten Versuchung mit drakonischen Strafen belegt, und so geschieht es, dass Eli sich bald auf Galgenbrettern wiederfindet. Weil er sich jedoch entschließt, unter der Leitung von Colonel Pembroke auf eine gefährliche Mission zu folgen, für welche keine Soldaten aus der Armee zur Verfügung gestellt werden können, wird er vor dem sicheren Tod bewahrt. Der Auftrag lautet, mit einem halben Dutzend anderer Banditen das von den Feinden besetzte Fort Holman zurückzuerobern. Schnell wird den Beteiligten jedoch klar, dass dieses Vorhaben nahezu unmöglich erscheint...

Um das Wichtigste vorweg klarzustellen: Der Film wurde in Deutschland ursprünglich durch den Titel "Sie verkaufen den Tod" bekannt. Dieser besaß noch eine komplett andere, zum Original nähere, aber vor allem inhaltlich sehr viel ernstere und dem Italo-Western genregerechtere Synchronisation. Weshalb man sich zu einem neuen Titel mitsamt anderer Sprachversion entschloss, liegt auf der Hand: Der internationale Erfolg von Bud Spencer durch seine Filme mit Terence Hill, welche fast ausnahmslos mit viel Komik, Slapstick sowie den allseits bekannten Prügelorgien gespickt waren, dürfte der Hauptgrund für die Neuausrichtung gewesen sein. So werden nach bekanntem Muster Sprüche geklopft und Spencer wird in seiner Rolle als Eli dadurch manchmal etwas künstlich wirkend in den Vordergrund geschoben. Nicht verwunderlich, denn ursprünglich war die Hauptrolle eigentlich für James Coburn gedacht, welchem der Durchbruch mit "Die glorreichen Sieben" an der Seite von Genrestar Charles Bronson gelang. Desweiteren erwähnenswert ist der relativ kurze Auftritt von "Kojak"-Darsteller Telly Savalas, der den Erzfeind Major Ward verkörpert und durch seine Warze im Gesicht das betitelte Warzenschwein darstellt.

Der Versuch, aus einem ernsten Film eine Slapstick-Haudraufkomödie zu formen, konnte eigentlich aufgrund oben genannter Fakten nur misslingen. Denn der Plot, die Schauplätze und auch die schauschpielerische Leistung lehnen sich stark an dem zur damaligen Zeit sehr beliebten Spaghetti-Western an.

Das größte Manko an dieser DVD ist und bleibt leider die Tatsache, dass die Neusynchronisation im Gegensatz zum Original um satte 35 Minuten (!) geschnitten wurde. Restlos alle gewalttätigen Szenen sind in dieser Fassung entfernt, was dem Film einen bedeutenden Anteil an Atmosphäre entzieht. Auch hinsichtlich der Altersbeschränkungen sind solche heftigen Schnitte einfach nicht mehr zu rechtfertigen. Allerdings scheint die Produktionsfirma 3L Film nicht selbst für die Schnittfassung verantwortlich zu sein, da eine fast identisch geschnittene DVD-Veröffentlichung von e-m-s aus dem Jahre 2003 existiert. Aber wo bestehen überhaupt die Unterschiede zwischen diesem Release und jenem von e-m-s? Die einzig feststellbare Differenz beider DVDs ist das digital remasterte und anamorphe Bild von 3L Film. Ob dies allerdings einen Preisunterschied von 4 EUR rechtfertigt, sei dahingestellt. Ersten Berichten von Käufern zufolge scheint sich die Videoqualität mit bloßem Auge anscheinend nicht von der älteren e-m-s-Version zu unterscheiden. Ich persönlich empfand die Bildqualität für einen Film dieses Alters und im Hinblick auf die offensichtliche Low Budget-Produktion als durchschnittlich, Mosquito-Noise und zu grelle Kontraste paaren sich hier mit einem trotzdem scharfen Bild und satten Farben.

Weitere technische Details ernüchtern zudem: Es wird ausschließlich die deutsche Tonspur in DD 2.0 angeboten, wobei man hier die Mono-Spur einfach auf zwei Frontboxen verteilt hat. Weder andere Sprachen noch Untertitel stehen zur Verfügung, speziell die italienische Synchronisation mit entsprechenden Untertiteln wäre hier eine nette Dreingabe gewesen. Mit herausragenden Extras kann die DVD ebenfalls nicht punkten. So ist bis auf den deutschen Original-Kinotrailer und ein paar Slideshows mit Informationen zu den Darstellern kein weiteres Bonusmaterial vorhanden.

Diese Veröffentlichung krankt an einem offensichtlich nur auf schnelles Geld ausgelegtem Geschäftsmodell seitens des Herstellers. Durchschnittliche Bild- und Tonqualität, keine erwähnenswerten Extras und eine sehr stark geschnittene Fassung runden eine scheinbar lieblos produzierte DVD ab. Eine Kaufempfehlung kann ich bei solch gravierenden Mängeln unmöglich aussprechen. Allerdings scheint 3L Film möglicherweise dazugelernt zu haben - für den 18. Februar 2010 ist ein Release der Originalversion "Sie verkaufen den Tod" auf der eigenen Webseite angekündigt, laut Laufzeitangabe in ungekürzter Fassung. Hoffen wir das Beste! (jb)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.