Das Mädchen aus Monaco

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Datum: 13.01.2010 | VÖ: 19.11.2009 | Herausgeber: Ascot Elite Home Entertainment | Kategorie: Film

Maitre Bertrand Beauvois (Fabrice Luchini) ist ein überhaus erfolgreicher Staranwalt Mitte 50, der in Paris selbst den aussichtslosesten Fall gewinnt. Seit neuestem wurde ihm ein Bodyguard namens Christophe Abadi (Roschdy Zem) zugeteilt, worüber Bertrand nicht glücklich ist. Angeblich sind Anschläge russischer Gangster zu befürchten. Bertrand muss sich erst noch daran gewöhnen, dass Christophe nun alles absichert, bevor Bertrand Zugang erhält. Bertrand ist ein eingefleischter Einzelgänger, der sich engeren Beziehungen zu Frauen verweigert, obwohl durchaus hetero veranlagt. Der ansonsten durchaus eloquente Anwalt wird jedoch vollkommen hilflos und panisch, wenn ihn eine Frau bedrängt und sich ihm anbietet. Normalerweise bricht er dann die Verbindung zu ihnen ab.

Der Maitre wird plötzlich nach Monaco gerufen, wo er eine Frau verteidigen soll, die ihren Liebhaber tötete. In Monaco lernt er in einem Fahrstuhl eines Fernsehsenders die junge schöne Audrey Varella (Louise Bourgoin), die ihm bereits am Abend zuvor als Wetter-Fee im TV aufgefallen ist. Diese scheint Christophe bereits zu kennen, denn sie duzt ihn, und Christophe bestätigt dem Maitre eine frühere Affäre zu ihr. Er klärt seinen Schutzbefohlenen sogar auf, dass Audrey jedes Mittel recht ist, um nach oben zu kommen.

Bertrand trifft immer öfter mit Audrey zusammen, sie taucht sogar im Gerichtssaal auf. Ihre unbekümmerte und hemmungslose Art nehmen ihn nicht nur gefangen, er wird von ihr geradezu überfahren. Er verguckt sich schließlich in Audrey und lässt sich sogar auf eine Beziehung zu ihr ein, denn ihrem offenem und ungestümen Wesen hat er kaum etwas entgegen zu setzen. Die Beziehung zu Audrey reduzieren den wortgewandten und intelligenten Anwalt schließlich zu einem Mann in der Midlife-Krise, der angesichts seines größeren Altersunterschieds zu seiner jüngeren Freundin immer lächerlicher wirkt. Selbst die Eltern seiner angebeteten Audrey sind jünger als er selbst. Christophe weiß um die Schwierigkeiten, die Maitre Bertrand im Prozess hat und versucht daher, Audrey von Bertrand fernzuhalten. Weil letztlich sogar seine Arbeit darunter leidet, wünscht Bertrand sich Hilfe von Christophe, auch wenn er noch nicht weiß, wie der ihm dabei helfen soll. Christophe, der seinen Chef vor ebenso schmerzlichen Erfahrungen zu Audrey bewahren möchte, nimmt diesen Hilferuf aber wesentlich ernster als vom Maitre beabsichtigt. In einer Aussprache gibt Audrey Christophe gegenüber nun offen zu, dass sie durch Bertrand aufzusteigen beabsichtigt . . .

Anne Fontaine führte hier nicht nur Regie, sondern schrieb " zusammen mit Benoit Graffin " auch das Drehbuch zu diesem sehenswerten Film. Gezeigt wird hier, wie ein intellektueller älterer Mann, der im Beruf gefestigt, aber in Beziehungen unerfahren ist, in den Glauben verfällt, seine Affäre zu der wesentlich jüngeren Audrey würde auf Liebe basieren, obwohl er durch Christophe bereits mehrfach gewarnt wurde, dass dem nicht so wäre. Es dauert lange, bis auch Bertrand begreift, dass die junge sexy Wetterfee ihn lediglich benutzt hat, um selbst beruflich nach oben zu kommen und die Warnungen Christophes zu Recht bestanden. Der 58jährige Fabrice Luchini gibt hier eine Idealfigur eines Mannes ab, der mit der versteckten Absicht und hemmungslosen Freizügigkeit einer rücksichtslosen jungen Frau nicht umgehen kann, etwas anderes darin sieht und dabei den Halt verliert, geradezu zum Trottel wird. Dabei spielt er aber keineswegs einen staubtrockenen Akademiker, der in einer Welt der Paragraphen lebt, wie gerne oft gezeigt wird, sondern einen Mann, der durchaus mit beiden Beinen in der Welt und seinem Umfeld lebt. Roschdy Zem (44) als Sicherheitsmann dagegen spielt einen pragmatisch denkenden Mann, dem zudem die junge Frau aufgrund eigener Erfahrung hinsichtlich bekannt ist. Zem erinnert in seiner dynamisch Art als auch von der optischen Erscheinung her etwas an den US-Präsidenten Obama, was ihm von vornherein Sympathiepunkte der Zuschauer einbringt. Beabsichtigt? Die 28jährige Louise Bourgoin ist hier als rücksichtslose und egoistische "femme fatale" Audrey in ihrer ersten größeren Filmrolle zu sehen, nachdem sie in der französischen TV-Doku-Soap "Le grand journal de Canal+" ein knappes Dutzend Mal als Wetterfee unter eigenem Namen auftrat. In 2009 nahm sie zwei Filmrollen an, für 2010 sind drei Filmrollen eingeplant, darunter sogar eine Titelrolle.

In den Grundzügen mag der Film vielleicht an "Der blaue Engel" aus dem Jahr 1930 erinnern, im Gegensatz dazu werden die Hintergründe und Situationen hier aber nicht nur angedeutet, sondern offen gezeigt. Und während der von Jannings gespielte Professor Unrat offensichtlich schon ein grundsätzlich gestörtes Verhältnis zu Frauen an sich hat, was zu seinem Untergang führt, ist Maitre Bertrand durchaus Frauen zugetan, da wesentlich lebenslustiger und eloquenter als Unrat " wenn auch ablehnend gegenüber engeren Beziehungen. Als Komödie (oder gar "leichte Sommerkomödie") möchte ich diesen Film aber keinesfalls bezeichnen, auch wenn die ganze stylische Aufmachung ähnliches suggeriert, dazu fehlt einfach das nötige unterhaltsame Element, wenn auch gelegentlich komisch. Tragödie trifft es auch nicht, der Begriff Drama passt dazu aber wie die Faust aufs Auge.

Angenehm ist die Kameraführung, erfreulicherweise wurde hier noch der ältere Erzählstil angewandt, wenn auch mit teilweise neueren Blickwinkeln. Dass man hier nicht die heute viel zu häufig zu sehenden hektischen Bildschnitte und Szenenwechsel wie in Musikvideos üblich anwendet, lässt dem dankbaren Zuschauer Zeit, sich in Ruhe auf die Charaktere und die Handlung einzulassen. Das 16:9-Bild zeigt keine Auffälligkeiten bei Schärfe, Farben und Kontrast. Der Ton ist wahlweise in französischem DD-5.1-Ton, französischem DD-2.1-Ton und deutschem DD-5.1-Ton vorhanden, deutsche Untertitel können auf Wunsch aktiviert werden. Neben deutschem und französischem Trailer ist noch das "Making Of" einer wichtigen Szene vorhanden, dieses ist aber leider nur in französischem Originalton vorhanden " und ohne deutsche Untertitel. Schade. Dennoch ein beachtenswerter Film.
(gh)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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